Obwohl der alte Vorwurf, Bitcoin sei ein Schneeballsystem, schon lange widerlegt wurde, hört oder sieht man das Kontra-Argument immer wieder in Diskussionen. Häufig liegt es daran, dass die Leute gar nicht wissen was ein Schneeballsystem überhaupt ist. Deshalb wollen wir in diesem Artikel ein für allemal den Unterschied zwischen Bitcoin und einem Schneeballsystem klären.
Was ist ein Pyramidensystem?
Multi-Level-Marketing (MLM)
MLM oder z.D. Mehrhierarchienmarketing sind Vertriebsmethoden, bei denen der Kunde gleichzeitig als Verkäufer fungieren kann. Er bewirbt ein Produkt direkt beim Endkunden und streicht für jeden Verkauf Provisionen ein. Üblicherweise bekommt er auch Anteile, wenn ein von ihm geworbener Verkäufer Erfolg hat usw. So bauen sich mehrhierarchische Provisionsmodelle auf, die im Prinzip alle gleich funktionieren aber vom Design her variieren. Zum Beispiel kann man auch Provisionen bekommen, wenn man neue Verkäufer ins System bringt. Handelt es sich beim beworbenen Produkt um etwas mit realwirtschaftlichem Wert bzw. kann das Provisionsmodell vom Verkauf dieses Produktes getragen werden, sprechen wir von einem legalen legitimen MLM. Kann das Provisionsmodell nicht vom Erlös des verkauften Produktes sondern ausschließlich durch die Zahlungen neuer Mitglieder bedient werden, sprechen wir von einem illegalen Schneeball- bzw. Ponzisystem.
Moderne Ponzisysteme
Bei modernen Ponzisystemen handelt es sich meist um MLMs oder Networkmarketing mit einem Produkt, das keinen Mehrwert bietet. Es dient einzig und allein der Tarnung, Verschleierung bzw. Köder eines hierarchisch aufgebauten Pyramidensystems im Hintergrund. Oft werden dabei funktionierende Konzepte kopiert und deren Imitation bzw. verbesserte Umsetzung vorgetäuscht. Das Provisionsmodell wird ausschließlich über den Neuzuwachs zahlender Mitglieder bedient. Der Kollaps ist schon im Konzept mit eingeplant, denn wenn keine neuen Mitglieder mehr hinzukommen, bricht das System zusammen. Dies dauert in der Regel Monate bis Jahre, in Ausnahmefällen länger. Das Wachstum muss exponentiell erfolgen. Die letzten in den Hierarchiestufen ganz unten, die einzahlen, bedienen die ganze Pyramide. Solche Systeme schaden am Ende mehr Menschen als sie nützen, das Resultat ist eine Umverteilung des Geldes von vielen Geschädigten zu wenigen Profiteuren. Prinzipiell unterteilen sich die Mitglieder von Ponzis in zwei Gruppen. In jene, die wissen, dass es sich um ein illegales betrügerisches Umverteilungssystem handelt, das jeden Augenblick kollabieren wird und in jene, die vom Geschäftsmodell überzeugt sind.
Die Psychologie eines Ponzisystems
Der Mensch ist von Natur aus von der Gier gesteuert, einige mehr, andere weniger. Durch den Köder der Ponzisystems versucht man dem potentiellen Mitglied die natürliche Skepsis zu nehmen. Man mache allein mit dem Erwerb des Produktes eine Menge Geld, am Anfang sei man selbst skeptisch gewesen, sind so die generellen Einstiegsargumente. Vom dahintersteckenden Pyramidensystem bekommt man erst mal nichts mit. Fällt dann jemand darauf rein, sind schon wichtige psychologische Barrieren genommen. In der nächsten Phase wird dem Mitglied dann das Pyramidensystem schmackhaft gemacht, welches eine x-fach höhere Rendite verspricht. Dabei soll es sich auf die Suche nach neuen Mitgliedern begeben. Nicht selten werden große Veranstaltungen abgehalten, bei denen Mitglieder der ersten Stunde von ihrem plötzlichen Lebenswandel durch Unmengen an Geld prahlen und so die Hysterie der Anfänger auf ein Maximum treiben. Kritiker vergleichen diese Ereignisse gerne mit Sektenveranstaltungen, da die Besucher regelrecht gehirngewaschen werden. Am Ende gehört ein starker Glaube dazu, um den Verstand, der sich wahrscheinlich über die Renditen wundert, auszuschalten. Auch das vermeintlich selbstlose Auftreten: „Mein Job ist es, dich reich zu machen“ der Werber hat schon fast religiösen Charakter. Oft wird auch mit Scheinpartnerschaften mit großen bekannten Firmen, die jedoch reiner Betrug sind, geworben.
Es ist bekannt, dass die Gier die kritische Vernunft auszuhebeln vermag. Wenn man mal abgesehen von den unrealistischen Gewinnversprechen, die Modelle der Ponzis sorgsam durchdenkt, stößt man so gut wie immer auf Widersprüche und Diskrepanzen, die die Alarmglocken klingeln lassen sollten. Selbst wenn man den überzeugten Mitgliedern die Widersprüche aufzeigt und ihnen vorrechnet, dass die Renditeversprechen unmöglich einzuhalten sind, ist so gut wie kein Erfolg einer Bewegung zum Ausstieg in Aussicht. Gier frisst Hirn. Wenn nicht mehr genug Geld reinkommt, behilft man sich mit billigen Ausreden, um die Mitglieder bei Laune zu halten. Nach dem Kollaps des Systems sind die Opfer derart beschämt, dass sie aus Stolz rechtliche Schritte ausschließen. So kommen die Drahtzieher meist ungestraft davon und wenden sich dem nächsten Ponzisystem zu. Man stößt bei der Recherche über Ponzis immer wieder auf dieselben Personenkreise. Besonders auffällig sind dabei die religiös-spirituellen Verse, Sprüche und die selben abgedroschenen Phrasen (finanzielle Freiheit, raus aus dem Hamsterrad usw.), die ihre Social-Media Profile schmücken. Kurz zusammengefasst wird die menschliche Gier gezielt genutzt, um Profite auf Kosten der Opfer zu machen. Es gibt kein Geschäftsmodell, das Geld kommt ausschließlich aus den Taschen der zahlenden Mitglieder. Der Ponzi kollabiert, wenn nicht mehr genügend eingezahlt wird. Die Opfer schweigen, weil sie sich schämen so über den Tisch gezogen worden zu sein. Die Täter ziehen zum nächsten System.
Bekannte kollabierte Ponzis
My Advertising Pays My Advertising Pays versprach dem Mitglied Geld zu verdienen, indem es Werbeanzeigen schaut. Haken: Werbung hat den Sinn, dass der Konsument sie am Ende vollstens finanziert. Bei My Advertising Pays verdiente aber der Konsument. Wer bezahlt ihn? Onecoin Der wohl größte und bekannteste Ponzi aller Zeiten. Es wurde eine Kryptowährung versprochen, die in Zukunft die Nr. 1 sein wird. Haken: keiner weiß wie sich der Markt entwickelt. Alle Prognosen dieser Art sind als klares Betrugssignal zu werten. Es gab niemals eine Blockchain.
Bitcoin
Bitcoin ist von Grund auf nicht als MLM-System konzipiert, sondern die erste verteilte gesicherte Datenbank der Welt. Niemand muss andere werben und bekommt dafür Provision. Bitcoin ist lediglich ein Vermögenswert, der dezentral verwaltet wird. Es gibt keine Firma und kein Direktsvertriebsmodell dahinter. Der anonyme Erfinder Satoshi Nakamoto wollte mit seiner Erfindung eine Alternative zu den Banken bieten. Allerdings kann man die Marktpsychologie in speziellen Situationen mit der von Ponzisystemen vergleichen. Allerdings gilt dies für alle Anlageklassen, die frei gehandelt werden können. Kommt es nämlich zu einem enormen Preisanstieg über einen gewissen Zeitraum hinweg, wird das menschliche Gier Gefühl geweckt. Die Leute erzählen von ihren sagenhaften Gewinnen, stecken andere an und es entwickelt sich eine Massenhysterie. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem die Marktteilnehmer nicht mehr mehr für eine Einheit bezahlen wollen und die Hysterie schwankt schnell in Panik und Angst um. Die Leute, die ganz oben gekauft haben und nicht schnell verkaufen, machen massive Verluste. Diesen Vorgang nennt man Spekulationsblase.
Fazit
Bitcoin ist ganz klar kein Ponzisystem. Als völlig neuer revolutionärer Vermögenswert, fällt es dem Markt schwer, den eigentlichen Wert einzuschätzen. Deshalb und weil das Handelsvolumen relativ gering ist, gibt es eine gewisse Neigung zu Blasenbildungen, dies sollte man als Investor immer im Hinterkopf behalten. Bei einem Markt für Vermögenswert, in dem viele Teilnehmer spekulieren ist es ganz normal und bekannt, dass es Verlierer und Gewinner gibt. Trotzdem gilt es bei jeder Kryptowährung aufzupassen, ob es sich um ein legitimes Projekt handelt. Zu oft werden erfolgreiche Konzepte von Ponzisystemen kopiert, um das Vertrauen der Anleger zu erschleichen. Prinzipiell gilt es jegliche Renditeversprechen kritisch zu hinterfragen. Bei Verdacht, direkt bei eventuellen großen bekannte Partnern anfragen, ob eine Zusammenarbeit besteht. Die Ponziunternehmen werden immer gerissener. So hat der Ponzi Kairos z.B. ein Autorennen gesponsert, um Vertrauen zu wecken.
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