Liebe Steemians,
Wie ihr vielleicht wisst, hat sich mein Leben in den letzten Monaten komplett verändert. Ich habe mir meinen Herzenswunsch erfüllt und habe mich selbstständig gemacht. Heute möchte ich einige sehr persönliche Erfahrungen mit Euch teilen und euch von meiner größten Herausforderung in dieser Zeit berichten.
Die Entscheidung
Der Weg bis zur Entscheidung mich selbstständig zu machen war lang. Der Wunsch es zu tun, mindestens genauso lang. Als Einzelkind wuchs ich behütet in einer Kleinstadt auf. Meine Mama eine sehr bodenständige und sicherheitsbedürftige Frau, hatte nie viel Verständnis für die Träume und Visionen meines Vaters. Mein Vater ist nämlich so gar nicht bodenständig. Er sieht stets nur die Möglichkeiten, ist risikoreich und ein wenig übermütig.
Während meine Mutter seit vielen Jahren ihrer Arbeit als Krankenpflegerin gewissenhaft nachkommt, hat mein Vater schon so ziemlich alles gemacht. Er begann als Tischler, der in den 80ern mit einem roten Koffer aus Polen nach Deutschland kam. Heute führt er ein kleines, erfolgreiches Immobilienunternehmen in Niedersachsen. Meine Eltern könnten unterschiedlicher nicht sein. Die beiden konträren Verhaltensmuster spalten mich jedoch bis heute.
Der Wunsch mich selbstständig zu machen vs. Die Angst zu scheitern.
Und so dauerte es noch ein paar Jahre bis ich mich traute, den Schritt zu wagen. Heute weiß ich, dass der Zeitpunkt relativ ist. Denn es wird hart werden. Ganz egal, wann du dich zu diesem Schritt entscheidest. Soviel schon mal vorab. Aber nun zurück zur Entscheidung.
Der Tag an dem ich die Entscheidung traf, war natürlich nicht spontan und un-durchdacht. Ich plante diesen Schritt schon seit einem Jahr. Ich schrieb einen Businessplan, kalkulierte die Risiken, las unzählige Blogs und Bücher zum Thema Erfolg und Entrepreneurship. Ich führte ein Doppelleben in dieser Zeit. Ich hatte gerade einen neuen Job angenommen als Key Account Manager. Ehrlich gesagt nur, um möglichst viel von meinem Chef zu lernen. Er war 27 und hatte das erreicht, was ich so lange unbedingt wollte. Leicht war der Spagat jedoch nicht. Ich hielt ein distanziertes Verhältnis zu meinen Kollegen, um bloß keine Beziehung aufzubauen, ich ging Konflikten aus dem Weg, drückte mich vor Firmenfeiern. Ich wollte mich nicht emotional binden. Schließlich hatte ich ja einen Plan. Doch schnell wurde klar, dass dieser Weg nicht der richtige sein konnte. Es war zum einen nicht fair meinem Umfeld gegenüber und zum Anderen gar nicht förderlich für die Erreichung meines Ziels. Ich steckte tagsüber in meinen Visionen fest und war abends zu müde, um mich darauf zu konzentrieren.
Deshalb traf ich eines Tages, als ich mit einer Grippe im Bett lag und endlich Zeit hatte wieder für mein Blogazine zu arbeiten, endlich den Schritt zu wagen. Denn es fühlte sich so gut an für MEIN Projekt zu arbeiten. Endlich wieder diesen Antrieb zu spüren. Etwas zu schaffen, was einem etwas bedeutet. Ich kündigte also meinen Job und gründete Coco+Sun The Beach Magazine.
Doch was das alles emotional mit sich bringen würde, ahnte ich zu dem Zeitpunkt nicht.
Die emotionale Herausforderung
Was die Businessplan-Eckpfeiler anging lief alles gut. Ich hatte das Glück schnell, viele Leser für Coco+Sun begeistern zu können. Innerhalb weniger Monate hat sich eine treue Community gebildet. Das machte mir immer Mut nicht aufzuhören. Und da wären wir eigentlich schon beim Thema, dass mich bis heute begeleiten sollte.
Der Glaube an sich selbst. Und daran, dass man es schaffen wird. Denn ungeachtet aller Faktoren, die zu einem erfolgreichen Business führen, ist das der aller Wichtigste. Selbstvertrauen.
Bevor ich mit Coco+Sun startete, hielt ich mich für sehr selbstbewusst und für persönlich sehr robust. Doch heute behaupte ich, dass man das erst über sich wissen kann, wenn man seine Komfortzone einmal WIRKLICH verlassen hat.
Denn plötzlich gibt es keinen Chef mehr, der einem die Entscheidungen abnimmt. Keine Kollegen mehr aus anderen Abteilungen, die man Fragen kann. Und natürlich auch kein reguläres monatlichen Einkommen mehr. Die Verantwortung lastet plötzlich komplett auf meinen Schultern.
Und wenn ich andere in meinem Alter sehe, die studieren, den Sommer am See genießen und die Nächte durchtanzen, sitze ich mit meinen 25. Jahren bei runtergelassener Jalousie über meiner Marketingstrategien und co. Noch nie habe ich soviel gearbeitet und bin so oft gescheitert, wie in dieser Zeit.
Selbstvertrauen weicht Selbstzweifeln. Immer und immer wieder. In solchen Momenten wünsche ich mir so sicherheits-orientiert wie meine Mutter zu sein. Das hätte mir sicher viele Tränen erspart.
Faktoren, die das Selbstvertrauen beeinflussen
Doch was beeinflusst das Selbstvertrauen eigentlich? Diese Frage ist gar nicht leicht zu beantworten. Denn tatsächlich ist das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten, sehr abhängig von äußeren Einflüssen. Zum einen sind es natürlich die Zahlen, die für sich sprechen. Wie viele Leser interessieren sich für mein Blogazine, wie viele Advertiser und Kooperationspartner wollen mit dir zusammen arbeiten usw. zum Anderen ist es das Umfeld. Wie reagieren Freunde und Familie auf die Veränderung? Gefällt allen mein Blog? Wie ich schnell feststellen durfte ist letzteres ganz leicht mit "Nein" zu beantworten.
Es gibt genau genommen vier Kategorien von Menschen in meinem Umfeld. Zur ersten Kategorie gehören "Die Begeisterten". Das sind diejenigen, die aktiv auf mich zugehen und mich bewusst bekräftigen, in dem was ich tue. Die zweite Katergorie sind "Die Kritiker". Die äußern ihre Meinung, die meist negativ ist, ungefragt und ohne Umschweife. Und dann gibt es noch "Die Diplomaten".Die äußern ihre Meinung, wenn man sie fragt, stets konstruktiv und höflich. Und die letzte Kategorie sind "Die Stillschweigenden". Die tun einfach so, als hätte sich gar nichts verändert und meiden jegliche Gespräche zu diesem Thema.
Zu Beginn hat mein Selbstvertrauen unter jeder negativen Aussage zu dem was ich tue gelitten. Vor Allem wenn die Kritik aus meinem näheren Umfeld kam. Nicht selten reagierte ich mit Wut oder Tränen. Ein Indiz dafür, dass mein Selbstvertrauen sich gerade verabschiedete.
Aber zum Glück gibt es da noch das, nennen wir es mal, intrinsisch motivierte Selbstvertrauen. Das ist das tiefe Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten. Das Wissen, dass wir alles erreichen können, ungeachtet der Meinung anderer. Es fühlt sich an, wie eine Art Gewissheit. Gewissheit darin, dass am Ende alles gut werden wird, wenn man in Bewegung bleibt. Seinen inneren Instinkten folgt.
Vielleicht ist das eine Art Urvertrauen in das Leben und in die Natur. Schließlich sind wir Menschen ein Teil dieser Natur. Also was soll im schlimmsten Fall passieren, wenn wir unseren Bedürfnissen und Träumen folgen?
Lieber Steemian, wie denkst du über das Thema "Selbstvertrauen"? Hinterlasse einen Kommentar. Ich freue mich auf Dich.
Herzlich willkommen. Bei Fragen schaue doch mal in der Telegram oder WhatsApp Gruppe "deutsch" vorbei.
https://steemit.com/deutsch/@flauschi/flauschis-seite-der-ueberblick-01-08-2017
Viele liebe Grüße @flauschi
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Vielen Dank für diesen doch sehr persönlich Beitrag!
Ich glaube ich kann deine Sichtweise ziemlich gut teilen und finde es erstaunlich, dass du diesen Mut aufgebracht hast.
Ich selber bin eher jemand der die sichere Variante gewählt hat, aber ich bleibe dennoch informiert im Thema Selbstständigkeit. Aber wie du schon sagst versuche ich erstmal eine Basis zu bilden und wenn du Recht hast mit deiner These dass der Zeitpunkt relativ ist werde ich es vielleicht auch irgendwann mal riskieren ;).
Zu deiner eigentlichen Frage: Selbstvertrauen ist aus meiner Sicht zwar wichtig aber wie sovieles im Leben auch in richtigen Dosen zu genießen. Zu wenig und man traut sich nicht, zu viel und man unterschätzt das Risiko. Wichtiger ist glaub ich ein positives Feedback, auch wenn es nur von wenigen kommt und ein "Topic" mit welchem mit Herz und Seele arbeitet. Nur so kann man sich profilieren!
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@chippyofdoom Vielen lieben Dank für deinen Beitrag! Ja, es ist tatsächlich nicht leicht einen gesunden Mittelweg zu finden, was das Selbstvertrauen betrifft. Bei mir gibt es meist nur die beiden Extremen. Tatsächlich glaube ich, dass man Selbstvertrauen konditionieren kann bzw. trainieren kann. Das ist nicht immer leicht, leider. Und zu deinem Wunsch der Selbstständigkeit. Ich glaube man spürt ganz genau, wann es Zeit wird für eine Veränderung. Für mich fühlte es sich an wie ein Karussell, in dem ich mich solange drehte bis mir schlecht wurde und ich aussteigen musste.
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Natürlich ist "Selbstvertrauen" wichtig als Entrepreneur/in, aber noch viel wichtiger ist das Vertrauen in den Markt. In Zeiten der Digitalisierung und Internationalisierung verändert sich der Markt so rasant, dass man einerseits neue Geschäftspotenziale entdecken, aber auch in "veraltete" und wenig aussichtreiche Geschäftsfallen tappen kann. Bitte versteh mich nicht falsch: Es ist zwar schön und gut, wenn man seiner Leidenschaft nachgeht und auf die eigenen Stärken vertraut. Das reicht in der heutigen Zeit aber leider nicht aus, um als Unternehmer/in Erfolg zu haben.
Ständige Neugier, Ehrgeiz und Risikobereitschaft sind viel wichtigere Aspekte im Unternehmertum und das zeigt das Beispiel deines Vaters (von Polen nach Deutschland, vom Tischler zum Immobilienunternehmer).
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@daniel-raja Vielen Dank für deinen Beitrag. Und ich gebe dir vollkommen Recht. Selbstvertrauen alleine reicht bei Weitem nicht, um erfolgreich zu sein. Der Markt bewegt sich rasant. Sein Business nicht weiterzuentwickeln und stets zu reflektieren ist gefährlich. Und trotzdem. Ohne Selbstvertrauen wird das Unternehmertum schwierig. Denn bei Allem was man tut, braucht man eine gewisse Überzeugung und Selbstsicherheit. Darum sollte es in diesem Artikel gehen. Ich glaube nicht, das mein Vater allein durch seinen Geschäftssinn soweit gekommen wäre. Es gibt sehr viele Menschen, die bestens informiert und spezialisiert sind und sich trotzdem nicht selbstständig machen. LG
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Wir befinden uns in einer ähnlichen Situation, die wir uns selbst eingebrockt haben :D Auch ich habe vor einem halben Jahr die Entscheidung getroffen, volles Risiko zu gehen und es selbst mal zu probieren. Den Kampf mit der Unsicherheit kann ich sehr gut nachvollziehen, da ich ebenfalls mindestens 1-2x im Monat mein Selbstvertrauen für die Sache wieder aufbauen muss.
Zum Glück sind es nur kurze Momente.... ein paar Minuten... eine halbe Stunde... vielleicht eine Stunde. Doch ich befürchte, dass dieser Kampf immer wieder gewonnen werden muss.
Doch fällt dir dabei etwas ganz Wichtiges auf?
Jeder einzelne Kampf macht uns stärker.... so wie wir unser Unternehmen Schritt für Schritt aufbauen.
Ich wünsche dir/uns beiden alles Gute und viel Erfolg :D
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@quocvietle Vielen Dank für deinen Beitrag! Tatsächlich empfinde ich ähnlich. Bei mir sind es kurze Momente der allertiefsten Verzweiflung :D, aus denen ich mich aber bislang immer gut wieder selbst rausholen konnte.
Und ja, es macht mich stärker. Ich entwickele mich persönlich so schnell weiter, vielleicht kennst du das auch. Man lernt jeden Tag so unheimlich viel übers Business und über sich selbst.
Durch die Tiefen ist 100 prozentig jeder Selbstständige gegangen, der heute erfolgreich ist. Ohne Tief kein Hoch...
Ich wünsche dir / euch auch ganz viel Erfolg und alles Gute! <3
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Ja, die Persönliche Entwicklung (bzw. Achterbahnfahrt :D) wird am Ende die wichtigsten Waffen in unserem Skill-Set formen.
Ja, ich kenne das Gefühl, wirklich jeden Tag zu wachsen. Und es ist toll!
So don't forget to enjoy the ride! Besonders in "Momenten der allertiefsten Verzweiflung" :D
Wir bleiben dran, es lohnt sich ;)
Toll gesagt! Danke dir!
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So lange es finanziell irgendwie geht, ohne Risiken einzugehen, führe diesen Weg fort. Zum einen wird man auch in der Lohnarbeit nicht reich, zum anderen ist die auch nicht mehr wie noch vor einer Generation sicher, zudem bieten sich auch dort eine Menge Enttäuschungen und Erniedrigungen.
Viel Erfolg für Deinen Weg!
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@soulman66 Vielen Dank für deinen Beitrag! Ja, bei der Lohnarbeit wird man nicht reich. Das ist tatsächlich eine treibende Kraft bzw. Gedanke, der mich weiterhin an meinen Weg glauben lässt. Ich kann mir nicht mehr vorstellen für jemanden zu arbeiten, der den Mut und das Selbstvertrauen hatte sein eigenes Ding durchzuziehen. Das wäre ein Spiegel meines gescheiterten Versuches.
LG
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Erstmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner Entscheidung zur Selbständigkeit, dieser Sprung in die "Unsicherheit" ist für viele nicht einfach. Ich war es in Deinem Alter neben meinem Studium auch schon, die einzige Zeit, in der ich "Angestellter" war, war in meiner Ausbildung zum Industriekaufmann, die zwar "lehrreich" war, aber mich in jungen Jahren schon dazu bewog, dass ich nach dem Studium nicht als Angestellter enden wollte.
Ein gewisses Selbstvertrauen ist natürlich eine der Grundvoraussetzungen, die man als "Selbständiger" mitbringen sollte, die Frage hierbei ist doch aber, worauf beruht dieses Selbstbewusstsein ? Oftmals ist es nur Schein, um einfacher und unkomplizierter durch den Alltag zu kommen, wie eine Facette. Wenn dieses Selbstbewußtsein auf Erlebtem, Taten & Erfolgen beruht, würde ich es als "gesund & hilfreich" bezeichnen, auch Misserfolge, wenn man entsprechende Lehren daraus gezogen hat, können hilfreich sein, besonders bei Jungunternehmern. Solange Du Dich gut selbst reflektieren kannst, wirst Du an dem "Projekt Selbständigkeit" wachsen, bedenke immer, dass Du als "Selbständige" kein angestellter, weisungsgebundener "Sklave" mehr bist, aber beute Dich auch nicht zu sehr selbst aus...setze Dir realistische Ziele und überprüfe diese immer, ziehe im Notfall rechtzeitig die Reissleine... Viel Erfolg ;-)
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@samui1970 Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Ich glaube, dass man Selbstvertrauen manchmal künstlich hervorrufen oder spielen muss, um sich selbst aufzubauen und zu stärken. Andererseits ist es auch wichtig, wie du schreibst, sich zu reflektieren und die Verantwortung in erster Linie bei sich selbst zu suchen. Nur so kann man ehrlich zu sich sein. Aber gerade bei Kritik ist es manchmal schwer herauszufiltern, welche Motivation den Kritiker gerade antreibt. Ist es Neid, Missgunst oder tatsächlich konstruktive Kritik, um zu helfen? Ich freue mich sehr zu lesen, dass du in meinem Alter warst, als du dich selbstständig gemacht hast und die Entscheidung offensichtlich nicht bereust. LG
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