Hier entsteht gerade eine allgemeinverständliche und straffe Einführung in Systemisches Denken (Systems Thinking) und System Dynamics. In lockerer Folge veröffentliche ich zu diesen Themen Beiträge, die einem roten Faden folgen.
Systemisches Denken
Systemisches Denken verfolgt den Zweck, Systeme zu verstehen und zu verbessern. Es ist eine Art, über die Systeme zu reden, denen wir angehören und die uns umgeben, um sie besser zu verstehen und um mit ihnen zu arbeiten, damit sich unsere Lebensqualität verbessert. Systemisches Denken kann als Vokabular zur Beschreibung des Verhaltens eines Systems verstanden werden und ist somit eine Sprache. Systemisches Denken stellt auch eine Reihe von Techniken und Gefässen zur Verfügung, um Systemverhalten zu visualisieren und darüber zu kommunizieren.
Systemisches Denken kann auch als Komplexitätsdenken bezeichnet werden, eine Fähigkeit, die zusammen mit den anderen vier K - Kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboratives Lernen und Handeln - im 21. Jahrhundert von herausragender Bedeutung sein werden.
System Dynamics
System Dynamics ist eine dieser Techniken, um Systemverhalten nicht nur zu visualisieren, sondern auch zu simulieren.
Es gibt mittlerweile einige kostenlose Tools, mit denen ein Systemmodell entwickelt und simuliert werden kann, um zu verstehen, wie sich das System dynamisch verhält, d.h. ob es wächst, in sich zusammenfällt oder einem Gleichgewicht zustrebt. Dabei folgt die Modellierung gewissen Grundmustern, die auf Systemischem Denken beruhen.
Aber was ist ein System?
Eine wichtige Eigenschaft eines Systems ist, dass seine Einzelteile miteinander verbunden sind und in nicht vorhersehbarer Weise interagieren. Das bedeutet, dass ein System immer einer gewissen Dynamik unterworfen ist, dass es also rumort in einem System. Die Eigenschaft, dass die Interaktion nicht vorhersehbar ist, wird oft unter den Tisch gekehrt. Aber gerade das ist wichtig. Eine Maschine ist eine Art System, wobei aber die Interaktion der Einzelteile berechenbar und vorhersehbar ist. Um ein solches System zu verstehen, braucht es kein Systemisches Denken.
Von diesem Standpunkt ausgehend: sagen Sie zu jedem der folgenden Stichworte, ob es sich um ein System handelt oder nicht:
- Fussballmannschaft
- Werkzeugkiste mit 100 verschiedenen Werkzeugen
- Cocktail
- Datenbank von Kundennamen
- Geschäftsunternehmen
- Sonnensystem
- Computer
Die Werkzeugkiste ist klar kein System, denn die Werkzeuge liegen ja bloss passiv da und interagieren nicht miteinander. In der Kiste passiert nichts, es sei denn ... Na ja, nach paar Jahrzehnten des Nichgebrauchs dürfte vielleicht doch etwas geschehen sein: die Werkzeuge sind verrostet aber dort, wo sie sich berühren, konnte sich kein Rost bilden, weil galvanische Ströme flossen. Die Werkzeuge haben auf diese Art tatsächlich miteinander interagiert. Ich müsste also fragen, ob eine Werkzeugkiste, in der lediglich Werkzeuge liegen und sonst nichts drin ist, keine Luft, kein Wasserdampf und auch keine Schwerkraft, ein System sei.
Klar sind Fussballmannschaft und Geschäftsunternehmen Systeme. Computer werden zwar auch als "Systeme" bezeichnet, aber die Interaktion der Teile - CPU, Platte, Bildschirm, Software - ist beschränkt und ziemlich vorhersehbar. Sollten sie einmal nicht so tun, wie erwartet, dann lässt sich ein Fehler finden, der das Verhalten erklärt.
In einem Cocktail finden ziemlich viele chemische Reaktionen zwischen den Ingredienzien statt. Er könnte daher als System durchgehen. Hingegen ist die Datenbank von Kundennamen eher kein System, weil die Namen nichts miteinander zu tun haben.
Das Sonnensystem ist ein interessantes Beispiel. Alle Teile - Sonne, Planeten, Monde, Asteroide, etc. - interagieren vor allem über die Schwerkraft miteinander und zwar in einer Weise, die nicht vorhersehbare Bewegungen hervorrufen kann. Insofern wäre es tatsächlich als System zu verstehen.
Wo finden Sie die Einführungsartikel in System Thinking und System Dynamics?
Meine Artikelfolge bietet eine Einführung in Systemisches Denken und System Dynamics. Auf Steemit begann sie mit Wie kann man aus Wirkungsnetzwerken simulationsfähige stock-flow-Modelle bauen? und setzt meinen Blog fort, den ich seit 2008 auf anchor.ch führte. Den Beginn der Einführung in das Systemische Denken machte der Artikel Wann fangen Sie an, ein System Thinker zu werden?. Ich habe diesen Artikel auch hierhin kopiert. Dann folgten auf anchor.ch noch ein paar wichtige Artikel über Wirkungsnetzwerke, die Sie ebenfalls nachlesen sollten, bevor Sie hier meiner Einführung folgen.
Ein toller Beitrag, danke dafür! Vor allem die Beispiele an denen zum Schluss überlegt werden konnte, ob es sich um Systeme handelt haben mir Spaß bereitet. Da kann man schnell in die Irre geführt werden, wenn man noch nicht so vertraut mit der Materie ist😊 LG
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Oh, das ist ein sehr angenehmer Feedback, vielen Dank. Gerne folge ich Dir. Hast Du auch mal den einen oder anderen Artikel von mir über Systemisches Denken geöffnet (und upvoted 😁)?
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