Kampf ums Abendland

in deutsch •  7 years ago 


2011 erlebte England tagelange Rassenunruhen. Londons ehrwürdiges Regierungsviertel war damals nicht betroffen. Doch ein Bürgerkrieg wird vor den Mauern Westminsters nicht stoppen. Foto: kn3.net

Die Wegmarken 2018 und 2048 lassen an die zwei dreißigjährigen Kriege denken, die Deutschland und den Kontinent verwüstet haben: jenen von 1618 bis 1648 und den von 1914 bis 1945. Haben wir aus der Vergangenheit gelernt? Sind wir noch zu retten?

Von Jürgen Elsässer

Trotz aller Erschütterungen – die Mehrheit der Bürger denkt an nichts Böses. Die Welt von gestern ist nur noch eine Luftspiegelung, doch man will es nicht wahrhaben. So hat Stefan Zweig in seinem gleichnamigen Roman schon die trügerische Stabilität des angehenden 20. Jahrhunderts beschrieben: «Wenn ich versuche, für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, in der ich aufgewachsen bin, eine handliche Formel zu finden, so hoffe ich, am prägnantesten zu sein, wenn ich sage: Es war das Goldene Zeitalter der Sicherheit. Alles in unserer fast tausendjährigen österreichischen Monarchie schien auf Dauer gegründet und der Staat selbst ein Garant dieser Beständigkeit. Die Rechte, die er seinen Bürgern gewährte, waren verbrieft vom Parlament, der frei gewählten Vertretung des Volkes, und jede Pflicht genau begrenzt.(…) Niemand glaubte
an Kriege, an Revolutionen und Umstürze. Alles Radikale, alles Gewaltsame schien bereits unmöglich in einem Zeitalter der Vernunft.» Doch innerhalb von vier Jahren verglühten alle diese Gewissheiten im Inferno des Weltkrieges. Die Dynastien Europas – die Habsburger, die Hohenzollern, die Romanows – sanken in den Staub, die großen Reiche waren vernichtet, Millionen starben. Kaum waren die Völker zur Ruhe gekommen, erhob sich aus dem Strudel der Weltwirtschaftskrise – nicht zuletzt eine Folge des Raubfriedens von Versailles – der Kriegsgott ein zweites Mal und ging mit blutiger Sichel durch Leningrad, durch Auschwitz, durch Dresden.

Die Schlafwandler, die in der Betrachtung des Historikers Christopher Clark 1914 zur Schlachtbank stolperten, – sind das nicht auch wir Heutigen? Das Wahlverhalten zeigt: Die Allermeisten vertrauen noch auf die etablierte Politik. Ist das Geld nicht stabil, wo die Inflation doch beinahe auf null sank? Brummt die Wirtschaft nicht? Gibt uns das Internet nicht die Möglichkeit, uns frei im globalen Dorf zu bewegen? Nur eine Minderheit gesteht sich ein, dass es mit der Sicherheit vergangener Tage vorbei ist: Unsere Frauen und Töchter trauen sich bei Dunkelheit nicht mehr aus dem Haus. Auf den Weihnachtsmärkten spült man die Angst mit Glühwein herunter. Der Feind steht nicht mehr an der Grenze – er liegt schon in unseren Städten. Die Biedermänner haben die Brandstifter hereingelassen.

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