Kopfschmerzen : Wenn das Gehirn nicht richtig "Abschalten" kann
In früheren Blogbeiträgen habe ich schon ein wenig über das Thema Selbstüberforderung und mangelnde Selbstfürsorge gepostet. Etwa über Zeitinsolvenz bzw. eine neue Sichtweise von "Armut" an Frei-Zeit. Also mehr oder weniger die Auswirkungen von "Stress" bzw. fehlender "artgerechter Haltung" von uns Menschen in den aktuellen eigenen Lebensrealitäten.
Es liegt auf der Hand, dass Kopfschmerzen ein Symptom bzw. Warnsignal für diese Problematik ist. Wer sich selber ständig schlecht behandelt und über die eigenen Grenzen geht (bzw. gehen MUSS), der wird mit Kopfzerbrechen bestraft. Zumindst ist das die stark vereinfachte psychosomatische Sichtweise darauf. (Als Arzt möchte ich der Vollständigkeit darauf hinweisen, dass JEDER neue akute Kopfschmerz natürlich nach den Regeln der Schulmedizin erstmal untersucht und andere körperliche Ursachen ausgeschlossen werden sollten).
Aber zurück zum Thema : Kopfschmerzen als Zeichen der Selbstausbeutung bzw. Überschreiten des eigenen Energie- und Frei-Zeit-Kontos :
Wenn das mal mehr oder weniger kurzfristig der Fall ist, dann ist das zwar nicht schön. Aber vielleicht mit dem Griff zu einer Kopfschmerztablette zu lösen. Wobei Aspirin und Co ja vielleicht den akuten Schmerz lindern, nichts aber an dauerhaften Ursachen des schlechten Umgangs mit sich selbst ändert. Dann schon eher mal die Auszeit am Wochenende, ein Kurzurlaub oder anderen Maßnahmen für etwas mehr Entspannung. Zeit für die Partnerschaft, die Familie. Hobbies. All der ganze Kram, der eben dann auf der Strecke bleibt, wenn schon eh keine Zeit vorhanden zu sein scheint.
Wenn der Körper Spannungen, Ungerechtigkeit und Stress in körperliche Signale übersetzt
Aber sehr häufig ist es damit nicht getan. In diesem Beitrag geht es um Kopfschmerzen, die schon sehr früh, d.h. im Kindes- und Jugendalter auftreten. Und dann ein ständiger unliebsamer Begleiter sein können.
Kopfschmerzen aller Art sind natürlich häufig. Und leider betreffen Kopfschmerzsyndrome immer häufiger auch schon Jugendliche und Erwachsene und führen u.a. dazu, dass das eigene Leistungsvermögen nicht umgesetzt bzw. immer häufiger Fehltage in der Schule resultieren.
Ich kann sowohl aus der eigenen Erfahrung wie auch aus dem Erleben bei meinem Sohn berichten, dass dabei die Zuordnung der Beschwerden auch für erfahrene Ärzte schwierig ist. Man kann schlecht unterscheiden, ob es sich nun um eine eine "echte Migräne", Überforderung bzw. um Kopfschmerzen vom Spannungstyp handelt, ob man vielleicht schlicht und ergreifend nicht erholsamen Schlaf hatte bzw. zu wenig Schlaf gefunden hat oder vielleicht zu wenig getrunken hat. Oder "irgendwas". Wobei irgendwas dann zu meist ergebnisloser Diagnostik, frustranen Therapieversuchen und bei etlichen Eltern auch zum unnötigen Geldausgeben bei allen möglichen und unmöglichen Heilpraktikern oder anderen Heilsversprechern führte.
Bei mir wurde es häufig auf zu niedrigen Blutdruck bzw. "Kreislauf" geschoben. Ich solle mehr Sport machen. Und mehr Trinken (was sicher richtig ist). Und überhaupt, es würde sich "auswachsen". Was nicht richtig ist bzw. sich nicht bestätigte.
Ich selber habe beispielsweise relativ häufig nach einigen anstrengenden Tagen (mit zu wenig Selbstfürsorge bzw. zu vielen Reizen und Anforderungen) Mitten in der Nacht eine sehr heftige vegetative Symptomatik mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und meist einseitigen (aber eben nicht klopfenden) Kopfschmerzen. In diesem Zustand versagt mein Gehirn bzw. auch mein Körper komplett den Dienst. Neben Lichtempfindlichkeit ist dann einfach ALLES zu viel. Oder auch zu wenig. Denn ich habe eigentlich das Gefühl, dass ich dann Reize benötigen würde, diese aber nicht aushalten könnte. Zumindest habe ich dann das Bedürfnis nach ganz viel Kaffee, den ich aber kaum runterbekommen würde. Oder einseitige Reize, wie z.B. Duschen (also bei gleichzeitiger Reizabschirmung). Für mich ist es so, dass mein Regulationssystem bzw. meine Reizfilter so ziemlich "out of order" sind. Mit etwas Glück hält dieser Zustand so einen Tag an, manchmal konnte ich auch "schon" nachmittags am nächsten Tag wieder etwas machen oder sogar zur Arbeit kommen.
Reizüberflutung bei Reizfilterschwäche
Für mich ist relativ klar, dass ich zu viel Input hatte. Meistens gar nicht in Form von Lärm, Licht. Auch noch nichtmal in Form von Medienüberreizung. Klar, ich sollte mich weniger im Internet rumtreiben. Und mehr an der frischen Luft sein. Oder Sport treiben. Aber das Phänomen trat bei mir schon auf, da war an Smartphones oder Facebook und co noch gar nicht zu denken. Und ich hatte weder "Leistungsdruck", "Mobbing" oder sonstigen Stress in der Schule. Jedenfalls nicht mehr oder weniger als anderen Mitschüler auch. Und doch war ich "anders". Irgendwie ein "Sensibelchen", das aber kein Sensibelchen sein wollte. Und sich deshalb auch nicht schonen wollte. Bzw. nicht schonte. Im Gegenteil.
Es war eher so, dass mich die "Aussenwelt" nervte. Zu viel Geschwätz, zu viel Ungerechtigkeit, zu viele emotionale Belastungen und Ärger und Nervkram um mich herum. Das ist das, was ich als "noise" bezeichne. Also emotionaler Lärm bzw. emotionaler Sondermüll.
Und dieser Form von Lärm ist nicht minder belastend als nun an einer Hauptverkehrsstrasse oder in der Einflugschneisse eines Flughafens zu leben. Und wahrscheinlich auch nicht weniger gesundheitsschädlich.
Selber Schuld könnte man meinen. Schliesslich bin ich als Psychiater bzw. Psychotherapeut damit beruflich belastet. Aber es war eben gar nicht der Inhalt der Sitzungen mit meinen Klienten. Es waren Unstimmigkeiten in der Organisation in der Umgebung. Nervkram aller Art. Alltagsaufgaben, die "eigentlich" ganz klar zu lösen und zu organisieren wären. Aber nie funktioniert. Jedenfalls nicht so, wie sich mein Gehirn das dann gerade so vorstellt. Oder eben das "Ausgeliefertsein" an völlig stumpfsinnige Entscheidungen oder Regelungen. Die für mein Gehirn (subjektiv oder auch ganz rational) überhaupt keinen Sinn ergeben. Die also in eine falsche Richtung weisen müssen. Aber dennoch so durchgesetzt werden. Fürchterlich. Aber eben immer und immer wieder zu erleben.
Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass mein Gehirn eben eine angeborene Reizoffenheit bei Reizfilterschwäche hat. Mein ADHS-Gehirn verfügt nicht über die Art von Filtern, die nun neurotypische Menschen offenbar standardmässig zur Verfügung haben.
Leider scheint mein Gehirn nun aber besonders in der Wahrnehmung nach aussen gerichtet zu sein Und kann mit diesem "Noise" (also emotionalem Lärm bzw. Müll) unterschiedlich gut umgehen. Die Selbstwahrnehmung, also das Wahrnehmen der eigenen emotionalen und körperlichen Belastungen bzw. Belastungsgrenzen versagt dafür auf ganzer Linie. Schliesslich habe ich keinene sichtbaren Drehzahlmesser oder eine Energie-Anzeige, die ich ablesen könnte. Und "Merken" tue ich meine Selbstüberforderung grundsätzlich zu spät. Wenn überhaupt.
Kopfschmerzen als Resultat des "Funktionieren müssen"
Für mich - und auch aussenstehende Freunde und Familienmitglieder - war es schon immer ein Phänomen, dass diese Art von Kopfschmerzen scheinbar situationsabhängig auftraten. Eigentlich sowas wie eine Art "Sonntags-Blues". Wenn ich an einem Tag z.B. Aufgaben wie ein Seminar oder Vorträge vor mir hatte, verschwanden die Kopfschmerzen schnell bzw. traten nicht auf. Hatte ich frei, war die Gefahr sehr gross. So sehr ich mich nach einem Tag ohne Aufgaben, ohne Anstrengung oder Pflichten sehnte, so wenig gut kann ich mit Ruhe und auch Langeweile umgehen. Wobei mir eigentlich dann auch gar nicht langweilig wird. Wenn mein Gehirn denn mitspielt.
Das führte zu der etwas üblen Selbstausbeutung, dass man (besser gesagt : ICH) besser keine ausreichenden Ruhe-Phasen bzw. Phasen ohne "geistige Herauforderungen" zulassen wollte. Weil dann das Gehirn quasi in einen Nicht-Funktionszustand geriet.
Eine ziemlich gefährliche Falle
Wenn ich nämlich keine Erholungsphasen habe, steigt die Gefahr dieser Out of Order -Phasen natürlich an. Sie scheinen ja sehr deutlich darauf hinzuweisen, dass ich weit - zu weit - über meine Grenzen der Belastbarkeit gegangen bin. Leider aber eben auch aus den verschiedensten Gründen gehen musste.
Andererseits wäre es aber so, dass ich noch mehr "Angst" vor einer Ruhephase hatte, weil dann ja die körperlichen Symptome in Form der Kopfschmerzen bzw. Übelkeit etc aufgetreten SIND.
Mein Regulationssystem (alo mein Gehirn UND auch die damit irgendwie vernetzten Körperfunktionen) kennen offenbar eher eine dichtome Regulation:
Ganz (und zwar im Sinne von viel zu viel) Oder Gar nicht. JETZT (also in diesem Moment funktionsfähig) oder eben total nicht zu gebrauchen.
Licht AN - Licht aus
Wobei ich gerne - wie auf dem Foto - eine Art Schutzglocke um mich herum hätte. Mich dann zurückziehen möchte, aber nicht allein sein will / kann. Schon merkwürdig, oder ?
Klar, ein Dimmer wäre gut. Eine dynamische Regelung, die sich an die Situation (= Licht- oder Lärmverhältnisse) meiner emotionalen Umgebungsverschmutzung anpasst.
Dazu später mehr.
Bloss nicht Abschalten - weil dann das Anschalten nicht mehr klappt
Es ist scheinbar kurzfristig "besser" (erst wollte ich schreiben "gesünder"), sich immer weiter und weiter zu viel zu beschäftigen und sich noch mehr aufzuladen als nun mal eine Aus-Zeit zu nehmen. Weil man dann eben erstmal wirklich für eine längere Zeit "ausgeschaltet" ist und das wieder Hochfahren der Systeme unglaublich viel Kraft kostet. Bzw. vielleicht ganz misslingt. Es fehlt die eigene Regulationsmöglichkeit. Bzw. man zahlt dann den Preis dafür, dass man sich tage-, wochen-, monate-, lebenlang eben nicht "artgerecht" bzw. entsprechend der eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse verhalten und selbstgesteuert hat. Zuwenig auf sich und seine Grenzen der Belastbarkeit achtgegeben hat.
Ich glaube inzwischen, dass viele meiner Rehabilitanden in der Psychosomatischen Reha genau so ein Problem haben, was sie in chronische Schmerzzustände (speziell Fibromyalgie) treibt. Es sind nicht primär körperliche Veränderungen der Orthopädie bzw. anderer Fachgebiete, die die Art von Kopfschmerzen oder anderer psychosomatischer Symptome erklärt. Es ist dieser spezielle Wahrnehmungs- und Regulationsstil, der dann den Ärzten Kopfzerbrechen macht, warum die Symptomatik nicht besser sondern immer schlechter unter den eingeleiteten Behandlungsversuchen wird.
Und eben auch nicht unter einer Krankschreibung besser, sondern vielleicht nur anders wird. Weil das eigentliche Problem in der Wahrnehmungs- und Regulationsdynamik gar nicht begriffen, gar nicht untersucht wird.
Kennt Ihr solche Phänomene auch ? Das Eurer Regulationssystem in Gehirn bzw. Eurer Körper so reagieren muss ?
Fotos (alle frei verfügbar, aber dennoch fair die Fotographen zu nennen)
Für all das ist gut: 1. auf seine Bedürfnisse achten lernen, 2. viel Flüssigkeit (Wasser, Kräutertees), 3. Zucker vermeiden, 4. viel Bewegung und ausgleichende Sportarten (no stress), 5. Bauchatmung, 6. Zeit für Freude und Spass, 7. reichlich guter Schlaf. That‘s it. Be happy!
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Stimmt. Das Dilemma bei mir (und zahlreichen anderen Menschen) ist : Wissen wir, machen wir aber nicht. Mit dem Zucker weiss ich nicht so. Der Rest stimmt aber definitiv. Ich beschäfige mich ja mit der Frage, warum wir Punkt 1 nicht umsetzen können, obwohl wir es wollen. Oder eigentlich wollten müssten. Aber nicht tun
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Genies sind halt bescheuert. Differenzierter später. Ich bin im Garten! :)
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Besonders auch wenn wir es wissen und machen würden ist es hin und wieder auch zu spät, man achtet quasi nicht auf den Weg zum Dilema, weil man abgelenkt ist und dann sind zB die Kopfschmerzen da.
Natürlich gibt es Übungen usw. aber unter Schmerzen macht man die, dann um so weniger gern und will eig nur eine schnelle Lösung.
Ich glaube es ist wichtig Achtsam zu sein und man sollte mehr versuchen auf seinen Körper zu hören.
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Ja, der innere Schweinehund. Den kenne ich natürlich auch sehr gut!!!
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Herr Winkler, angesichts dessen, was Sie bei Ihrem Vortrag in Münsingen über Ihre private Gesamtsituation haben durchblicken lassen, würde ich mir an Ihrer Stelle Sorgen um mich selber machen... ich persönlich habe das Glück, meine Grenzen der Belastungsfähigkeit relativ gut zu spüren... bereits im Verlauf von knapp 1 Jahr PJ spürte ich diese sehr deutlich... so was nennt man glaube ich auch "Biologische Intelligenz"... wenn man die Notwendigkeit von Erholungsphasen z.B. über das Wochenende nicht selbst spürt/ fühlt , dann muss man das rein kognitiv kompensieren... anders geht es wohl nicht ... ich habe gelesen, dass der neue Star Wars-Film ziemlich hohl sein soll, zum das Gehirn runterfahren wäre das vielleicht ne gute Idee, Herr Winkler ...man ist im Übrigen auch als Psychiater nicht vor Burnout gefeit und die Statistiken (insbesondere auch ein "spezielle" Statistik) ergibt die Psychiater sogar als anfälligste aller ärztlichen Berufsgruppen dafür...
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Keine Sorge. Die Belastungen, die ich beeinflussen kann, beeinflusse ich. Auf andere Sachen habe ich keinen Einfluss
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Ich empfinde das so das es bei mir eine Gratwanderung zwischen der Unter-, und Überforderung ist und beides wird von mir kaum/schlecht wahrgenommen,erst dann wenn ich meine Grenzen schon überschritten habe.
Bei Unterforderung scheint mein Hirn iwie nicht recht anspringen zu wollen,bei Überforderung zieht dann das körperliche den Stecker.
Körperliche Unter/Überforderung bekomme ich ja noch geregelt aber bei der emotionalen Unter/Überforderung sieht das ganz anders aus,so wird das häufig zum kompletten knockout wo nichts mehr geht.
Mein ganzes System reagiert hoch sensibel,erhöhte Schmerzempfindlichkeit,Lichtquellen werden zu Laserschwertern,das ticken einer Uhr hört sich plötzlich an wie ein Flugzeug im Landeanflug,mein Magen/Darm reagiert anders wie sonst.
Das ist dann der Moment wo kaum mehr etwas erträglich erscheint und man sich abgeschottet in einem Erdloch verkriechen möchte.
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Ja, genau! Ich mach was freiwillig (insbesondere weil es Sinn macht), und dann kommt eine Autorität um die Ecke, die nicht einmal das Recht dazu hat oder eine Autorität sein muss und fragt, ob ich das (auch) mache...? dann geht gar nichts mehr. Und wenn ich aber trotzdem muss dann sterbe ich alleine über Tage mit allem gleichzeitig. Und wenn ich darüber sprechen will um mich zu entlasten, klingt alles nur doof und es hagelt Besserwisserei...Die Umwelt als Spiegel. Selbstakzeptanz ohne Hass auf alles wäre vielleicht schön!
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Ein sehr toller Artikel! Ich habe ihn jetzt mehrfach gelesen und finde immer neue Aspekte, als wäre er komplett überarbeitet und trotzdem habe ich ihn noch nicht erfasst! Tatsächlich ist er wie für mich geschrieben. Vieles erkenne ich wieder, vielleicht ist manches anders.
Ich habe jetzt einen (furchtbar! langen) Text geschrieben. Jetzt bin ich unsicher, ob ich ihn als Kommentar noch auf die Seite hier kliere oder per Link verschiebe (der Übersicht halber und auch, weil ihn vielleicht nicht jeder lesen möchte...):
Diese vegetativen Ausbrüche haben erst nach meiner Kindheit und eher langsam angefangen, stetig zugenommen und sind in den letzten Jahres an Diversität und Häufigkeit praktisch explodiert. Sehr langsam. Das allererste mal Kopfschmerzen vielleicht mit 15, dann wieder ein paar Jahre keine und dann zukkzessive mehr. Darüber hinaus nur Schmerzen mit der Menstruation, dann aber insbesondere intensive oder auch nur lästige und aufreibende Zahnschmerzen hier und da und bei Gewöhnung dann plötzlich anders. So, dass man dann doch gelegentlich denkt - auch wenn sie nicht mehr wandern sondern "festsitzen" oder an neuen, noch nie aufgetretenen Stellen - ist das jetzt "organisch"? und sich stresst wegen möglichem Zahnarztbesuch und gefürchteter Folgen. Neulich war ich sogar beim Kieferchirurgen weil der neue, schon auf CMD spezialisierte Zahnarzt ratlos war. Da hiess es dann: seien Sie glücklich! Was anderes helfe da nicht.
Dann mit 1-2 Unfällen und verschiedener ausbrechender bzw. diagnostizierter Krankheiten innerhalb von 18 Monaten aber auch neue Symptome und das exponentiell auf allen Ebenen.
Ich bin eigentlich froh, dass es dann immer auch andere sind: mal belastet mich der Magen/Darm vielleicht Wochen/Monate oder auch nur wenige Tage oder kurz akut mit Krämpfen und/oder Durchfall, dann auch mal Übelkeit bzw. Übelkeit wegen zu starker Schmerzen und da kann alles mal betroffen sein. Selten, dass muskulär mein ganzer Körper z.B. brennt aber dann auch mit begleitender seelischer Krise. Das erste mal wurde mir zum Glück aber auch klar: diese Schmerzen kenne ich! Und zwar aus meiner Kindheit. Was ich jetzt körperlich spüre, hatte ich damals auch allumfassend, aber eben "nur" seelisch. Das hatte ich vergessen. Damit wusste ich dann, dass die Fibromyalgie bei mir z.B. was psychosomatisches sein muss und vielleicht eine Art Erinnerung darstellen kann. Dass der Körper Erfahrungen speichert. Anders verhält es sich für mich mit den antikörperinduzierten (?) Rheuma- bzw. Entzündungsarten. Die machen mir Angst, weil das an die Substanz geht und man eine Chronifizierung solcher Dinge ja erst Recht vermeiden möchte. Insbesondere meine ich damit z.B. die Auflösung von Organen. Aber sicherlich psychosomatisch auch befeuert wird durch Aufregung/Stress. Ich glaube auch, dass es oft eine Mischung aus Vielem ist: Unfälle, Kälte/Witterung, Stress, und dass dadurch immer mehr aus dem Gleichgewicht geratene System, dass offenbar so schwer zu resetten ist... Im Falle von Organen z.B. allerdings ja auch grundsätzlich regenrationsfähig ist.
Das Gute, meine ich ist, dass zwar mal die Schulter oder der Kopf z.B. eine Woche mal sehr weh tut, dann aber plötzlich z.B. das Knie, vielleicht mal ein bestimmter Zeh oder die Finger, aber nach einigen Tagen dann ein anderes Gelenk oder so. So, dass es einem wenigstens wie neu vorkommt bzw. das andere schon so ätzend Eingeprägte weggeht und erst mal in Ruhe lässt. Das heisst, wenn der Körper es noch schafft, andere Teile heranzuziehen und sich die intensive, örtliche Erfahrung dafür an anderer Stelle auflöst. Das ist dann ja schon wie Heilung.
Die Frage ist ja nur: Wie schafft man das ohne die zeitlich so einschränkende Weise und die doofe Schmerz-Erfahrung? WAS irritiert einen so und erst Recht: das muss doch nicht sein? Erst recht nicht, wenn man ohnehin tierisch aufgeregt ist und ja genau weiss, wo es gerade Probleme gibt.
Als Nichtmedizinerin muss ich mich erst mal einer Herangehensweise nähern, ohne auf dem Weg dabei noch wegen falscher Vorstellungen zu verzweifeln.
Im Sommer hat mich der Augenarzt nun an eine Klinik überwiesen. Weil bisherige Untersuchungen zeigen, dass ich genauer oder aufmerksamer als der Durchschnitt wahrnehme. Also das, was nur feinstauflösende instrumente messen, allerdings ohne krankhaften Befund. Ich aber mit (beunruhigenden) Sehstörungen vorbei komme. Da frage ich mich: was soll ich der Klinik erzählen? Was genau sollen die mit mir machen? Ich habe doch keinen Allien-Krebs in mir, den wir unbedingt identifizieren müssen? Ist es einfach nur interessant, das alles zu wissen, oder gehe ich dann zufällig erst Recht kaputt? Immerhin sind solche Besuche ja auch mit "Freizeit" verbunden. Oder soll den einen oder anderen ohne Weisskittelsyndrom der Besuch in der Klinik beruhigen?
Mein Tinnitus jedenfalls geht schneller weg, wenn ich ihn zwar wahrnehme, aber weiss, er geht weg, sobald ich ihn zur Kenntnis nehme und mich dann entspanne. Spätestens aber, wenn er dann mal doch nicht weggeht und ich mich damit abfinde. Aber bei Kopfschmerzen z.B. weiss ich auch noch nicht, wie der Schalter umzulegen ist. Es könnte doch sein, dass man den auch mit zunehmendem Bewusstsein ansteuern kann?
Mein Weg bisher: Ignorieren, davon ausgehen, dass er weg geht, natürlich was trinken. Meistens nehme ich die Schmerztablette zu spät, soll ja auch nicht der Standart sein. Oft kann ich sie dann schon nicht mehr im Magen halten, d.h. der Schmerz ist zu stark aber selbst wenn ich mich nicht übergeben möchte, die Schmerztablette ist vor Auflösung wieder draussen. Das Übergeben entspannt zwar irgendwie, trotz blödem Nebenerleben und Erschöpfung oder so. Alles in allem können die Tage sehr schrecklich werden. Und vor allem: auch nicht enden.
Wie ich das so schreibe, kommt mir eine Erkenntnis: Vielleicht ist das Problem in diesen Fällen das "Wollen". Das Beherrschenwollen des Schmerzes, des Körpers, bzw. der Situationen, die uns belasten.
Nur: dafür sind wir doch Menschen, oder? Wie können wir dann unmenschlich mit uns umgehen, indem wir wollen?
Meine Erfahrung ist auch: es sind unmögliche Situationen. Solche, von Menschen produziert, aber ekelhafte, üble und unglaubliche. Solche, die mit Nichtachtung zu tun haben, die ich (wenn es andere Menschen sind) auch mal als Falschheit ggf. sogar als berechnet interpretiere. Wenn Freundlichkeit künstlich, unnatürlich, vorgeschoben wirkt und der Abgrund auf einmal da ist. Man sich vielleicht sogar zunächst noch freut, überrascht ist, Menschlichkeit teilt und dann die Maske fällt, wenn man mehr erkennt. Mittel zum Zweck. Selbst diese eine Situation, die mir gerade einfällt, hat den Vorteil, dass man ja noch genau weiss, worum es geht. Manchmal oder gerade, wenn sie komplexer sind, wird es richtig schwierig. Und dann zerbricht einem hier schlicht und ergreifend der Kopf, wenn nicht sogar mehr. Aber schlussendlich ist es die Intensität. Die Intensität zu wünschen, zu fühlen und zu sehen. Und dann haben wir oft keinen Einfluss. Vielleicht ist es einfach die Ohnmacht. Die Ohnmacht, wenn wir uns selbst/die Welt nicht mehr regulieren können.
Gerade verstehe ich die Auswirkung von Ambivalenz: Eine Regulation ohne Richtung wird unmöglich.
Oder die Bremse, die einem fehlt, wenn die Dinge einfach laufen und man selbst zu schnell. Deswegen die Pausen.
Und deswegen auch das Nicht-Ernstnehmen, Nicht-festhalten der Phänomenen bei den Buddhisten. Gedanken und Gefühle: alles Energie. Geist, der mit sich selbst spielt. Man selbst tritt heraus und nimmt wahr, lässt sich nicht mehr reiten. Und das macht Spass!
Denn: wenn man Bock hat, reitet man den Tiger und guckt dann, was Wildes passiert :)
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Psychosomatik ist mir sehr gut bekannt. Nicht in Form von Kopfschmerzen, aber in Spannungen und Körperschmerzen aller Art allgemein. Wenn es ganz schlimm wird, auch als Beeinträchtigung der Atmung.
Als ich jünger war, habe ich durchgepowert und mich trotzdem faul gefühlt (weil ich "meiner" Arbeit nachgegangen bin, statt einer anerkannten Erwerbsarbeit). Gerade dieser im Raum stehende Faulheitsverdacht hat mich vorangepeitscht und letztlich Gastritis, Herzrythmusstörungen etc. ausgelöst.
Damals kannte ich wenig Strategien gegen Überforderung. Sich Fehler erlauben, Ruhe gönnen, Medikation, Entspannungstechniken, Bewegung - stand alles nicht auf meinem Programm.
Ich bin immer noch am kämpfen, aber das Arsenal an Möglichkeiten ist gewachsen. Überleben, halbwegs gesund bleiben und etwas Freude haben geht. Was auf der Strecke blieb, ist der Masterplan, die ganz großen Ziele und Ambitionen, sowie finanzielles Auskommen. Da habe ich bislang keinen Weg gefunden, der unter Beibehaltung meiner Gesundheit machbar wäre.
Originally posted in the /f/undefined forum on chainBB.com (learn more).
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Ja, so einen Masterplan suchen wir wohl mehr oder weniger alle. Ich bzw. ein bekannter von mir (Johannes Drischel) haben ja - weitgehend aus der eigenen Betroffenheit heraus - da eine Art Selbsthilfe-Methode entwickelt, die zumindest die Folgen (speziell in Hinblick auf REM-Schlaf-Fragmente und psychosomatische Beschwerden) gut auflöst. Wir machen dann quasi eine Defragmentation des Gehirns über die Nachahmung des REM-Schlafs. Funktioniert gut und einfach. Am 10/11.2 macht Johannes bei mir in der Klinik dazu einen Workshop....
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Da darf ich bestimmt hin. Die Unterschrift von meinem Arbeitgeber habe ich vercheckt, obwohl ich da war (drei Stunden). Ohne Zeiterfassung. Bin ja freiwillig hier. Vielleicht ist auch alles egal. die wieder andere Vertretungsärztin schrie laut rum und fragte mich, was ich mir dauernd so einen Kopf mache. Ich ging raus mit der Ansage, was sie so viel redete. Formalien. Wenn ich mich freimache und einfach fahre...
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Wäre schön, wenn ich dann dazu noch eine Anmeldung bekomme.Ich glaube, dass es wirklich noch mehr Ruhe ins kreative Hirn bringen kann. Ich schaue mir die letzten Tage Folien von Johannes Drischel aus den vergangenen Jahren bzw. früheren Workshops zum defragmentierten Hirn an. Sehr interessant.
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Ja. Mein Arzt rief Mittwoch bei Frau Fischer an. Und ich habe seit gestern Post vom Sozialgericht.
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War gestern bei der Werksärztin. die hat mich nach Hause geschickt. Kann sein, dass ich meinen Job verliere, weil ich krank aus der Reha gekommen bin. Arbeitsrecht ist schlitterig. Mein Arzt sagt: Hauptsache, du bis glücklich! Trotzdem konnte ich seiner Empfehlung nicht folgen und in die Klinik gehen. Ich lief auf der Strasse rum und fand Ewigkeiten mein Auto nicht und wusste nicht mehr, wer ich war. Einen Tag vor der Untersuchung. hab aber dann doch noch einiges geschafft und habe wieder Festnetz und Internet :)
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Man kann erstmal seinen Job nicht verlieren, weil man noch nicht gesund ist. Es muss erstmal ein BEM-Gespräch gemacht werden. Was hat denn das Sozialgericht geschrieben ?
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Ich soll die Klage vom 05.10. begründen, denn die KBS weist die Klage zur Einschränkung meines Dispositionsrechtes zurück und verweist auf den Inhalt der Verwaltungsakten. Sie hielten nach nochmaliger Überprüfung die in dem Bescheid vom 21.06. und Widerspruchsbescheid vom 08.09. gegebene Begründung weiterhin für zutreffend. Eine Stellungnahme zur Klageschrift sei nicht erforderlich.
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Würde mich ja mal interessieren, was da drin steht...Rente für XY oder einfach nur Verlängerung? Ich denke ja die ganze Zeit, ich hätte noch bleiben und weitertherapiert werden können...immerhin bin ich noch lange nicht durch und hatte den Eindruck, noch einiges wegschaufeln zu können, bevor ich wieder loslege/abreise. Aber: hätte ich darauf vertrauen können, dass man weiß, was richtig für mich ist? Bei den vielen "zurück auf LOS"...von Anfang an.
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Würde da gerne mal mit drüber nachdenken.
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