Jan von Flocken im Gespräch mit Michael Friedrich Vogt
Politisch korrekt ist der „Völkermord“ ein rein deutsches Phänomen. In dem Moment, in dem man aber bei anderen Nationen, die in ihrer Geschichte ebenfalls sehr dunkle Kapitel aufweisen, dieser Sache nach geht, gerät man in Deutschland sehr schnell unter einen berüchtigten Generalverdacht.
Eine kleine Ausnahme stellt der Völkermord an den Armeniern im Jahre 1915 dar, welcher auch von einigen Stimmen als „Holocaust“ bezeichnet wird. Eine Vokabel, welche sonst sehr eineindeutig besetzt ist. Was ist wirklich damals passiert in Armenien? Kann man tatsächlich die Verbrechen der Türken an den Armeniern mit denen der Nazis vergleichen?
Im Gespräch mit dem Historiker Jan von Flocken geht Michael Friedrich Vogt dieser Frage nach und analysiert die mediale Darstellung der Ereignisse im Vergleich mit den tatsächlichen Fakten.
Allein der Begriff „Holocaust“ war bis 1975 nur ein elitärer Sprachgebrauch. Aus dem Griechischen stammend bedeutet er „Brandopfer“ und geht zurück auf die geopferten Tiere bei mittelalterlichen „heiligen Ritualen“. Was die Judenverfolgung mit einem „heiligen Ritual“ zu tun haben soll, entzieht sich der Kenntnis des Historikers. Von Flocken weist daher auf den irrtümlichen Gebrauch des Wortes in seiner eigentlichen Bedeutung hin.
Heutzutage hat sich der Begriff dennoch als Synonym für Massenverfolgung und Massenvernichtung eingebürgert und kann nach Meinung des Historikers auch auf die Massenverfolgung und das Massaker an den Armeniern angewandt werden.
Was war geschehen? Die osmanische Regierung begann im November 1914 einen Konflikt mit Rußland und trat damit in den Ersten Weltkrieg ein. Eine großangelegte Offensive im Kaukasus scheiterte jedoch kläglich zur Jahreswende 1914/15. Nach einem erfolgreichen russischen Gegenschlag argwöhnte die Führung in Konstantinopel, daß an diesem mit großen Gebietsverlusten verbundenen Debakel ein möglicher Verrat durch Armenier schuld war. Tatsächlich hatten etliche Armenier die Zarenarmee in einer trügerischen Hoffnung auf staatliche Unabhängigkeit unterstützt, es kämpften auch armenische Freiwilligenbataillone auf seiten der Russen. Doch die Mehrheit dieser Volksgruppe verhielt sich loyal zum türkischen Staat.
Anfang 1915 wurden zunächst sämtliche Soldaten und Offiziere armenischer Herkunft entwaffnet und teilweise interniert oder hingerichtet. Dem folgte am 27. Mai 1915 ein Deportationsgesetz, wonach die armenische Bevölkerung aus ihren vor allem in Anatolien und an der Mittelmeerküste liegenden Wohngebieten in die Wüste von Mesopotamien zu vertreiben sei. Diese Deportationen sollten so ablaufen, daß sie zum Tod möglichst vieler Armenier durch Hunger, Seuchen und direkte Gewalt führten. Der Innenminister Talaat Pascha sorgte dafür, daß dieses Dekret mit exemplarischer Härte durchgesetzt wurde. Es begann ein systematischer Vernichtungsfeldzug gegen die armenische Bevölkerung.
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