(Angenommen du stirbst…) Was passiert mit deinen Bitcoins nach deinem Ableben? Wird nicht vorgesorgt, könnte, wie aktuell ein kurioser Fall in Kanada zeigt, nach einem Todesfall jeglicher Zugriff auf angesparte Kryptowährungen verwehrt bleiben. Was war passiert und welche Problemlösungen gibt es?
Ein kanadischer Krypto-Börsen-Boss verstarb laut Angaben auf einer Reise in Indien. Den Zugriff zu den gesamten Kryptowährungen seiner Kunden hatte er offline auf einem passwortgeschützten Laptop gesichert. Laut seiner Firma habe aber nur er allein das Passwort gekannt.
Die daraus resultierende Auswirkung ist enorm: rund 115.000 Kunden können nicht mehr auf ihre Kryptoassets im Wert von ca. 120 Mio Euro zugreifen. Zur Zeit wird ermittelt, wie weiter vorgegangen wird. Aus diesem Fall wird ersichtlich, wie wichtig es ist, sich ein System für alle Passwortdaten (nicht nur für den private key von Kryptowährungen) zurecht zu legen, sowie für spätere Zugriffsrechte vorzusorgen. Wie dies am Besten gelingen kann, erklärt dir der Sicherungs- und Anwendungsexperte Matthias Reder auf einem seiner Vorträge oder sehr gerne auch persönlich.
Kryptoassets wie Bitcoin und Co. haben sehr spezielle Eigenschaften, wenn es sich um deren Zugriff handelt. Dazu gibt einen ganz bekannten Spruch: not your keys – not your coins. Den Zugriff auf Bitcoins regeln zwei verschiedene Schlüssel – der public und der private key.
Der eine - public - ist am besten mit unserer IBAN Kontonummer vergleichbar. Wenn dir jemand Geld senden möchte, dann muss er diese Nummer kennen um sie beim Versenden der Euros bei seiner Bank bekannt zu geben um sicherzugehen, dass das Geld an der richtigen Adresse ankommen.
Um das im Bitcoinsystem tun zu können (nämlich das wegsenden) benötigt man zum passenden public key auch den private key. Mit diesem wichtigeren Schlüsselpaar "signiert" der Inhaber die Transaktion und das System weiß - analog deiner PIN bei der Bankomatkarte - dass du aufgrund dieser autorisiert bist. Ist unverständlich? Auf den ersten Blick - ja, aber in der Bitcoinblockchain liegen die Bitcoins nicht direkt von einer Wallet (Geldbörse oder Konto), sondern sind im digitalen "Kassenbuch" eingetragen. Lediglich der Inhaberschlüssel (private key) autorisiert den Besitzer.
Nachdem der private key somit das wichtigste Element ist, gilt es diesen speziell zu schützen, da sonst JEDER der Zugang dazu hat, deine Coins/Asset wegtransferieren und damit „stehlen“ kann. Eine Nachverfolgung im pseudoanonymen Bitcoinssystem ist unter Einhaltung bestimmter Vorkehrungen de facto unmöglich.
Anders ausgedrückt - JEDER – wirklich jeder welcher seine Bitcoins einer dritten Partei „anvertraut“ gibt sein Eigentum ab. Dies gilt auch für Exchanges wie zB der kanadischen Kryptobörse QuadrigaCX, des oben erwähnten Falles.
Diese „Sicherheitsvorkehrung“ in Zeiten wo zig tausende Kunden ihre Kryptoassets auf der Exchange „geparkt“ hatten ist in höchstem Maße zweifelhaft. Das Risiko keinen Zugriff mehr zu haben und somit sämtliche Auszahlungswünsche von Kunden nicht mehr bedienen zu können, kommt gleichzeitig dem Bankrott der Exchange gleich.
Nun ist es passiert – rund 120 Mio Euro an Krypto Assets können nicht mehr bewegt, ausbezahlt oder transferiert werden. Stand der Technik, kann keine Software oder Rechenpower diesen private key knacken, was bei unsachgemäßen Handhabung somit leider zum Totalverlust führt. Dabei hätte dies sehr leicht verhindern können. In einem mittlerweile Milliardenbusiness sollten Kunden die gleichen hohen Sicherheitsstandards erwarten dürfen, wie in an geregelten Börsenplätzen. Immerhin geht es um Kundengelder und die gilt es überall bestmöglich zu schützen.
Ich kann Ihnen zeigen, wie sie als Privatperson oder Firma solche Sicherungsmaßnahmen entwerfen und einsetzen. Eines vorweg – eine sicherere Aufbewahrung der private keys an mindestens zwei verschiedenen Orten sollte dabei ein Standardverfahren sein.
Um sich selbst bzw. seinen Nachkommen im Fall des Falles also viel Ärger zu sparen, sollten Sie rechtzeitig handeln bzw. vorsorgen.
Interessantes Detail am Rande - stellen sie sich vor, sie vererben ihre Wallets inkl. Assets aber nicht deren Zugriff. Wird das die Steuer so akzeptieren? Wäre einen eigenen Beitrag wert – ev. findet sich ein aufmerksamer Jurist als Leser.
Als selbstständiger EDV/IT Krypto Anwendungsberater stehe ich gerne unter +436781287105 oder [email protected] für weiterführende Informationen oder Hilfe zur Verfügung.
Ihr seit anderer Meinung? Ihr habt Feedback? Bitte immer wieder gerne einfach in die Kommentare oder direkt an mich!
Vielen Dank und beste Grüße
Matthias
Quellenangaben
https://diepresse.com/home/wirtschaft/international/5574327/Zwei-mysterioese-Todesfaelle-erschuettern-die-BitcoinWelt?from=suche.intern.portal&fbclid=IwAR3R07tB40oyBxn2VKHKq6cj53n4J_EwKemexLtJC4rIJY225r2IkO_EOUs – abgefragt am 11.2.2019
https://kryptoszene.de/news/der-bizarre-fall-um-die-krypto-boerse-quadrigacx-behoerden-leiten-ermittlungen-ein/ - abgefragt am 25.2.2019
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Schon von Eternitas gehört? Die wollen den letzten Willen direkt auf die Blockchain bringen :)
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Vielen Dank - kannte ich noch nicht... als Ex-Banker weiß ich, dass gerade das Thema der Testamente ein heikles ist. Da könnte die Blockchain abhilfe schaffen...
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