In der Eröffnungsrede zu einem Bargeldsymposium der Deutschen Bundesbank spricht deren Präsident Jens Weidmann Kryptowährungen wie dem Bitcoin ab, als Geld oder Währungen gelten zu können. Er fordert eine globale Regulierung und zeigt sich überzeugt, dass digitales Geld auf absehbare Zeit kein ernsthafter Konkurrent für Bargeld oder Bankguthaben werden wird.
Die Begriffe Geld und Währung ließen sich nur sehr eingeschränkt auf Bitcoin und andere Kryptowährungen anwenden, sagte Weidmann laut eines von der Bundesbank veröffentlichten Redetextes. Die Funktionen von Geld als Zahlungsmittel, Wertspeicher und Recheneinheit erfüllten Kryptowährungen nur eingeschränkt, weshalb er den Begriff „Krypto-Token“ für passender halte.
Als Zahlungsmittel etwa fänden Kryptowährungen auch deshalb kaum Verwendung, weil das Bezahlen mit ihnen vergleichsweise umständlich sei. Weidmann verweist darauf, dass Transaktionen mehrere Minuten dauern können: „Das mag für einen Autokauf noch akzeptabel sein, zum Bezahlen an der Ladenkasse eignen sich Bitcoin damit aber nicht.“
Kein Stabilitätsgewinn durch hohen Stromverbrauch
Wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes Geldsystem sei das Vertrauen in die Werthaltigkeit. Bei Banknoten würden Notenbanken dieses Vertrauen schaffen, bei Bitcoin dagegen solle Vertrauen unter anderem durch immer kompliziertere Algorithmen hergestellt werden, die immer höheren Stromverbrauch erforderten. Weidmann verwies auf Berechnungen von Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele, nach der eine Bitcoin-Transaktion 460.000 mal mehr Strom verbraucht als eine gewöhnliche Überweisung.
Mit Blick auf die hohen Wertschwankungen von Kryptowährungen sagte Weidmann, dem Stromverbrauch stehe kein Stabilitätsgewinn gegenüber, was die Verwendbarkeit als Zahlungsmittel einschränke.
„Ein Zahlungsmittel, das stark im Wert steigt, möchte niemand hergeben, ein Zahlungsmittel, das stark im Wert verliert, möchte niemand annehmen. Bitcoin ist aus ökonomischer und ökologischer Sicht ineffizient.“
Globale Regulierung sinnvoll
Zu Forderungen nach einer Regulierung von Kryptowährungen bis hin zum Verbot sagte Weidmann, mögliche Wertverluste alleine rechtfertigten kein Verbot. Wichtig sei, bestehende Geldwäschevorschriften durchzusetzen. Er verwies darauf, dass derzeit die europäische Geldwäscherichtlinie überarbeitet wird, damit Betreiber von Wechselstuben und Anbieter von E-Wallets ihre Kunden künftig im Rahmen der üblichen Sorgfaltspflichten für Finanzhäuser kontrollieren müssen. Nationale oder europäische Regulierungen könnten aber nur begrenzt wirksam sein, deshalb wolle er das Thema auf die G20-Agenda setzen.
Anlass zu regulatorischen Eingriffen könnten potenzielle Finanzstabilitätsrisiken bieten, die derzeit noch begrenzt seien. Dies könne sich aber ändern, wenn Banken mehr in Kryptowährungen investieren, Anlegern Geld zur Spekulation mit digitalen Token bereitstellen oder Krypto-Börsen Liquiditätslinien einräumen. Die Banken müssten entsprechende Risiken mit hinreichend Eigenkapital unterlegen, was aus Weidmanns Sicht teuer würde: „Angesichts des hohen Risikogehalts wären das sicher beträchtliche Kapitalanforderungen.“
Keine Sorge um die Geldpolitik
Weil der Gegenwert aller Krypto-Token im Vergleich zur globalen Geldmenge gering sei, müsse sich die Geldpolitik derzeit keine Sorgen um ihre Wirksamkeit machen. Skeptisch äußerte sich der Bundesbank-Präsident zur Emission von digitalem Zentralbankgeld. Durch dessen Verzinsung oder die Möglichkeit von Negativzinsen würde sich zwar der geldpolitische Handlungsspielraum erweitern, wenn Privatpersonen nicht auf Bargeld ausweichen könnten. Es gebe aber einen „gravierenden Haken“: Digitales Zentralbankgeld könne in direkte Konkurrenz zu Bankeinlagen treten. Wenn Geschäftsbanken aber Zinsaufschläge bieten müssten, um eine Umwandlung von Bankeinlagen in digitales Zentralbankgeld zu verhindern, würden ihre Margen im Einlagen-Kreditgeschäft weiter sinken, was für die Finanzstabilität problematisch sein könne.
Warnung vor digitalem Bankensturm
Ein noch größeres Risiko sieht Weidmann in digitalen „Bank Runs“. Wenn man Ersparnisse per Mausklick auf das eigene Konto bei der Notenbank überweisen könne, um aus dem privaten Finanzsystem zu fliehen, liege die Schwelle für einen Ansturm auf die Banken vermutlich wesentlich niedriger als in der analogen Welt. Ein Beispiel dafür nannte Weidmann auch: Hätten im Krisenjahr 2007 in Großbritannien nicht nur die Kunden von Northern Rock, sondern auch die anderer britischer Banken ihre Schäfchen bei der Notenbank ins Trockene gebracht, hätten sie damit das gesamte Bankensystem vollends destabilisiert.
Der Bundesbank-Präsident ging auch auf Kritiker ein, die als Schwachstelle des derzeitigen Geldsystems die Geldschöpfungsmöglichkeit von Geschäftsbanken ausgemacht haben, weil diese eine wesentliche Ursache für schädliche Kreditzyklen seien. Historische Erfahrungen mit einem einstufigen Bankensystem und mit zentraler Kreditvergabe durch die Notenbank seien „ernüchternd“, Zentralverwaltungswirtschaften hätten gezeigt, dass der Staat oder die Notenbank nicht die besseren Banker seien.
Keine Konkurrenz für Bargeld
Weidmann zeigte sich überzeugt, dass Bedarf an Krypto-Token und digitalem Zentralbankgeld gar nicht erst entsteht, wenn Notenbanken den Zahlungsverkehr immer auf dem technisch neuesten Stand halten. Er vewies auf Bestrebungen des Eurosystems, Banken bis zum Jahresende Zentralbankgeld-Zahlungen in Echtzeit zu ermöglichen. Damit würden etwa sekundenschnelle Überweisungen zwischen Privatleuten rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres möglich, unabhängig davon, bei welcher Bank sie ihr Konto haben.
Unter Bezug auf den Geschäftsführer der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Agustín Carstens, der Bitcoin als Mischung aus Finanzblase, Schneeballsystem und Umweltkatastrophe beschrieben hatte, sagte Weidmann, er halte Kryptowährungen zumindest für keinen überzeugenden Gegenentwurf zu staatlichem Geld:
„Für ein stabiles Geld- und Finanzsystem brauchen wir keine Krypto-Token, sondern auf Preisstabilität verpflichtete Notenbanken und eine wirksame Bankenregulierung.“
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