Dem Leben gewidmet
Zum Leben gehören auch das Leid und Elemente unserer Persönlichkeit, die wir nicht so gerne wahrhaben möchten. Wer wissen möchte, was ich meine, sollte mal "Demian" oder "Unterm Rad" von Hermann Hesse lesen. Das Leben ist also ein Kreislauf, ein Weg mit Hoch und Tiefs, eine Reise, auf die wir uns selbstbestimmt eingelassen haben.
Schau dich mal in der Natur um. Was ist klein und wird einmal groß werden bzw. möchte es (seiner unverfälschten, ehrlichen Natur nach) zumindest mal werden? Auf der basalsten, allgemeinsten Ebene lassen sich diese Gedanken mit einem (zunächst sehr simpel klingenden) Konzept zusammenfassen: Geist und Materie sind eins. Heide Göttner-Abendroth sagt es sehr schön: Wir sind eigentlich so etwas wie "Geist-Materie" (Sie sagt auch: "Kinder und Frauen sind… die Zukunft jeder Gesellschaft."). Die Matriarchatsforschung und die Patriarchatskritik können diesen Zusammenhang sehr schön erklären. Möglicherweise auch die Philosophie. Hier sehe ich allerdings ein Problem. Denn die Philosophie hat den Weg vom Matriarchat zum Patriarchat kräftig mitgetragen. Es fing an mit der Entmytholigisierung der Welt (vom Mythos zum Logos in der Antike), ging über die Entdeckung der Wissenschaften in der Neuzeit und fand seinen vorläufigen Höhepunkt in der absoluten Trennung zwischen Geist und Materie im deutschen Idealismus des 19. Jahrhunderts. Das Magische ist wegrationalisiert. Wir leben als Atome in einem Sternenhaufen, wie ein zerbrochener Spiegel. Ja, das macht mich sehr traurig. Aber solange wir unseren Blick für das Schöne, Einfache und Kleine in der Welt bewahren können, besteht vielleicht noch Hoffnung. Ich sehe diese Hoffnung nicht so sehr in der Kirche, auch wenn sie viele matriarchale Elemente übernommen und dadurch erhalten hat. Vielmehr sehe ich sie überall dort, wo noch friedliche Herzen existieren. Es fällt mir schwer, genau zu erklären, was ich meine. Das liegt daran, dass ich mich auch auf etwas beziehe, das man nur erfühlen, aber nicht rational beschreiben kann. Ich frage mich: Wo ist das Herz dieser Welt? Wo ist es in Gefahr? Kann ich den Weg zu ihm unbeschwert gehen? Oder muss ich aufpassen? Ja, ich denke, wir müssen den Frieden in unserem Herzen jeden Tag aktiv durch bewusste Gedanken bewahren. Es ist eine schwierige Aufgabe, aber es ist die, die uns am meisten belohnt. Der Frieden in unseren Herzen ist das größte Geschenk der Welt. Wahre Glückseligkeit. Auch wenn wir das Herz der Welt nicht wahrnehmen oder es vielleicht nie gekannt haben. Ich plädiere sehr dafür, es zumindest nicht abzulehnen oder auszuschließen, wie es z. B. die Kirche mit ihrer Trennung zwischen Geist und Materie macht.
Das ist meine größte und dringendste Bitte.
Das ist etwas, was mir aus dem Herzen spricht. Ich frage mich auch täglich, wie ich meinen Humor nutzen kann, um nicht verärgert über dieses oder jenes zu sein. Oft hilft mir, wenn ich mit mir selbst laut rede. Da ich das aber nicht so gut kann, nehme ich für eine sehr gute Freundin meine Gedanken auf und schicke ihr sie dann.
Manches Selbstgespräch ist dann mit leichtem Herzen geführt, wo es aber um gewichtige Themen geht und wenn ich mich dabei ertappe, wie ich gerade im Begriff bin, dieses oder jenes zu verurteilen, halte ich kurz an und muss dann bereits wieder lachen oder schmunzeln.
So habe ich dann gleichzeitig für meine Freundin und mich selbst eine Audio-Aufnahme, in die ich reinhöre und wenn ich wieder mal einen schlechten Moment habe, heitert es mich auf und macht mich wieder weicher meiner Mitwelt gegenüber.
Alan Watts spricht ebenfalls von den zwei großen Mythen der Moderne. Den Gottes-Mythos als den großen Uhrmacher, den Weltenbeweger und Bestimmter über jedwede Einzelheit und Materie, und über den Mythos eines stumpfen determinierten Universums, in dem die physischen Körper sich bar jedes Bewusstseins auf ihren Bahnen bewegen, darin alles berechnet und vorhergesagt und kontrolliert werden kann - und der Mensch darin nichts weiter als ein Zufall ist, eine Art Unfall der Natur. Was ja auch nur deprimierend ist und eine Art Beleidigung für fühlende Wesen.
Wie ich ihn verstehe, ist Natur Poesie und man könnte genauso gut einem Stein einen guten Tag wünschen, da er über ein Bewusstsein verfüge, nur eben auf einer anderen Frequenz. Für Newtonianer grenzt solch eine Aussage an wissenschaftliche Blasphemie. Glücklicherweise sind wir bereits in ein Zeitalter eingetreten, in der die Systemtheorie solches zu bestätigen sucht und das Newtonsche Weltbild auf Dauer weichen wird.
Schön, dass du wieder mal was geschrieben hast.
Herzlichen Gruß an dich!
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Hallo liebe Erika, ich freue mich sehr über dein Kommentar :) hüpf hüpf (Das ist ein Erikativ :D).
Die zwei Dimensionen bei Alan Watts sind sehr interessant. Das erste ist der typische patriarchale Dualismus, also der Glaube, dass das Leben vom Mann als Gott, Vater oder Herrscher ausgeht. Es ist aber ein Irrglaube, dass der Glaube an einen Vatergott die erste Religion der Menschheit war. Gut, dass Watts bzw. du darauf hinweisen.
Das zweite ist ein ebenso trauriger Determinismus, der aus einem exoterischen Glauben entsteht, welcher ebenfalls typisch für das patriarchale Denken ist. Das ist der Glaube, der Welt gewisser Maßen enthoben zu sein, über ihr zu stehen. Die Entwurzelung schlechthin.
Vergangenes Wochenende war ich auf einer Tagung über Psychohistorie (Vielleicht ist dir das ja ein Begriff, wenn nicht, kann ich gerne noch mehr darüber schreiben), auf der ich einen weiteren interessanten Aspekt über dieses Phänomen gelernt habe. Es ist wohl denkbar, dass unsere Geburt und die Zeit der Schwangerschaft sehr großen Einfluss auf uns haben. Mehr als wir glauben. Auch Autismus und viele andere Auffälligkeiten/Erkrankungen können damit zusammenhängen, dass unsere vorgeburtliche Erfahrung negativ war. Das Traurige ist, dass die Betroffenen das nicht wissen, aber der Welt durch diese negativen Erfahrungen sehr kämpferisch und ablehnend gegenüber stehen. Oder ihr eben wie die Autisten nicht sehr viel abgewinnen können.
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Ja, da sprichst du ein interessantes Thema an. In der Psychologie bzw. z. B. der Traumaforschung ist es ein weithin bekanntes Phänomen, dass geburtliche und andere Erlebnisse aus der früheren Kindheit unsere Reaktionen auf die Welt beeinflussen. Und ich glaube auch, dass dieses mittlerweile so gut wie zum Allgemeinwissen gehört bzw. unbewusst auch ein Wissen ist, über welches wir verfügen.
Inwieweit solches den Alltag beeinflusst, hängt sicher davon ab, wie Menschen auf einen reagieren in Situationen, wo es uns wichtig ist bzw. wir besonders verletzlich sind. Beispielsweise bei Arzt-Besuchen, Untersuchungen, Operationen oder auch Beratungs- und Therapie-Situationen. Jeder kann von guten wie schlechten Erfahrungen in diesem Zusammenhang berichten.
Prinzipiell denke ich, dass es einen Wechsel gibt zwischen Ablehnung und Kampf sowie Zustimmung und Zusammenarbeit. Nur Menschen, die nicht mehr diesen Wechsel erleben und auf Dauerkampf und Ablehnung eingestimmt sind, fallen sehr auf und bewirken, dass man auf sie ebenfalls negativ reagiert. Da spricht man dann von ausgeprägten Krankheitsbildern.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass jeder Mensch im Leben Erfahrungen macht(e), die ihn stark negativ beeinflussen und an die er sich immer dann erinnert fühlt, wenn ähnliche Situationen, Gerüche, Geräusche, visuelle Eindrücke und sprachliche Formulierungen auftauchen. Doch genauso geht es mit positiven Einflüssen. Beides ist immer vorhanden und kann gleichwohl verstärkt werden. Das eine sind die Ressourcen und das andere sind die eher destruktiven Elemente. Aber selbst die können positiv umgedeutet werden.
Ich lese gerade zum Thema Hypnose sehr viel und habe hier einen interessanten Beitrag, falls es dich interessiert sowie einen sehr altes, von vor hundert Jahren geschriebenens Buch eines Arztes. Sehr spannend!
http://www.igm-bosch.de/content/language2/downloads/4a_NegPosSuggAnaestesist10.pdf
https://dolphinpower.eu/pdf/Die_Hypnose_und_die_Hypno-Narkose.pdf
LOL! "Erikativ" :-)
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Ob man sich als Atom im Universum klein und unbedeutend oder aber geborgen fühlt, liegt für mich im eigenen Selbstverständnis begründet. Ich bin gern ein Zahnrad einer großen Maschine, wenn ich über genug Gehirn und Einblick verfüge, um zu verstehen, was diese Maschine tut und ich das sinnvoll finde. Genauso liebe ich den Blicks ins All, das herauszoomen, die Erkenntnis, wie unglaublich riesig alles ist und und wie klein unsere doofen Alltagsbefindlichkeiten in diesem Kontext erscheinen.
Ich liebe die Wissenschaft, die Klarheit, das prometische greifen nach dem Feuer! Und doch versuche ich, dabei nicht die Verbindung zu mir selbst, zur Erde, zu anderen Menschen zu verlieren, bin ich dankbar für jeden Glücksmoment, an dem ich etwas Neues lernen und begreifen darf.
"Magisch" könnte auch bedeutet, dass man etwas noch nicht genug durchdrungen und verstanden hat. Schafft man es, die kindliche Fähigkeit zu Staunen nicht zu verlieren, tut ein tieferes Verstehen und rationales Analysieren der Faszination aber keinen Abbruch.
Irgendwo habe ich mal gelesen, man könnte "Bewusstein" wie einen weiteren Aggregatszustand der Materie begreiten. Das hat mir sehr gefallen, so erlebe ich es auch.
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Ich lege keinen Wert auf eine Trennung zwischen Geist und Materie und mir ist die genaue Definition der beiden Begriffe nicht so wichtig. Es geht mir ja gerade darum, dass wir beides sind. Manchmal ist es halt einfacher, wenn man in einer Art Unterschiedslosigkeit denkt.
Eigentlich habe ich nichts gegen die Wissenschaften. Nur gegen absolutes ("losgelöstes" bzw. abstraktes) Denken. Und darin sind die Wissenschaften (Ich meine v. a. die MINTs) meisterlich. Ich glaube, es ist etwas Gutes, immer weiterforschen zu wollen und das eigene Wissen nicht beschränken zu wollen. Ich denke aber auch, dass gerade die Tatsache, dass wir hin und wieder an Grenzen des Wissens kommen (zumindest vorübergehend) dazu verführt, abstrakt bzw. absolut zu denken.
Ich erinnere mich an eine Situation bei einer Ärztin, die zweimal nacheinander so etwas in der Art meinte wie "Studien haben gezeigt, dass Patienten sich nach so und so langer Zeit so wie Sie verhalten." Ich fand die Situation trotz aller ehrlichen Bemühungen der Ärztin unangenehm, denn ich war nicht Teil dieser Studie und möchte auch nicht so behandelt werden. Einen Patienten auf eine Studie zu reduzieren, ist meiner Meinung nach abstraktes Denken.
In diesem Zusammenhang weise ich gerne nochmal auf Arno Gruen hin, der u. a. in "Der Verrat am Selbst" das abstrakte Denken sehr ausführlich untersucht und kritisiert hat.
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