Gut, dass das Thema hier aufgegriffen wird. Ich bin Deutsche und habe 18 Jahre in den USA gelebt. Ich hatte viele Diskussionen mit Libertaeren. Zu anfang hat mir einiges in ihrer Philosophie gefallen. Die Idee nicht in anderer Laender Affaeren einzugreifen zum Beispiel. Um so mehr ich ueber die Philosophie lernte, desto weniger mochte ich sie. Viele Libertaere nennen sich auch Anarchisten. Das ist nicht zu verwechseln mit Punkrock Kids, die Molotov Cocktails auf Gebaeude schmeissen. Diese Art von libertaeren Anarchisten kommen oft aus sehr wohlbetuchtem Hause, haben oft fuer Wallstreet gearbeitet, leben einen Yuppie Lifestyle und sie schwoeren auf freie Martwirtschaft, die sich selber reguliert. Staatliche Krankenversicherung ist verpoent und Arbeitslosenhilfe giebts bei denen auch nicht. Wenn du also mal einen Schicksalsschlag erleidest und keine Ersparnisse hast kannste zu hause kreppieren und verdienst es auch. Offensichtlich bist du ja nicht "fit" fuers Leben, Libertaere sind naemlich soziale Darvinisten. Nur die Staerksten (Reichtum ist als Staerke definiert) haben das Recht zu ueberleben und der Rest kann zur Hoelle gehen. Libertarismus ist Anarchie fuer Reiche. Sie wollen alles privatisieren: Polizei, Militaer, Gesundheitssystem...eigentlich ist das ja sowiso was immer mehr passiert. Sie glauben, dass sich das Ganze durch Konkurrenz selber reguliert...willkommen zum 'Lord of the Flies".
Als gewoehlicher Arbeiter wirst du als Blutsauger bezeichnet, jemand, der den wundervollen Gruendern von Geschaeften und Firmen, die Energie abzapft. Es giebt wahrscheinlich viele Schattierungen von Libertaeren, aber die jenigen mit denen ich diskutiert habe, hatten alle diese Auffassung. Das Ganze ist eine unrealistische Utopie, die ich menschenverachtend und sogar faschistisch finde. Das wird jetzt nach Deutschland exportiert, wie so viele andere Philosophien und Gruppen, denen ich seit 15 Jahren in den USA zugesehen habe. In Deutschland kommt das alles etwas spaeter an. Es ist wichtig sich die Dinge sehr genau anzuschauen und kritisch zu bleiben. Viele der neuen Denkweisen und Gruppierungen, die aus den USA nach Deutschland kommen, koedern Leute, die eine gerechtfertigte Wut auf die Regierung haben mit Schlagworten wie "Freiheit " und "Gerechtigkeit". Die Wahrheit ist oft eine andere. Ich halte allerdings meinen Dialog mit einigen weniger extremen Libertaeren offen, da ich mit einigen Punkten in ihrer Denkweise uebereinstimme. Ich halte mich aus populaeren Gruppen raus, da ich lieber meine eigenen Gedanken und Einstellungen kultiviere.
RE: Die Philosophie der Freiheit
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Die Philosophie der Freiheit
Hi, danke für Deinen Eindruck. Ich habe etwas Probleme zu antworten, da Du offenbar ja schon weisst, dass darwinistischer Yuppie Kram rauskommt und ich sehe es nicht als meinen Job an Deine massiven Vorurteile abzubauen. Ist nicht der beste Einstieg in eine aufgeschlossene Debatte. Liebe Grüsse aus dem Zug. Kann am Handy nicht so gut schreiben.
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PS: Wie herzlos, kalt und egoman findest Du mich denn zB so? Ich bin ein leibhaftiger Anarchokapitalist.
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Ich kenn dich als person ja nicht. Alles was ich bisher sehe ist, dass du dir einen label verpasst hast. Ich kann mir hier nicht anmassen dich herzlos zu nennen, da ich nicht weiss wie sehr du dich mit der Materie beschaftigt hast und was du in deinem Leben und deinem Verhalten verkoerperst. Ich habe diese Kaelte und Herzlosigkeit aber in meinen Diskussionen mit Libertaeren in den USA gesehen. Auf der anderen Seite hoere ich mir gerne eine online Radiosendung von einem Anarchisten/Libertearen an (corbett report) und respektiere ihn fuer seine guten podcasts und Dokumentationsfilme. Wenn es etwas giebt, was mir an den Libertaeren gefaellt ist es, dass sie sich nicht der gaengigen links-rechts Parteisicht anschliessen.
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Ok. Sind wir uns einig, dass es auch hilfreich ist, wenn ich mir ein Label verpasse? Du weisst dadurch immerhin mit wem Du es zu tun hast, während ich keine Ahnung habe wieviel Staatsgewalt Du denn so für angemessen hälst, um Deine sicherlich hehren Ziele durchzusetzen. Ich weiss auch nicht, ob Du bereit bist dazu zu stehen, dass Menschen eventuell "krepieren", falls die wohlmeinenden Pläne scheitern (siehe das von bösen Kapitalisten gesäuberte Venezuela). PS: Bzgl herzkalten Libertarians weiss ich glaub ich sehr genau was Du meinst. Ein wohlmeinender Sozialist jagt mir trotzdem mehr Angst ein, weil der es so gut meint, dass er Zwang und Gewalt legitim findet.
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Zitat: "Das Ganze ist eine unrealistische Utopie, die ich menschenverachtend und sogar faschistisch finde".
Das nennst Du nicht "böse"? Ich hab um diese Diskussion nicht gebeten. Du kommst hier her und knallst mir das vor den Latz, obwohl das Video eigentlich eine ganz andere Aussage hat. Ich habe auch schon in anderem Ton auf sowas reagiert, zB weil Ludwig von Mises von Kommunisten UND Nazis verfolgt wurde, der alte menschenverachtende Fascho und ich solche Vorwürfe garnicht witzig finde.
Also erzähl mir bitte nix von "dialektischem Werkzeug" wenn ich im Gegenzug nach den roten "Menschenfreunden" frage, wenn Du mich hier auf meiner Seite so begrüsst.
Aber zu Deiner Frage: es macht mich traurig und ich versuche manchmal zu helfen, manchmal nicht. Ich habe aber kein Bedürfnis jemanden den Staat an den Hals zu hetzen, weil er nicht so hilft wie ich es richtig fände. Bzgl Schule und was nicht alles angeblich nur durch Staat/Sozialismus möglich sein soll:
der alte Bismarck hätte an Dir seine wahre Freude, so wie Du die Propaganda geschluckt hast (ich darf ja sicher auch so über Dich reden oder?):
„Mein Gedanke war, die arbeitenden Klassen zu gewinnen, oder soll ich sagen zu bestechen, den Staat als soziale Einrichtung anzusehen, die ihretwegen besteht und für ihr Wohl sorgen möchte“
– Otto von Bismarck: Gesammelte Werke (Friedrichsruher Ausgabe) 1924/1935, Band 9, S.195/196
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Ich nenne Kapitalismus nicht boese. Ich versuche fuer mich in meinem Leben und in meinem kleinen Kreis, dem Menschen so zu begegnen, wie es die Situation hergiebt. Manchmal helfe ich, indem ich jemandem etwas gebe, der weniger hat als ich. Nenn das was du willst. Manche Leute, wollen einen abziehen und das fuehl ich und mach die Tuer zu. Ich weiss nicht was fuer einen Hintergrund du hast, und ich will mich gar nicht so sehr in die Debatte ueber Sozialismus verstricken, da das offensichtlich als dialektisches Werkzeug dient. Es wird schwierig wenn man sich um Terminologien streitet. Ich versuche mich in check zu halten um weniger offensiv zu sein. Mal eine Frage: wie fuehlst du darueber, dass es alte Menschen giebt, die obdachlos unter einer Bruecke schlafen?Oder jemand, der durch Krankheit seinen Job verliert, und alles andere verliert und allein nicht wieder hoch kommt. Das sind Realitaeten. Ich brauch da nicht ueber Sozialismus zu reden. Bin gerade neugierig....was fuehlst du wenn du sowas siehst?
Wie damit umgegangen werden sollte ist eine andere Diskussion. Die Familie, die mal Halt und Unterstuetzung gegeben hat, ist zerstoert worden. Heutzutage sind viele Menschen isoliert und das ist bei Disign engineered. Uebrigens, wenn du, wie ich in Deutschland aufgewachsen bist, hast du sehr viele der Vorteile genossen, die Sozialismus zu bieten hat. Ich mag das System und die Regierung auch nicht, aber zum Beispiel das Deutsche Schulsystem, das Gesundheitssystem...oder was davon noch uebrig ist....das ist sozialismus. Wo waehrst du jetzt wenn du es da nicht so bequem gehabt haettest. Wir sind sehr verwoehnt in den westlichen Laendern. Es giebt viel Armut in der Welt und das kommt nicht daher, dass die Menschen in diesen Laendern zu dumm oder zu faul sind. Das hat mit Geopolitik und Gier zu tun. Ich nenn das nicht Kapitalismus...
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