Sonntagspredigt auf Deutsch

in deutsch •  8 years ago  (edited)

Der Duden sei gepriesen! Deutsch ist sein Universum. Jeder Mensch kann leicht erkennen, dass im schriftlichen Umgang miteinander nur selten wörtliche Rede verwendet wird. Wenn überhaupt, ist sie falsch und verdorben. Warum ist das so? Sind wir zu nachlässig, wollen wir uns nicht mehr erzählen, was andere sagen? Werden wir weiter im ewigen Dunkel der Ignoranzt verharren? Oh großer Duden, es ist die Angst. Der Grund dafür liegt, nur zu deutlich, vor unser aller Augen und in den Augen des ewigen Wortklaubers. Die Sektion „Anführungszeichen", in seinem gepriesenen Werk, ist reichhaltig gespickt mit extrem fein ziselierter Diversifikation des Gänsefüßchens. Sie wird an geballter Logelei, nur noch vom titanischen Rätselwerk „Rechnen mit Symbolen" übertroffen. Konrad Duden, wir bitten Dich!

Was sich im wortwörtlichen Teil unserer Muttersprache austobt, ist ein wilder Watz, der von unserem Herrn, Konrad Duden sei gedankt, wenigstens dokumentiert wurde. An die Kette legen konnte er diesen kaum berechenbaren Teufel nicht. Duden, beschütze uns! Die Satzzeichen kommen mal vor dem Gänsefüßchen, mal dahinter und sie sollen gar in Serie notiert werden. Duden, erleuchte uns! Gebenedeit ist, wer diese Sprache nicht etwa neu lernen muss. Dominus vobiscum! Aber selbst, wer sie nur zu verbessern sucht, sieht sich auf das Äußerste gepeinigt. Konrad Duden, wir flehen um Erlösung! So merke denn auf, Sprachgemeinde, und staune über die Weisheit des Herrn:

Lass doch dieses ewige „Ich will nicht!“!

Gepriesen sei der Duden, seine Zeichen sind korrekt! Was aber nur ein Beispiel ist, für unsere Lässlichkeit, wie wir diese Sprache nie behandeln! Es wäre nicht des Dudens Sonntag, würde ich Euch jetzt

„Morgen früh“, versprach er, „komme ich zurück.“

Ja, liebe Gemeinde, drei Striche nebeneinander. So geht das Lied der Deutschen. Den Zweifel, ob das korrekt ist, dürfen wir niemals in uns einlassen. Wir dürfen die Not auch nicht ignorieren und feige um das Problem herum schreiben. Nein, nur dein Kleinmut lässt dich die drei Striche im Sanskrit verorten. Sie sind einzig wahres Deutsch, korrekt und ein Wunder! Konrad Duden sei gepriesen! Ein guter Rat zum Schluss, für die Unerschrockenen unter uns, die Willens waren, bis hierher zu folgen und glauben wollen, ohne den Hochmut des Wissens.

Frauen! Schwestern und Mütter!

Fangt schon beim Säugling an, möglichst beim Stillen, ihm das Komma vorzubeten. So sollte eine jede Gläubige, wenn der Säugling wieder absetzt, in festem Blick auf ihren Duden, „Komma" flüstern. Sanft, ganz schonend, wie man Wissen vermittelt, aber immer fest im Glauben an unseren allmächtigen Herrn, Konrad Duden. Wir preisen Dich. Gebenedeit sei die Frucht deines Wirkens. Heute und in alle Ewigkeit. So geht denn hin und schreibt frei weg von der Leber. Amen.

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