Biene sucht Blüte – Imkern in der Stadt

Auf den ersten Blick erscheint es merkwürdig,
Bienenstöcke im städtischen Umfeld aufzustellen.

Aber wo liegt der Widerspruch?

Auch die Stadt hat viele
Parkanlagen,
Grünstreifen,
Brachflächen,
Verkehrsinseln,
Vorgärten,
Hinterhöfe,
Gartenkolonien,
Stadtteilgärten,
Balkonpflanzen,
Schulgartenprojekte, …

Diese Grünflächen, mit ihrem durchaus reichhaltigen
Pflanzenwuchs, bietet den Bienen einen idealen
Lebensraum.

Das Imkern wird in der Stadt immer beliebter.

Es gibt immer mehr Initiativen, Gruppen, Bauhöfe,
in der Stadt, welche sich dieses Themas annehmen.

Durch den Rückgang der Bienenvölker wird überlegt,
wie auch in der Stadt, geeigneter Lebensraum
geschaffen werden kann.

Imkern ist ein guter Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung
der Natur in der Stadt.

Beim Schreiben dieses Artikels
kam die innovative Idee,
einen Bienenstock auf dem Balkon unseres Büros
aufzustellen.

Ich versuchte die Kollegen für die Bienenhaltung zu begeistern.

Dazu war erst einmal eine
diplomatisch ausgewogene Überzeugungsarbeit
zu leisten.

Meine Argumente waren folgende:

Der Kontakt zur Natur wäre direkt gewährleistet.
Die Bienen bieten eine sehr angenehme Geräuschkulisse.
Ihre Topfpflanzen werden regelmäßig besucht.
Ein angenehmes Raumklima entsteht.
Die schön anzuschauenden, aufgehenden Blüten
werden aufs Feinste bestäubt.
Sie haben eine ortsnahe Versorgung mit dem schönen Honig.
Der Honig wird ihrem Essen eine besondere Note verleihen.
Ein naturnahes Arbeiten ist möglich.
Kein Kollege würde mehr unglücklich vor dem Schreibtisch sitzen,
wenn er den Bienen zuschauen würde. …

Leider hatten die Kollegen kein Verständnis dafür.

Schon der Gedanke, dass etwa
40 000 bis 80 000 Bienen eines Bienenstaates
durch ihre Zimmer, lieblich vor sich hin flögen,
fand leider wenig Anklang.

Dabei könnten für den Büroalltag sehr gute Synergien
entstehen.

Eine Bienenkolonie ist ein erstaunliches
Beispiel für eine gut funktionierende Organisation.

Für die Organisationsberatung könnte das
Zusammenspiel der Bienen ein
optimales Anschauungsmittel sein.

Durch die Vielzahl an Individuen,
welche unterschiedliche Informationen besitzen,
können komplexe Probleme gelöst werden.

Die Bienen haben ihre Struktur optimal abgestimmt.
Jede Biene hat ihre Aufgabe und trägt zum
Gelingen der Ziele bei.
Die Zusammenarbeit dient dazu,
die Nachkommen zu schützen und
ihren Bestand zu erhalten.

Bienen und Kollegen wären Teil einer Organisation
und lernen voneinander.

Leider wurde nichts aus meiner Idee der Büroneugestaltung.

Dennoch habe ich zwei interessante Projekte
gefunden.

Bienenstöcke im Stadtteilgarten

In einem neu angelegten Stadtteilgarten, in der
Max-Josef-Straße,
wurden einige Bienenstöcke aufgestellt.

Das Gartenprojekt bietet für Gruppen, Vereine,
Einzelpersonen, die Möglichkeit, eigene Beete
zu bepflanzen.

Daneben werden die Bienenstöcke gemeinschaftlich
betrieben. Der Honig wird in der Gruppe aufgeteilt.

Von den Mitgliedern des Gemeinschaftsgartens werden
Kurse und Vorträge organisiert.
Dabei wird das Thema Bienenzucht und der natürliche
Lebensraum anschaulich dargestellt.

Die Kinder lernen praktisch, wie die Bienenhaltung den
Garten positiv beeinflusst.

Erwachsene sitzen ganz andächtig vor ihrem Honigbrot
und sind stolz auf den selbst hergestellten Honig.

Kurzum, Imkern kann rundum glücklich machen.

Imkern als Schulprojekt

In einer Schule, welche sich in einem nördlichen Stadtteil
befindet, wird Imkern als besonderes Projekt angeboten.

In verschiedenen Unterrichtsfächern wird das Thema
Imkern behandelt.

Die Schüler lernen die Aufgaben des Imkers kennen
und befassen sich mit der Honigherstellung.

Zuweilen sieht man Schüler und Lehrer in ihren Imkeranzügen
umherwandelt.

Sie sind völlig vertieft in der Betreuung ihrer Bienen.

Das Thema Imkerei bietet Material für

Biologie,
Geographie,
Wirtschaftslehre,
Umweltschutz,
Hauswirtschaft,
Nachhaltigkeit,
Sachunterricht,
Deutschunterricht, …

Die Teilnehmer an diesem Imkerprojekt sind sehr
begeistert davon.

Mittlerweile gibt es sehr umfangreiche Unterrichtsmaterialien
zur Bienenhaltung.

Der Imkerbund, verschiedene Landesverbände für Bienenzucht,
Umweltverbände, usw. bieten anschauliche Materialien an.

Der japanische Philosoph Ryokan drückte dieses
Thema sehr schön aus:

„Die Biene sammelt ihren Nektar,
doch ohne der Blüten Schönheit,
oder ihren Duft zu stören.
So wandere auch du als schweigender Weiser.“

Habt ihr in eurer Stadt einige Imkerprojekte ?