300 000 Deutsche, die bis 2014 in die Schweiz emigriert sind, helfen der kleinen Demokratie, an der Weltspitze zu bleiben.
Mit einem Durchschnittsalter seiner Einwohner von fast 47 Jahren bleibt Deutschland demografisch der kranke Mann Europas. Ohne Einwanderung fällt die Zahl der 20- bis 65-Jährigen zwischen 2015 und 2060 von 48 auf 28 Millionen. Bleibt es bei diesem Niedergang sowie der jährlichen Abwanderung von 140 000 Hochkompetenten, könnte den längst verlorenen Industrien (Kameras, Computer, Telefone, Fernseher, Tonträger, Schiffbau usw.) auch der Maschinen- und Autobau folgen.
Das Land leidet an drei Folgen der Einwanderungspolitik: Erstens holte man zwischen 1960 und 1980 ungelernte Arbeitskräfte für Fabriken, Minen und Stahlwerke. Seit dem Niedergang dieser Industrien werden viele der Entlassenen und ihre Familien aus bescheidenen, aber stetigen Sozialtransfers finanziert. Da das für die Entwicklung der Jüngsten suboptimal bleibt, standen schon bei Pisa 2006 in keinem Land der Welt Migrantenkinder tiefer unter den Schulleistungen der Einheimischen als in der Bundesrepublik. Zweitens erhofft man sich von neuen Milliarden für die alte Pädagogik Verbesserungen bei der zweiten Generation; trotzdem endet bei Pisa 2012 mehr als die Hälfte der Migrantenkinder mangelhaft in Mathematik. Weil auch bei den Einheimischen 30 Prozent scheitern, sind bald 40 Prozent aller Kinder nicht zukunftsfähig. Drittens wiederholte man 2015 (bei nur 10 Prozent bestens Vermittelbaren unter einer Million Flüchtlingen) die Langzeitbelastung der Anwerbepolitik der 1960er Jahre. Nun steht man in einer historischen Phase, in der selbst ein Bauer bald nur noch mithalten kann, wenn er die vielfältigen Datenströme aus der Cloud verstehen und kombinieren kann.
Für eine Wende muss dreierlei geschafft werden: Erstens braucht man hochqualifizierten Ersatz für die jährlich 400 000 Ungeborenen, weil von den 1,1 Millionen erforderlichen Babys nur 700 000 das Licht der Welt erblicken. Zweitens benötigt man Versorger für die auf Arbeitsmärkten nicht Vermittelbaren. Drittens muss man endlich den Braindrain stoppen, der einem Fünftel der Geburtenzahl entspricht. Mit hoher Sicherheit kehren von den 140 000 nur 60 000 zurück. Partiell gelingt der Ausgleich durch Abwerbungen von Osteuropäern. Als Fiasko endete allerdings der Plan, ihnen im Gegenzug Zugewanderte aus Afrika und dem arabischen Raum zuzuschanzen und das auch noch als europäische Dublin-Solidarität zu verkaufen. Da von Deutschlands 27 Millionen Nettosteuerzahlern 12 Millionen direkt oder indirekt vom Staat abhängen, bleiben gerade 15 Millionen, die den Karren gegen die globale Konkurrenz ziehen. Rund 8 Millionen davon sind jünger als 44, können also in die Kompetenzfestungen («Pässe nur an Asse») zwischen Norwegen und Neuseeland entkommen. Die bessere Hälfte davon bildet den Talent-Pool, an dem Deutschlands Zahlungsfähigkeit hängt. Das entspricht den 4 Millionen Tüchtigen, die zwischen 2016 und 2020 rund 100 Milliarden Euro an Steuergeldern allein für die Flüchtlinge von 2015 zu leisten haben.
https://www.nzz.ch/meinung/auswanderungsland-deutschland-kompetente-wandern-ab-ld.104291
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