#wochenthema: Körpergefühl - VERRATEN -> VERLASSEN- UND DOCH IMMER GELIEBT!

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Sex - Liebe- Berührung - Gesundheit - Sport- Alles steht und fällt mit der Fähigkeit, sich selber zu fühlen!



Die liebe @love-youre-wild hat das #wochenthema Körpergefühl eröffnet.

Montag: @asperger-kids
Dienstag: @kissi
Mittwoch: @antikesdenken
Donnerstag: @winmental
Freitag: @happy.food.life
Samstag: @kadna
Sonntag: @love-your-wild

Es ist mir eine Ehre, wieder mit dabei sein zu dürfen.
Danke dir, du gute Seele der Steemit-Community. ❤



Und jetzt steh ich vor dem Problem, darüber etwas schreiben zu ....


Eigentlich fühle ich mich dahingehend extrem unterqualifiziert. Körpergefühl, ich mein, was ist das?

Meint das, wie ich meinen Körper wahrnehme? Da ist die Antwort ganz einfach, doof, blöd, kacke, fühlt sich alles einfach scheiße an.

Oder geht es darum, welche Beziehung ich zu meinem Körper habe?

Beziehungsstatus kompliziert,

wäre da wohl die passende Antwort.

Ich weiß, es auch nicht. Körpergefühl ... bhu ...

Ehrlich gesagt, bin ich froh, wenn ich meinen Körper nicht fühlen muss.
Ich stelle mir manchmal vor, wie es ist, seinen Körper zu spüren und sich dabei gut zu fühlen. Kräftige Muskeln, straffes Gewebe, harte Kanten, eine flache Brust. Einen sportlichen, kantigen Männerkörper ... unfassbar weit weg von der Realität, aber muss sich großartig anfühlen.

Ich erinnere mich daran, wie ich mich als Kind fühlte. Natürlich war mir damals nicht bewusst, welches Glück ich mit einem kräftigen, schlanken, androgynen Körper hatte.

Ich liebte es, den Wind auf der Haut zu spüren, im Wasser den Widerstand, diese wilde Kraft und Leidenschaft in meinem Innern. Wenn ich kletterte, spürte ich meine Muskeln und liebte das Brennen, die Kontrolle und die Hormonausschüttung.

Ich mochte meinen androgynen Körper und liebte ihn. Er war mein Freund, mein Verbündeter und mein Partner.

Aber dann passierte uns etwas, Erwachsene nennen es

Pubertät.

Ich verlor meinen Partner, fühlte mich verraten und gedemütigt. Er hatte mich nicht nur im Stich gelassen, sondern betrog mich jeden Tag aufs neue um mein Leben.
In meiner Wahrnehmung hatte mir mein Körper alles geraubt, was jemals von Bedeutung für mich war.

Mein Körper wurde mein Feind.

Ich fing an, ihn regelrecht zu hassen. Meine Periode erschien mir wie eine Strafe, ohne dass ich gewusst hätte, womit ich sie verdiene. Jeden Monat aufs Neue diese Qual. Die Brüste wuchsen unaufhörlich und ich war dem gegenüber völlig machtlos. Ich empfand mich vergewaltigt, von meinem eigenen Leib.

Jetzt fühlte sich der Wind auf meiner Haut nicht mehr gut an, das Wasser glitt nicht mehr so an mir vorbei wie vorher und beim Klettern, störte mich der Vorbau extrem. Nichts war mehr wie vorher und ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte.

Mein Körper war mein schlimmster Feind und es fühlte sich an, als würden die Menschen mich nicht mehr richtig erkennen. Als lebte ich in einer art Spiegelwelt, der Spiegel verzerrte meine Realität für alle Anderen.

Ich tat alles, um kein Körpergefühl mehr zu haben.

Und diese Bemühungen hielt ich die nächsten 20 Jahre aufrecht.

Es ist also sehr lange her, dass ich positive Erfahrungen mit diesem Thema machte. Heute versuche ich, mich dem zu stellen. Ich bemühe mich, meinen Körper zu beleben, meine Seele auszustrecken bis in den letzten Winkel. Aber ehrlich, es tut scheiße weh. Der Druck in meinem Innern zerreißt mich manchmal und auch jetzt, bin ich damit heillos überfordert. Wie soll ich bloß damit leben?

Ich weiß es nicht, keine Ahnung.

Ich versuche, jeden Tag zu nehmen, wie er ist. Wenn ich Tage habe, an denen ich mein Körpergefühl nicht aushalte, gebe ich mir den Raum für den Schmerz, den Verlust und die Trauer. Ich erlaube mir dann, mich irgendwie zurückzuziehen aus dem Empfinden.

Es gibt auch gute Tage. Tage, an denen ich voller Hoffnung bin, dass ich irgendwann mein Körpergefühl zurückerobern kann. Es gibt Tage, an denen fühle ich die Dankbarkeit dafür, dass ich gesund bin, dass ich atmen und mich bewegen kann ohne Schmerzen oder größere Einschränkungen.

In der Pubertät hasste ich meinen Körper, ich wollte ihm so weh tun, wie er mir weh tat. Ihm das Herz brechen, ihn zerreißen, ihm ... irgendetwas an tun, egal was.

Heute weiß ich, wir sind eins. Mein Körper ist ein Teil von mir. Er ist mein Partner geblieben und schenkt mir immer wieder einen neuen Tag, Lebenszeit, Lebensqualität und Lebensfreude.

Ich habe gelernt, meinen Körper ansatzweise zu lieben. Die Dankbarkeit, die ich für mein Leben empfinde zu spüren und zu genießen.

Was für ein Geschenk, dass ich die letzten 32 erleben durfte, wie großartig all die fantastischen Momente die ich hatte. Ich werde mir das Leben mit meinem Körper zurückerobern. Ich kämpfe mich zurück in ein Körpergefühl, das mich glücklich macht und in die Selbstliebe für meinen Körper.

Ich will wieder den Wind auf meinem Bauch genießen, das Wasser an meiner Haut, die Wärme, die Kälte, das pure Leben. Wenn ich nackt vor dem Spiegel stehe, möchte ich mich erkennen und wissen, das ist mein Körper, das bin ich.

(Bildquelle Pixabay, CC0 Lizenz)

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Respekt, liebe @asperger-kids!!! Was für intime Worte. Du hast uns mitgenommen auf eine kleine Reise in dein Körpergefühl! Vielen Dank dafür! Und auch ich wünsche dir für deine Zukunft, dass du und dein Körper wieder bessere Freunde werden! Ganz liebe Grüße, Lu

Danke Liebes.
Bestimmt wird das gelingen, wo ein Wille, da ein Weg <3

Haaaammmmmmer Beitrag!!!! Danke hierfür!!! Ok sowas hab ich noch nie geschrieben, aber: man fühlt Dich und deine Geschichte zwischen jeder Zeile.

Danke für deinen Mut Dich zu zeigen!!! Ich denke Du wirst noch sowohl Inspiration als auch Vorbild für viele Menschen sein!! Ich denke nicht- ich weiß, dass du deinen Weg gehen wirst. Bussi an Dich!!!! Und danke fürs mitmachen <3

Danke Liebes.
Mir tut es gut, darüber schreiben zu können und wenn ich mit meiner Geschichte da berühren kann, schaffe ich mehr Toleranz und das ist mir ein Anliegen.

Danke das ich wieder dabei sein durfte <3

wieder mal ein Hammerteil von Dir. Mich fasziniert jedesmal wie du mit deiner Geschichte und vorallem deinen Gefühlen offen umgehst und dies nach aussen trägst. Ich sehe da extrem viel Verletzlichkeit aber auch enormen Mut darin.
Unglaubliche Story. danke Dir

Danke.
Für mich fühlt sich das nicht verletzbar an. Also natürlich zeige ich meine verletzliche Seite aber ich erlebe sie nicht als Angriffsfläche. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Menschen selten angreifen, wenn jemand seine Verletzlichkeit offen legt.

wow liebe Rachel, wieder einmal ganz wunderbar und wundersam. Du schaffst es so zu schreiben, dass du mich mitnimmst auf deine Gedanken- und Gefühlsreise... Nachvollziehen, mitfühlen... nein, das kann ich nicht wirklich... ich stecke in meinem Körper und in meiner Geschichte...

Mich flasht deine Willenskraft, die du am Ende wieder auspackst:

Ich werde mir das Leben mit meinem Körper zurückerobern. Ich kämpfe mich zurück in ein Körpergefühl, das mich glücklich macht und in die Selbstliebe für meinen Körper.

Ich will wieder den Wind auf meinem Bauch genießen, das Wasser an meiner Haut, die Wärme, die Kälte, das pure Leben. Wenn ich nackt vor dem Spiegel stehe, möchte ich mich erkennen und wissen, das ist mein Körper, das bin ich.

Du wirst es schaffen, keine Frage...

Ich glaube, richtig kann das niemand nachfühlen, der nicht drin steckt, aber dass ist ja ok.
Wichtig ist für mich, Empathie zu wecken. Ich glaube, sie ist der Schlüssel zu einem offenen, toleranten Miteinander und die Basis einer Welt, welche für uns alle besser funktioniert.

Danke, dass du an mich glaubst.
Ich tue es mal mehr, mal weniger :)

Liebe @asperger-kids , liebe Rachel, du hast einen wunderbaren Schreibstil. Sehr berührend und intensiv. Ich bin mir sicher, dass du auf einem guten Weg bist, deinen Körper wieder lieben zu können. Es liest sich, als hättest du die ersten Schritte zur Aussöhnung schon längst erfolgreich getan. Viele liebe Grüsse!

Vielen Dank für die lieben Worte.
Ich denke auch, der Weg ist schon mal der richtige :)

Wow, Hammertext, habe mich gleich versucht, in dich reinzufuehlen. Kann ich mir voll vorstellen, weil ich selber als Kind und junge Erwachsene sehr viel androgyn erlebte, allerdings, ohne dass mich mein Koerper dabei stoerte. Es war eher wie ein Spiel. Ich hatte deshalb keine Probleme, mit der Maennerwelt auf reiner Kumpelbasis zu kommunizieren und war immer total angenommen. Erst, als ich selber Mutter wurde, begann ich ein Leben als nur Frau zu leben LOL!

Ich liebte meine androgyne Körperform. Probleme bekam ich erst, mit der Weiblichkeit die ich nie wollte.
Kinder hätte ich sehr gerne, aber ich kann mir nicht vorstellen, sie auszutragen.

Schön das du zu deiner Weiblichkeit gefunden hast <3

Unglaublich offene Worte die du da mit uns teilst.
Du bist auf deine Art so inspirierend und stark. Deine Worte schenken einem selbst Mut doch Mal genauer hin zu sehen.
Ich bin immer wieder geplättet von deinen Worten. Danke schön. 😄

Danke Liebes.
Tatsächlich denke ich, wir alle sollten das mehr tun. Wie sollen wir uns gegenseitig verstehen, wenn keiner sich damit zeigt?

So ein wunderschöner, ehrlicher und offener Text Rachel. Danke für den Einblick in deine Gefühlswelt. Ich wünsche dir von ganzem herzen weiterhin viel Kraft und das du ein glückliches Leben mit deinem Körper bald zurückerobern kannst. Du bist stark und du wirst es schaffen. Alles Guten und sonnige Grüsse aus Bali

Danke <3
Ich werde euch auf jeden Fall weiter mitnehmen auf dieser Reise.

Ich wünsche dir eine wunderbare Woche und nehm die Sonne aus Bali gerne an.
Vermisse Asien und hoffe, dass ich bald wieder rüber kann, und wenn nur für 2 Monate.

Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen, dich persönlich kennen zu lernen :-). Liebe Grüsse

Wow, was für ein emotionaler Text. Ich hab' bei jedem Satz mitfühlen können, dass du eine schwierige Reise hinter dir und eventuell noch vor dir hast. Ich wünsche dir ganz viel Glück auf deinem Weg!

Danke Liebes.
Für mich ist es schon ein riesiges Glück, dass ich den Weg überhaupt gehen kann und darf <3

Sehr schön gesagt. Ich denke, du machst das genau richtig so.

Liebe Rachel
Wow, vielen lieben Dank für diesen Beitrag. Man liest und spürt dabei, wie nahe dir dieses Thema geht. Ich bin gerührt von deinen Worten und finde es bemerkenswert, dass du uns auf intime Art und Weise an deinem Kampf teilnehmen lässt.
Es ist schön zu lesen, dass du bereits einen großen Schritt der Erkenntnis durchgemacht hast und du auf dem weiteren Weg zur Heilung deines Körperfriedens bist. Ich wünsche dir viel Kraft dabei und vergiss nicht: Der Weg ist das Ziel!

Herzliche Grüße aus dem roten Van
Sarah

Danke für deine lieben Worte <3
Der Weg is klasse, richtig richtig gut :) Danke für deine Zeit.

Immer wieder gern ;) Ich wünsche dir eine angenehme Woche <3

Liebe Grüße
Sarah

Liebe Rachel,
inzwischen kennen wir alle deine intensiven Texte und wie sehr sie viele berühren. Eine sehr große Gabe!!
Worüber ich mir sehr sicher bin ist, dass du dort sein wirst, eines Tages in nicht allzu weiter Zukunft, wo du

Windauf deinem Bauch genießt, das Wasser an deiner Haut, die Wärme, die Kälte, das pure Leben

LG Mo*

Hihi, jetzt hab ich Gabel gelesen statt Gabe :D
Danke Liebes <3
Ich denke auch, der Weg ist schon mal der richtige und ich erobere mir mein verlorenes Leben immer mehr zurück.

Sehr intensiver Text und gut geschrieben.
Man kann richtig mitfühlen.

Wow! Ich schließe mich dem Kommentar von @antikesdenken an.

Pin ich zu mir!
Sag mal darf man an einem Wochentages einfach daran teilnehmen oder ist das nur nach Absprache möglich?

Alles liebe

Danke Liebes.

Die Idee ist, dass 7 Leute mitmachen und an vorher festgelegten Tagen ihren Beitrag veröffentlichen.
Wir machen immer mal wieder eine Runde, wenn jemand ein Thema hat :)
Du kannst also auch dein eigenes Wochenthema starten. Schön wäre einfach, wenn wir das Absprechen und nicht alle kreuz und Queer was tun.

Du darfst aber natürlich einen eigenen Beitrag dazu schreiben, darüber würde ich mich sehr freuen.

Danke dir für deine Antwort.
Ich schau mal ob ich was schönes als Idee zu eurem Thema habe.
Gute Nacht noch :)

Liebe Rachel, ich verneige mich voller Respekt vor Deiner Fähigkeit, uns mit mit Deinen Blogposts immer wieder in Deinen Bann zu ziehen. Ich glaubte, schon eine Menge über mich hier auf Steemit preisgegeben zu haben, doch jetzt erkenne ich, dass ich gerade mal an der Oberfläche gekratzt habe. Danke für Deine Offenheit. Fühle Dich fest umarmt.

Ui Danke dir Liebes.
Jeder Mensch hat einen anderen Umgang und eine andere Grenze, wenn es um Offenheit geht.
Ich würde nie erwarten, dass andere sich da genauso öffnen. Für mich ist das in Ordnung, weil ich mich damit nicht verletzbar fühle und nicht den Eindruck habe, etwas zu zeigen, was zu privat ist.

Geh nur so weit, wie du dich noch gut fühlst damit.

liebe rachel, wieder einmal hast du uns einen wunderbaren artikel zur seite gestellt...weisst du? ich kann mein lob gar nicht mehr in worte fassen...dein gefühl, dein mut und deine ehrlichkeit berühren mich zutiefst... puhhhh...jetzt muss ich erstmal durchatmen und zu mir kommen...ich drück dich

Ich werd immer ganz rot wenn du schreibst. Liebes, ich mach nix besonderes, ich fass einfach meine Gefühle in Worte und habe keinerlei Angst davor, sie zu zeigen, warum sollte ich auch?

ja ich glaube genau das ist es....ich liebe es einfach, wenn du so ehrlich du dir selbst und zu der community bist und nichts zu verstecken hast....das ist wirklich authentisch und kommt an :)

Was fuer ehrliche Worte.. Ich denke, dass es ganz vielen so geht in der Pubertaet, mehr oder weniger.
Toll was ihr auf die Beine gestellt habt mit dem Wochenthema!

Ja, dass denke ich auch. In einem gewissen Spektrum kennen das viele und ich finde es so wichtig, dass wir uns den Kids damit auch zeigen und ihnen sagen, hey, für mich war das auch schwierig, ich versteh dich.

Ja, da hast Recht. Pubertaet ist eh schon kompliziert und schwierig genug..

Wow, da gibst du viel von dir Preis. Danke für diese Offenheit. Ich denke, du bist auf einem guten Weg und wünsche dir viel Kraft dabei!

Danke, ich habe damit zum Glück gar ein Problem.
Ich fühle mich durch mein Zeigen nicht verletzbar und wünsche mir, mehr Empathie für die Vielfalt von uns Menschen zu schaffen.

Danke für deine lieben Worte <3

Genau das schaffst du. Ich bin in letzter Zeit auch viel offener und teilweise sehr überrascht über die Reaktionen. Viele zeigen sich mir gegenüber dann nämlich auch so offen (und verletzlich). Das ist ein ganz interessantes "Experiment", das ich jedem wünsche, es mal probieren zu können.

Ja genau, Verletzlichkeit animiert nur die wenigsten Menschen zum Angreiffen, die meisten reagieren eher ebenfalls mit Offenheit.

Ich werde mir das Leben mit meinem Körper zurückerobern. Ich kämpfe mich zurück in ein Körpergefühl, das mich glücklich macht und in die Selbstliebe für meinen Körper.

Ein Thema, das mich gerade auch beschäftigt. Ob das mit der Selbstliebe für den eigenen Körper überhaupt geht? Bei mir liegt der Zeitpunkt, an dem ich meinen Körper aufgehört habe zu mögen, noch viel länger zurück. Die Pubertät war da kein Problem, jedenfalls bis die Periode so stark wurde, wie sie heute noch fast immer ist. :(

Gute Frage, es erfordert zumindest sehr viel arbeit.