Die rechte Linke

in deutsch •  7 years ago 


Sahra Wagenknecht. Foto: xtranews.de (Flickr: IMG_1842.jpg), CC BY 2.0, Wikimedia Commons

In einem aktuellen Interview wirbt Sahra Wagenknecht für eine neue „starke linke Volkspartei“, die sozial orientierte Kräfte aus den Altparteien herausfiltern könnte. Die Fraktionsvorsitzende der Linken ist das Gegenbild zu den links-grünen Globalistencliquen: Für das Volk, gegen das Kapital. Deswegen wird sie vom Establishment als «AfD light» attackiert.

VON MARTIN MÜLLER-MERTENS

Der Angriff wirkte sorgsam vorbereitet: Im roten Kostüm stand Sahra Wagenknecht am 11. Januar 2016 vor der roten Pressewand auf der Fraktionsebene des Bundestages. Ihren Co-Chef Dietmar Bartsch ließ sie 13 Minuten lang ein routinemäßiges Statement zur aktuellen Lage referieren. Dann zündete die damals 46-Jährige mit einer «kurzen Ergänzung» die politische Bombe: Zum Jahreswechsel hatte der Grapscher-Terror von Köln und anderen Städten Deutschland erschüttert. Nun sprach die Linken-Ikone aus, was viele Deutsche längst fordern: «Wer Gastrecht missbraucht, der hat Gastrecht dann eben auch verwirkt. Das ist in dieser Frage auch die klare Position der Linken.»

Tatsächlich aber kann kaum eine Position weiter vom links verkleideten Parteiestablishment entfernt sein als Kritik am Dogma der bunten Bereicherung. Wie erwartet fielen die Diäten-Empfänger in den eigenen Reihen postwendend über die einstige Vorsitzende der Kommunistischen Plattform her. «Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal so eine heftige inhaltliche Debatte hatten», berichtet ein Teilnehmer der anschließenden Fraktionssitzung. Nur sechs der insgesamt 64 Parlamentarier sollen sich hinter Wagenknecht gestellt haben, darunter Dieter Dehm, Ex-Parteichef Klaus Ernst und Michael Schlecht. Wagenknechts Vorgänger an der Fraktionsspitze, Gregor Gysi, verlangte gar eine monolithische Einheit der Partei im Bereicherungstaumel. «Bei einer so zentralen Frage wie der Flüchtlingsfrage kann es keine zwei Meinungen in einer Partei geben», sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Auf dem Parteitag im Mai 2016 schleuderten Linksradikale eine Torte in Wagenknechts Gesicht.


Sahra Wagenknecht nach dem Attentat (Screenshot: YouTube)

Dass sich die Linke mit ihrem Refugees-welcome-Blindflug auch in Widerspruch zur eigenen Wählerschaft begibt, stört die Mandatsträger dabei keineswegs. «Wenn uns das zwei oder drei Prozent kostet, dann ist das eben so», fabulierte der Berliner Linken-Vorsitzende Klaus Lederer. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus konnte sein Landesverband im September 2016 schließlich trotz horrender Stimmverluste von SPD, Grünen und Piraten nur um 3,9 Prozent zulegen und stagnierte in seiner Hochburg Ost-Berlin.

Auch der szenenahe Teil der Lügenpresse schoss sich umgehend auf die Politikerin ein. Den Tonfall gab unter anderem das Magazin Potemkin vor, in dem der ehemalige Parteifunktionär Juan Brakebusch Wagenknecht unter die «Volkstribunen des linksrechtsvölkischen Mobs» rechnete. Für die Taz war Wagenknecht nun «im Zweifel deutsch». Jakob Augsteins Freitag sah die Linke «rechts blinken». Das Magazin Vice rückte sie in die Nähe von «Neonazi-Parteien». «Wie rechts ist die Linke?», fragte die Huffington Post. Ob Wagenknecht ein Beispiel dafür sei, «dass sich die politischen Extreme am Ende doch berühren», orakelte die Frankfurter Allgemeine.

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