Grundeinkommen mit Freigeld kombiniert

Ab Juli 2009 hatte ich über 5 Jahre den monatlichen Newsletter Monatsgedanken herausgegeben. Bereits in der Ausgabe vom September 2009 habe ich mich mit einer Geldvariante beschäftigt, die ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) mit einem Freigeld (Schrumpfgeld, umlaufgesichertes Geld) verknüpft.

Ich hatte meine Ideen aufgeschrieben, dann das Projekt aber nicht weiter verfolgt. Heute sind die Möglichkeiten mit den Kryptowährungen vielfältiger und auch das Bargeld und dessen Einsatz wird zurückgefahren (das war für mich 2009 noch eine große Hürde).

Ich bin kein Programmierer und habe für eine Umsetzung daher wenig Möglichkeiten. Vielleicht erlauben es aber die älteren Texte über solch ein System nachzudenken - und wer weiß, vielleicht hat ja auch jemand von Euc Lust, davon etwas Wirklichkeit werden zu lassen.

Hier nun also der ursprüngliche Text von 2009:

Virtuelles, zeitlich begrenzt haltbares Geld

Die Funktion des virtuellen zeitlich begrenzten Geldes ist am besten mit Obst vergleichbar. Die Qualität des Obstes nimmt mit der Zeit ab. Es wird schlecht und ungenießbar. Die Qualität des Geldes ist sein Wert. Daher nimmt der Wert des virtuellen, zeitlich begrenzt haltbaren Geldes stetig ab.

Obst wächst nach, weshalb trotz stetig abnehmender Qualität, immer frisches Obst nachkommt. Beim virtuellen, zeitlich begrenzten Geld, wird dies durch eine Tageszahlung geregelt.

Um die Erklärung einfacher gestalten zu können, nenne ich das virtuelle, zeitlich begrenzte Geld „virtual Dollar“ und kürze es mit VD ab.

Der VD kann nur elektronisch ausgetauscht werden. Es existieren keine Münzen oder Geldscheine, da deren Wert immer gleich bleibt.

Die Funktionsweise

Tageszahlung

Jeden Tag werden dem persönlichen Konto 100 VD gut geschrieben. Dafür braucht man nichts tun, lediglich ein persönliches Konto zu besitzen.

Wertverlust

Vom Kapital des Kontos (Tageszahlungen und andere Verdienste) wird jeden Tag 1% abgezogen. Diese Summe verschwindet einfach, wie die Qualität des Obstes.

Wird dem Konto kein Geld zugeführt oder entnommen, so verhält sich der Kontostand wie in der folgenden Graphik sichtbar. Links sehen Sie die Summe (VD) und unten die Zeilen, die Tagen entsprechen.

Der Anstieg erfolgt rasch und flacht sich nach oben hin stark ab. Nach einem Jahr befinden sich ca. 9.750 VD auf dem Konto. Nach ca. 4 Jahren ist die Höchstsumme, die allein durch die Tageszahlungen erreicht werden kann, erreicht.

Dies sind 9.900 VD, die sich wie folgt berechnen:

Zu den bereits 9.900 VD kommen 100 VD Tageszahlung = 10.000 VD.
Von diesen 10.000 VD wird ein Prozent abgezogen = 100 VD, womit wir wieder bei 9.900 VD sind.

Es entsteht also kein Vorteil, das Geld einfach auf dem Konto liegen zu lassen. Besser ist es, wenig Kapital zu haben, um die Tageszahlungen voll ausnutzen zu können. Damit ist gewährleistet, dass das Geld fließt.

Besitzt man mehr als 9.900 VD, so ist der einprozentige Abzug höher als die Tageszahlungen. Es ist also ratsam, dieses Geld ebenfalls auszugeben und in etwas Werterhaltendes zu investieren.

Das Konto

Die Konten könnten wie derzeitige Bankkonten eingeführt werden. Für den Anfang wäre eine Internetplattform mit Verschlüsselung ideal. Soweit mir bekannt, muss in Deutschland ein Verein gegründet werden, damit der Austausch der Währung innerhalb des Vereinsmitgliedern legal ist. Wie dies aber genau aussieht, ist mir nicht bekannt. Als Zahlungsmittel können Überweisungen oder VD-Bankkarten eingesetzt werden. Mit diesen Bankkarten müsste man allerdings auch Zugang auf den derzeitigen Kontostand bekommen. Auch eine Abwicklung über das Handy ist denkbar.
Das Konto sollte außer dem Kontostand auch eine Graphikfunktion haben, welche es leicht erkennbar macht, wie sich das Kapital in der Zukunft entwickelt. Über eine Konfigurationsmöglichkeit kann man hier auch Dauerzahlungen oder Einkünfte mit einbeziehen.
Eine Möglichkeit der Kontoüberziehung sollte es nicht geben.

Die Vorteile des Systems

Finanzielle Zukunftssorgen werden deutlich vermindert, da man ja ein gewisses Kapital besitzt.
In wie weit man noch hinzu verdienen möchte, steht jedem offen.
Ehrenamtliche und kreative Tätigkeiten werden unterstützt, da die „Arbeit“ teilweise vom „Geldverdienen“ entkoppelt ist.
Auch eine vermehrte Zeit für die Familie ist denkbar.
Es ist eine Weltwährung. Spekulationen auf Devisen sind nicht möglich.
Die Geldmenge richtet sich nach der Anzahl von Menschen. Eine Aufblähung der Finanzinstrumente wird vorgebeugt.
Vor allem arme Familien können sich etwas kaufen. Damit wird der Handel angeregt und die Möglichkeit gegeben, überhaupt mit z.B. einem kleinen Geschäft zu starten.
Mit der Zeit wird sich wohl der Wert des VD so einpendeln, dass man gerne etwas dazu verdienen möchte, da die Tageszahlungen nur noch das Existenzminimum darstellen. Den positiven Effekt eines Grundeinkommens, was den Tageszahlungen entspricht (allerdings auf der Basis des herkömmlichen Geldes), sieht man z.B. bei Projekten in Namibia.
Der Augenmerk des Geldes wird von „möglichst viel Geld auf dem Konto haben“ auf „Geld als Tauschmittel“ verändert.
Schwarzarbeit gibt es nicht mehr, da es auch keine Steuern mehr gibt. Die Steuern können als parallele Tageszahlung für den Staat eingerichtet werden.
Durch die fehlenden Steuern wird die Bürokratie enorm heruntergefahren.

Weitere denkbare Schritte

Die Einbeziehung von Staaten

Sind Staaten bereit, den VD als Währung zu akzeptieren, so kann man in einem separaten System, diesem Staat Steuern gewähren. Diese Steuern würden dem Staat als Tageszahlungen ausgezahlt und wären für den Staat genau berechenbar (nicht wie die derzeitigen Schätzungen).
Ob man sie nun aus der Bevölkerungsmenge berechnet oder auch die Größe des Landes mit einbezieht, müsste diskutiert werden.
Die prozentuale Abnahme der Geldmenge müsste deutlich kleiner als 1% sein, damit der Staat längerfristig planen kann.

Kreditvergabe

Für größere Investitionen sind Kredite unerlässlich. Die Gelder für die Kredite sollten lediglich von Vermögen stammen. Es muss so eingerichtet werden, dass man sein Geld anderen Personen ausleihen kann. Dabei wird das Geld zu einem Vermittler überwiesen. Dieser Vermittler schaut beim Kreditnehmer, dass dieser das Geld auch zurückbezahlen kann. Ist dem der Fall, wird der Kredit gewährt.
Um Bearbeitungs- und Überweisungszeiten zu berücksichtigen, sollte das Geld zum Vermittler und das Geld vom Vermittler zum Kreditnehmer jeweils einen Monat seinen Wert behalten.
Dieses Vorgehen hat drei Vorteile:

Der Kreditgeber bekommt die selbe Summe zurück, die er ausgeliehen hat.
Das Geld fließt und verliert nicht einfach an Wert. Sein Geld hat also für die Kreditzeit keinen Wertverlust.
Der Kreditnehmer kann seine Investitionen tätigen und zahlt nur die Kreditsumme zurück. Der Vermittler, der z.B. auch eine Bank sein kann, eröffnet sich aus einer Vermittlungsgebühr eine Verdienstmöglichkeit.

Gesundheitsausgaben

Die Ausgaben für Gesundheitsmaßnahmen können, wie auch die Steuern, separat ablaufen. Die Kopplung zwischen Verdienst und Gesundheitsausgaben ist nicht mehr vorhanden. Allerdings bleibt die Frage offen, was bezahlt werden soll. Meines Erachtens ist dies die schwierigste Erweiterung des VD.

Herzlichen Dank fürs Lesen! @gregor.peters