Bis neulich war ich in Wismar in meiner ersten Reha, und weil ich kurz darauf Zuhause kein Internet hatte, schrieb ich schon mal einen Text zum anknüpfen, den ich heute reinstellen möchte.
Mein Bruder hatte mal einen Unfall. Das sah bestimmt so aus wie das, was ich achtzehn Jahre später auf einer Party sah. Aber das ist eine andere Geschichte und mein Bruder lebt ja auch noch.
Heute weist mein eigenes Gehirn eine morphologische Besonderheit auf, als hätte jemand gegengetreten:
Puzzle mit schräg verlaufender Aufwölbung. Hier: ohne Risse, alle Teile da und aneinandergefügt. Die Delle aktuell kommt von einem Unfall. Und seit dem zieht das Gehirn sich in sich zurück. Die Sicht möchte nichts aufnehmen. Eine Feuersbrunst tobt.
Ich sehe die Struktur und sie beunruhigt mich. Sie bewirkt in mir diesen inneren Aufruhr, dessen Glut mich killt. Eine leichte Verschiebung ist auch drin, sie verläuft als total schräge Sichtachse. Habe darüber ein Schielgefühl bzw. sowas Versetztes, links tritt etwas hervor. Fühle auch unterschiedliche Sehschärfen. Schluchten verbrannter Erde an anderer Stelle als Negativabdrücke von früheren Waldbränden/Stürmen gibt es allerdings auch. Das Puzzle selbst sorgt für fragmentiertes Sehen. Deswegen glaube ich, kriege ich mich nicht zusammengefügt. Als Bild ohne Risse. Kein leuchtender Spiegel, sondern zersplittert. Entsprechend auch die verritzte Qualle.
Man kann sagen: ich habe einen Schlag. Manchmal fühle ich den auch als Beule in/an meinem Kopf mit entsprechender Körperschiefstellung. Und ich hoffe das Körperliche mental auflösen zu können.
Ich brauche ein positives inneres Bild für Ereignisse ohne Knautschzone.
Ein richtiges Umerziehungslager wünsche ich mir! Für die Wahrnehmung von meinem Sein. Damit es sichtbar wird. Das Verkehrtherumgelernte allein von dem, wie andere sind. Vom Zugucken.
Krass ist nämlich, wenn ich mich ausdrücke: da kann alles sein. Wenn ich mir zuhöre merke ich manchmal sofort, manchmal erst später, wie es sich aus verschiedenen Perspektiven anhört. Und das macht mir Angst. Weil ich so nicht bin. Mir aber die Welt erkläre. Und während ich rede merke, wie die Worte die Realität nicht treffen können, immer etwas anderes herauskommt, als ich sagen will oder noch beim reden verdreht die Wörter reinrutschen.
Ich muss versuchen, aufzuatmen. Und menschlich sein. Das Beschreibende trifft es nicht. Immer spielt sich der jeweilige Kontext mit ein. Wenn man ihn kennt... die Vektoren drehen in alle Richtungen. Ich frage mich, was das bedeutet. Aufgehobener Konstruktivismus. Erzählen, wie etwas war - das geht nur über das Erleben selbst. Zulassen, dass es jemand mitbekommt.
Definitiv fehlt mir die Übung per Kommunikation. Erzählen im mehrdimensionalen Denken. Depriviert und plötzlich raus. Oft weiß ich nicht, wie ich den Faden spinnen soll. Sicher ist, ich möchte wissen, was ich will. Und doch kommt es darauf an, in welchem Raum ich mich bewege. Ich bin ich und drehe mich. Jetzt wünsche ich mir die Widerstandskraft gegen die Angriffe. Als sei krank sein egoistisch. Nur, weil man kämpft.
Wer ist gut, wer böse? Zwiespältig alles, was ich tue. Weil ich mich immer noch nicht nur erlebe. Sondern betrachte als sei ich mir fremd. Sehr unangenehm! Im Kopf rasen die Autobahnen. Und ich langweile mich.
Ich möchte werden, wer ich bin.
(Bilder von Pixabay)
Nice ! Ich möchte werden, wer ich bin. Gefällt mir insgesamt sehr gut der Text. Wobei ich natürlich aber mit Hommage oder Lob oder so natürlich nicht umgehen kann...
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Stört mich nicht :)
Geht ja auch eher darum, dass Gute und Sinnvolle zu verbreiten! Zwar noch sehr privat hier so für mich...insofern steh ich dem negativen Stolz in der Hinsicht in nichts nach :p
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