Warum der Finanzkollaps nicht zwingend ist.

in deutsch •  7 years ago 

Hallo zusammen,

Viele behaupten, dass dadurch, dass die EZB Geld druckt, dieses entwertet wird und es zwangsläufig zu einer Inflation und anschließend zu einem Zusammenbruch kommen wird.
Begründet wird dieser Kollaps mit dem Zins und Zinseszins, weil Geld aus dem Nichts erschaffen wird und dieses immer mehr wird. Siehe auch Josephspfennig.
Diese Logik ist für sich betrachtet richtig, greift aber nicht bei einer Volkswirtschaft, weil wir dort zum einen kein abgeschlossenes System haben und zum anderen auch immer wieder bereinigende Effekte. So platzen Blasen oftmals rechtzeitig, bevor sie zu großen Schaden anrichten.

Ich möchte hier kurz erklären, wie die Geldmenge konstant bleiben kann, auch wenn es Zinsen und Zinseszinsen gibt. Der Zins (und damit auch der Zinseszins) besteht nämlich aus folgenden Komponenten:

  1. Bearbeitungsgebühr
    Dieses Geld wird nicht neu erstellt, sondern wechselt nur seinen Besitzer.
  2. Realwertsteigerung
    Dadurch, dass jemandem Geld geliehen wird, baut er sich damit etwas neues auf (z.B. eine Maschine oder Fabrik, die nun effizienter arbeitet und am Ende mehr produziert). Es entsteht ein Gewinn. Diesen Gewinn gibt er zum Teil an den Geldgeber zurück. Das Geld, das mehr entstanden ist, entspricht dem Wert, der geschaffen wurde. (Kleine Anmerkung: das Win-Win-Verhältnis zwischen Geldgeber und Empfänger ist leider oft durch ungleiche Machtverhältnisse sehr zu einseitigem Gunsten des Geldgebers verzerrt)

    (Grafik entnommen aus meinem Comic "Die Pirateninsel")
  3. Risiko
    Manchmal geht etwas schief. Das geliehene Geld wurde in ein Projekt gesetzt, was versagt hat (z.B. Schiff gesunken). Dieses Geld wird dem Markt entzogen. Dies ist die Senke, die dafür sorgt, dass nicht unendlich viel Geld entsteht. Sind mehrere Projekte aneinander gekoppelt, die letztendlich versagen, spricht man von einem Platzen der Blase.

Solange das Verhältnis zwischen Realwertsteigerung und Risiko ausgeglichen ist, solange unter dem Strich so viel Geld mehr erzeugt wird, wie es einen realen Gegenwert gibt, bleibt das System stabil.
Mein Problem ist nur: Ich kann überhaupt nicht einschätzen, dass die 60 Milliarden Euro, die die EZB derzeit monatlich druckt (Quelle) tatsächlich auch der Europäischen Wertsteigerung entspricht.

Ich habe hierzu auch einen Comic gezeichnet:

https://greensniper.wordpress.com/die-pirateninsel/

(Diese These stammt übrigens nicht von mir, sondern ich habe sie in einer Podcast Hörsaal Vorlesung vom Deutschlandfunk gehört)
Was meint Ihr?

Gruß, Achim!

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Grundsätzlich gibt es diese Puffer, aber das Problem ist, dass das Wachstum der Geldmenge aufgrund des exp. Wachstums irgendwann zu schnell wird für das eher lineare bis log. Wachstum einer Wirtschaft bzw. eines Betriebs. Ich kann nicht jedes Jahr 2% neue Leute einstellen... Dies wird schnell zu brutal. Spätestens nach 70 Jahren. Der Wachstumszwang in der Wirtschaft ist ja auch ein Problem, in dem wir stecken.

Die Inflation muss man als Bürger einfach sehen und ihr irgendwie entkommen, um zumindest eine Form der Umverteilung von fleißig nach reich zu entgehen.

Leider können sich Banken auch gegenseitig irgendwelche Wetten verkaufen.

Das Platzen mehrerer gekoppelter Blasen ist ja von einem Crash nicht mehr zu unterscheiden. Grundsätzlich ist auch ein Crash/Wertverlust von Bargeld möglich und es kommt trotzdem noch Wasser aus der Leitung weil es bei uns z.b immer noch aus dem Berg fließt und es halt keiner abdreht...

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Schöner Comic