Post Mortem – Infineon

in aktie •  6 years ago 

Und wieder einmal erfolgt eine Ausschüttung für eine Aktie und es ist Zeit sich dessen Entwicklung im letzten Jahr einmal näher anzusehen. Eine Sache, die mir leider gar nicht so einfach fällt, weil man sehr widersprüchliche Gefühle dabei hat.

Häufiger kommen Leute zu einem und fragen, ob man nicht eine Aktie empfehlen könnte. Ich mache das überhaupt nicht gerne, weil ich eben kein Hellseher bin. Auch ich weiß nicht wie sich die Märkte langfristig entwickeln und ich stehe ungerne in einer Situation, wo ich mich bei jemanden für einen Tipp entschuldigen müsste. Daher gebe ich dann gerne immer gleich mehrere Aktien mit auf dem Weg, so dass die Person sich dann wenigstens zwischen diesen aktiv entscheiden muss.

Im Frühling 2016 war dann ein heißer Tipp von mir Infineon. Ein Titel der bisher eher den Ruf hatte eine Katastrophen-Aktie zu sein. Heftiger Absturz in den frühen 2000 und danach fast 10 Jahre langes Siechtum auf niedrigen Niveau. Also ein Titel bei dem üblicherweise selbst die Langzeit-Aktionäre das Schreien bekommen. Nur wenige haben damals meinen Rat angenommen als sie auf das Chartbild schauten.

infineon.png

Was soll ich dazu sagen. Die Prognose war gar nicht so schlecht. Denn Infineon schaffte es tatsächlich auszubrechen. Die Wette hierbei war halt, dass es einer der letzten großen europäischen Chiphersteller ist und dies besonders in einer Welt zunehmender Digitalisierung von strategischer Wichtigkeit werden würde. Gerade die ganzen Diskussionen um selbstfahrende Autos erzeugt eben auch einen wesentlich größeren Bedarf ans Chips (im doppelten Sinne btw...) als eben ein herkömmliches Auto. Gerade Infineon ist damit für die europäischen Autobauer eine gute Anlaufstelle und anstatt in einem eher maroden Autokonzern mein Geld zu stecken, gehe ich lieber in die Peripherie.

Bis zum Frühjahr 2018 folgte Infineon meiner Prognose auch wie an der Schnurr und erreichte eine Spitze von über 25€. Wer damals auf mich hörte, hätte damit immerhin rund 12€ und damit eine Verdoppelung mitgemacht. Bevor ich mich nun aber zu viel feiere ... danach lief es nicht mehr wie erwartet. Denn eigentlich war die Erwartung, dass man nun erst einmal auf einem höheren Niveau verweilen würde. Statt dessen ging es seitdem fast nur noch nach Süden auf immerhin teilweise unter 16€ und damit eben auch einen großen Teil des Profits der zerfressen wurde.

Inzwischen hat es sich zwar wieder ein wenig erholt und ich bin immer noch zufrieden mit den Kursgewinnen, doch erweist sich die 20er-Barriere als sehr hartnäckig und die Signale in der Weltwirtschaft fordern eben auch ihre Tribut. Infineon hat weiterhin jedoch volle Auftragsbücher und kommt mit der Fertigung nicht hinterher. Eine Sache die man angesichts einer Weltwirtschafskrise natürlich immer gerne hört.

Auf der in der letzten Woche gewesenen Hauptversammlung beschloss man eine Erhöhung der Dividende auf 0,27€ und somit eine Dividendenrentabilität von 1,38%. Die Aktie rangiert damit unter dem von mir angepeilten Grenzwert von 2%. Wobei die Dividendenrentabilität auf meinen Einstandspreis mit 1,55% immerhin noch einen Tick höher ist und zumindest vom visuellen her dichter an der Wunschgrenze sind. ;) Dennoch! Eine Steigerung der Ausschüttung um 8% ist eine Größenordnung mit der ich mehr als zufrieden bin, insbesondere eben auch weil man sie sich für das nächste Jahr erneut setzt.

Doch man nimmt sich nicht nur vor sich auf den aktuellen Geschäft auszuruhen und einfach nur die Auftragsbücher abzuarbeiten. So wird gerade verkündet, dass man in Österreich in Villach eine neues Chipwerk eröffnen möchte und dafür 1,6 Milliarden in die Hand nehmen möchte. Als Investor möchte ich eben nicht nur Rendite erwirtschaften, sondern auch das etwas neues entsteht. Das nun in Österreich einem Nachbarland mit doch eher höheren Lohnniveau ein neues Werk gebaut wird, finde ich sehr positiv.

Denn es zeigt, dass es einem nicht nur um günstige Preise geht. Dann hätte man auch in China oder dem Ostblock fertigen können. Sondern man versucht sich hier durchaus mit Qualität seinen Marktplatz zu sichern und scheint dabei preislich trotzdem wettbewerbsfähig zu bleiben.

Unterm Strich bin ich damit recht zufrieden mit dem letzten Jahr bei Infineon und werde der Aktie auch in diesem Jahr treu bleiben. Die Kursverluste sind natürlich schade und ruinieren das ansonsten durchweg positive Bild leider etwas. Aber gut, es gehört eben auch dazu, dass nicht alles nur glänzen kann. Zudem läutetet Infineon in der Pole Position den Start der europäischen Dividendensaison ein.

Wie immer gilt, dass dies keine Beratung oder Empfehlung der Aktie darstellt, sondern lediglich einen Berich über meine persönliche Subjektive Meinung. Jeder von Euch ist selbst für sein Vermögen verantwortlich und wählt sich seine Aktien selbst aus!

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