Es gibt so viele Worte, die ich nicht kenne,
Nomen, Verben und Adjektive.
So viele Worte, die so viele Gedanken und Situationen beschreiben können.
Genug Worte, um Hunderte von Büchern und Bibliotheken zu füllen.
Aber diese Liste, von Worten, die ich nicht kenne, ist kleiner geworden.
Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich angefangen habe, Deutsch zu lernen und an all die Worte und Sätze, die ich mir gemerkt habe, und an all ihre Bedeutungen. Es eröffnete sich mir eine neue Welt, in der alles so neu und so interessant und so verwirrend und so furchterregend war, als ob es mein erster Tag auf der Erde wäre.
Und ich dachte trotzdem: Das Leben ist cool. Aber das war alles, was ich damals sagen konnte, denn die Worte, die ich brauchte, um den Tag zu beschreiben, kannte ich noch nicht. Also dachte ich: Das Leben ist cool und ich bin Ben.
Und die Tage gingen vorbei und daraus wurden Wochen und dann Monate und dann war ich in einem Flugzeug, versehen mit ein paar hunderten Worten und der Fähigkeit, „Was?” „Warum?” und „Können Sie das bitte wiederholen?” zu fragen, aber ich war unfähig, die folgenden Antworten und Implikationen zu verstehen. Und ich dachte: Mein Leben ist cool, aber ich habe keine Ahnung, was los ist, und ich habe Angst. Und ich bin Ben.
Aber in den folgenden Monaten kamen neue Worte und neue Gesichter und neue Freunde und neue Erfahrungen und meine Angst verwandelte sich in Faszination und ich dachte: Ich habe keine Ahnung was los ist, aber das ist ok, weil das Leben so toll ist, und ich freue mich darauf, zu sehen, was vor mir liegt. Und ich bin Ben, der Austauschschüler. Aber das war alles, was ich sagen konnte, denn, obwohl ich schon sehr viele Worte gelernt hatte, war die Liste der Wörter, die ich nicht kannte, immer noch unheimlich lang. Deshalb habe ich weiter Vokabeln gelernt und ich begann ihre tiefere Bedeutung nachzuvollziehen, nämlich, dass ein Wort eigentlich keine bestimmte Definition oder direkte Übersetzung hat. Ein Wort hat eine Geschichte, eine Emotion, eine Bedeutung, die Muttersprachler seit Jahrhunderten weitergeben. Und diese Liste, der Wörter, die ich nicht kannte, war immer noch so unbeschreiblich lang und mit Worten gefüllt, die beschreiben könnten, was in meinem damaligen Zustand eine unvorstellbare Welt war, und ich war entschlossen mehr zu lernen. Deshalb habe ich angefangen, Bücher auf Deutsch zu lesen. Am Anfang war es schwierig eine ganze Seite zu lesen, dann wurde ein Kapitel daraus und dann zwei und dann fünf. Dann beendete ich ein Buch und dann zwei und dann fünf. Und ich dachte: Mensch, ich liebe diese Bücher, ich liebe meine Schule, ich liebe mein Leben und ich liebe es, an meine Zukunft zu denken, die mit neuen Worten gefüllt sein wird, die mir helfen werden, diese wunderbare Welt zu beschreiben. Und ich bin Ben und ich liebe es, ein Austauschschüler zu sein.
Aber natürlich gab es Schwierigkeiten, wie die Schule, in der ich stundenlang gesessen habe und versuchte irgendetwas zu verstehen und mitzumachen, bis ich schließlich aufgegeben habe und für den Rest des Unterrichts in meinem Heft kritzelte. Aber ich wurde langsam müde von diesem Gefühl, das ich bekam, als ich im Unterricht nur Worte hörte, die ich nicht kannte. Deswegen bin ich nach Hause gegangen, und ich habe gelernt, bis ich etwas verstehen konnte. Aber ich habe auch gelernt, dass es bei diesem Problem des Verstehens nicht nur um die Worte geht. Es geht um die Kultur und die Tatsache, dass das Leben in Deutschland anders ist als in den USA. Es gab vieles, was ich nicht verstanden habe, einfach weil es anders war. Und was ich davon gelernt habe, was viele Menschen wahrscheinlich für selbstverständlich halten, ist die Tatsache, dass es unverzichtbar ist, Fragen zu stellen. Ich weiß ehrlich nicht, warum es so lang gedauert hat, bis ich es endlich begriffen habe, dass es okay ist, zu fragen, wenn ich irgendetwas nicht verstehe. Jetzt da ich das weiß, habe ich versucht, mehr zu fragen, damit ich alle Unklarheiten klären kann und dadurch hoffentlich mehr Verständnis für unsere beiden Kulturen und Länder bringen und einsetzen kann.
Außerdem gab es auch andere Schwierigkeiten, wie die Schwierigkeit mit den Freunden oder die Schwierigkeit des Sprechens, weil es schwierig war, nicht aufzugeben, wenn ich meine Gedanken und meine Ideen nicht äußern konnte. Und weil viel Unzufriedenheit daraus entstand, weil ich mich selbst nur oberflächlich ausdrücken konnte. Und es gibt immer noch Schwierigkeiten, und manchmal werde ich entmutigt und ich verberge mich in meinem Zimmer und beschäftige mich damit, Bücher zu lesen und Worte zu lernen. Aber mit diesen Worten bin ich besser geworden, und ich habe angefangen, meine Schwierigkeiten und meine Probleme zu überwinden und ich habe eine Sucht nach Wissen entwickelt.
Und diese Sucht wird nur mit Worten und Büchern und Grammatikübungen befriedigt und obwohl ich viele Fehler in vielen Gesprächen gemacht habe, habe ich nie meine Motivation verloren, diese Sprache zu beherrschen. Und mit diesen Worten sind neue Gedanken und neue Ideen und neue Fragen und neues Selbstvertrauen gekommen. Und ich habe diese Worte und dieses Selbstvertrauen verwendet, um eine Rede vor zweitausend Deutschen zu halten, und ich habe dabei mir selbst und allen anderen gezeigt, dass ich nicht nur Ben, der Austauschschüler bin, sondern Ben, der Amerikaner, mit eigenen Meinungen und Gedanken und Ideen, und dass ich die Fähigkeit und den Willen habe, etwas wirklich Wichtiges zu machen.
Und ich denke jetzt: Ich habe so viele Worte gelernt, mit denen ich so viel beschreiben kann. Darunter meine Vergangenheit, meine Zukunft, meine Schwierigkeiten, meine Leidenschaften, meine wunderschöne Welt, die mit vielen tollen Menschen bevölkert und mit einem schönen Himmel und atemberaubenden Landschaften gesegnet ist. Und ich denke an diese Liste von Wörtern, die ich kenne, und ich denke daran, wie viel diese Liste länger geworden ist, und dass durch dieses Wachstum viele Gelegenheiten und Erlebnisse erzeugt wurden. Und ich hoffe, dass diese Liste der Wörter, die ich kenne, nie aufhört zu wachsen, und dass ich immer mehr lernen kann und mich immer auf eine Zukunft freuen kann, die ich beschreiben werde, mit den vielen Wörtern, die ich jetzt noch nicht kenne. Und ich bin Ben. Vielen Dank
Und auch wenn Du alle Wörter kennst, weiß was die bedeuten dann noch ist es schwierig sich zu unterhalten.
Auch in eigener Sprache spricht man selten die gleiche Sprache.
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Vielen Dank für deinen Beitrag.
Ich kann das Beschriebene nachfühlen, ich durfte es (auch ohne je Austauschschüler gewesen zu sein) mit drei Sprachen erleben und diese dann wieder vergessen, weil ich sie nicht anwenden konnte.
Letzteres muß dir in der heutigen Zeit nicht passieren.
Ich hoffe, du bewahrst dir die Freude am Sprachenlernen und an der deutschen Sprache.
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Sehr schöner Beitrag :)
Wirst immer besser :)
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Ganz ehrlich. Wenn ich den Text gelesen hätte, wäre mir niemals in den Sinn gekommen, dass es nicht von einem native Speaker kommt. Von daher: Meinen tiefsten Respekt!
Gerade als jemand der sich eher mit Sprache schwer tut, weiß ich selbst wie sehr ich früher bei den Fremdsprachen immer am Kämpfen gewesen bin. Das häufigste Problem war zumeist, dass man aus einem Buch lernte und nie wirklich das Vokabular, dass man zum Leben in einem Land braucht. Noch heute habe ich manchmal Schwierigkeiten, wenn Kunden beim Smalltalk über ihre Krankheiten reden, zu verstehen was sie eben haben. Man hat es schlichtweg nie in der Schule oder eben Beruf gelernt.
Es ist daher glaube ich normal, dass man ständig in Sprachen doch noch Neues entdecken kann. Und ja auch, dass ein Nicht-Native-Speaker auf einen zu kommt und eine Frage zur deutschen Sprache stellt, die man nicht so einfach beantworten kann... ;)
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