Parity, eine Geschichte von Pech und Hoffnung

in deutsch •  6 years ago 

Parity ist ein Blockchainunternehmen, das 2015 von Björn Wagner,  Gavin Wood (Ethereum CO-Founder) und Jutta Steiner aus der Taufe gehoben  wurde. Ziel des Unternehmens ist es, Blockchainanwendungen  massentauglich zu machen. Da die Gründer primär von der großen  Innovation Ethereums, den Smart Contracts, inspiriert wurden,  konzentrierte man sich anfangs auf die Unterstützung des Ethereum  Ökosystems und wandte sich dann einem umfangreichen Blockchainprojekt  namens Polkadot zu. 

Der Parity Ethereum Client

Die erste Software die entwickelt wurde war ein Ethereum Client.  Analog zu Bitcoins Wallet kann man damit neue Adressen anlegen und  Transaktionen tätigen, außerdem Smart Contracts auf die Blockchain  schreiben und deren Funktionen aufrufen. Eine Reihe von Standard Smart  Contracts wurden schon vordefiniert geliefert wie auch eine  Multisignatur Wallet. Eine Multisignatur Wallet ermöglicht es mehreren  Parteien auf ein Guthaben zuzugreifen. Dabei werden Transaktionen nur  dann durchgeführt, wenn eine vordefinierte Anzahl von Teilnehmern die  Transaktion unterstützen. Dabei gibt es unendlich viele  Kombinationsmöglichkeiten. Ein Beispiel: Bei einer 3 von 7 Multisignatur  Wallet müssen 3 von 7 Berechtigten eine Transaktion beglaubigen sonst  wird sie vom Smart Contract nicht an die Blockchain übergeben und von  den Minern nicht akzeptiert bzw. durchgeführt. 

Der Parityhack

Der als Parityhack in die Blockchaingeschichte eingegangene Vorfall  war einer der verlustreichsten überhaupt. Da eine Programmbibliothek  einen Fehler beinhaltete, wurde der Hack überhaupt erst ermöglicht.  Bibliotheken sind Sammlungen von Funktionen, die immer wieder genutzt  werden und auf die der Programmierer einfach zugreifen kann. Bei  Ethereum spart man sich dadurch Gas,  da oft gebrauchter Code nur einmal auf die Blockchain geschrieben  werden muss. Für die Parity Multisig Wallet erstellte man so eine  Bibliothek und sendete sie am 20. Juli 2017 als Smart Contract an die  Blockchain.  Alle Parity-Multisigwallets die ab dann erstellt wurden griffen auf  diese Bibliothek zu. Am 6. November 2017 wurde bekannt, dass der Code  eine Schwachstelle enthielt. Jeder konnte die Eigentumsrechte des  Bibliothek Smart Contracts übernehmen da die Initialisierungsfunktion  (Konstruktor) nicht überprüfte ob sie bereits initialisiert war. Deshalb  war es möglich, die Initialisierungsfunktion nochmal aufzurufen was  dann auch geschah. So erlangte die anonyme Person devops199 die  Kontrolle über die Bibliothek und rief unmittelbar danach (angeblich  versehentlich) die kill-Funktion auf, die die Bibliothek zerstörte. Zu diesem Zeitpunkt nutzen bereits 587 Multisig Wallets, mit  insgesamt 513.774 Ether die Bibliothek. Die Guthaben waren danach  unwiederbringlich verloren. Die einzige Möglichkeit wieder an die  Guthaben zu gelangen ist nach wie vor ein Hardfork. Verzweifelt  versuchten die Geschädigten diesen herbeizuführen und es wurde ein  Referendum gestartet. Das Referendum wurde negativ entschieden und viele  Paritynutzer mussten am eigenen Leib erfahren wie hart das „code is  law“ (Code ist Gesetz) Paradigma von Blockchain sein kann. devops199  schrieb in einem Blogpost:  

Ich habe ihn unabsichtlich zerstört

, nachdem er damals umgerechnet 260 Mio. Euro mit ein paar Klicks in  Luft auflöste. Bis auf den Forkvorschlag EIP-999 gab es bislang wenige  Updates zu den Vorfall und die Fragen wie es diesbezüglich weitergehen  soll, sind noch offen.

Nicht lange davor war es bereits zu einem  anderen Hack gekommen, bei dem der Schaden durch Whitehacker eingedämmt  werden konnte. Bösartige Hacker haben eine ähnliche Schwachstelle im  Paritymultisigwalletcode entdeckt und die Inhalte von Wallets abgezogen.  Die alarmierten Whitehacker haben von weiteren betroffenen Wallets die  Ether auf eine Sichere transferiert. Insgesamt gingen rund 153000 Ether  in die Hände der Angreifer während rund 377000 gerettet werden konnten. Man handelte schnell und machte die Schwachstellen unschädlich. Trotz  zweier verheerender Hacks ist die Parity Ethereumsoftware weiterhin  weit verbreitet und das Vertrauen scheint ungebrochen. Manche ICOs  jedoch, wie das von wysker, haben einen Großteil ihre Ether verloren

Polkadot

Polkadot ist ein ambitioniertes Blockchainprojekt von Parity  Technologies. Beim ICO im Oktober 2017 wurden damals umgerechnet rund  130 Mio. Euro in einer Holländischen Auktion eingenommen. Jedoch wurden  rund zwei Drittel der aufgebrachten Mittel durch den Parityhack  eingefroren. Trotz des herben Rückschlags hat man beschlossen das  Projekt in die Tat umzusetzen. Die Token (DOT) wurden nicht sofort an  die Investoren ausgegeben. Damit soll begonnen werden sobald das Projekt  live geht. Die in der Schweiz ansässige Web3 Stiftung, die sich dem  Vorantreiben von dezentralen Weblösungen widmet, unterstützt Polkadot  finanziell.  Polkadot soll ein Multichain Blockchainökosystem werden. So sollen  mehrere Blockchains untereinander kommunizieren können. Diese  sogenannten Smart Contract fähigen Parachains soll man dann bei Bedarf  hinzuschalten oder entfernen können. Damit könnte das Skalierungsproblem  gelöst werden, da Prozesse parallel auf mehreren Chains abgearbeitet  werden können. Man ist auch darum bemüht Interblockchainkommunikation  mit anderen Projekten zu realisieren. Das Ziel ist es generell die  Vorteile von verschiedenen Blockchains und verteilten Ledgersystemen zu  kombinieren und zu verbinden. 

Zukunftsaussichten

Voraussichtlich soll Polkadot in Quartal 3/4 2019 an den Start gehen.  Die Erwartungen sind hoch. Polkadot ist nicht das einzige Projekt, das  sich auf Interblockchainkommunikation spezialisiert hat. Eines das immer  mit Polkadot verglichen wird ist Cosmos. Aber auch andere arbeiten  daran wie zum Beispiel Komodo, Lisk, Ark, EOS und weitere. Damit stellt  sich natürlich wie immer die Frage welches sich letztendlich durchsetzen  wird. Es bleibt spannend in dem Bereich. 

Der Fall Afri Schoedon

Jüngst kam es zu einem Zwischenfall um den langjährigen Ethereum  Entwicker Afri Schoedon. Dieser hat unter anderem auch Vorschläge zum  Constantinople Hardfork geliefert. Schoedon arbeitete bis zuletzt bei  Parity hauptsächlich an der Parity Wallet. Mitte Februar gab er bekannt,  dass er nicht mehr an Ethereum weiterarbeiten werde. Vorausgegangen war  ein bitterer Zwist mit der Ethereum-Gemeinde wegen eines vermeintlichen  Interessenkonflikts zwischen Parity Technologies und Ethereum. Alles fing damit an, dass Afri twitterte, Polkadot werde liefern was  Serenity sein wollte und man solle ihn vom Gegenteil überzeugen.  Serenity ist die letzte Entwicklungsstufe von Ethereum. Laut eigenen  Angaben wollte er damit nur seine Enttäuschung über den langsamen  Fortschritt bei Ethereum zum Ausdruck bringen (Verzögerung  Constantinople) und keinesfalls Werbung für Polkadot machen. Doch einige  Communitymitglieder attackierten ihn daraufhin hart. Es wurde ihm vorgeworfen, er arbeite insgeheim an Polkadot und habe  deshalb nichts im Ethereum Core Entwickler-Team zu suchen. Manche gingen  so weit zu behaupten, dass Afri den Fortschritt von Ethereum  absichtlich behindere um Polkadot mehr Aufschwung zu verleihen. Jemand schrieb  auf reddit, dass alle die bei Parity arbeiten eine Menge Dot-Token  (Polkadot) halten würden und somit ein großes Interesse daran haben  Ethereum ins Straucheln zu bringen. Schoedon verfasste den Vorschlag EIP-999, eine Implementation für  einen Hardfork um den Parity-Hack rückgängig zu machen. Böse Zungen  behaupteten, dass er damit die Absicht verfolgt hat Ethereum nach dem  DAO-Fork weiter zu diskreditieren. Schoedorn war einer der produktivsten Ethereum Entwickler überhaupt.  Der Interessenskonflikt ist theoretisch da und lässt Raum für  Spekutlationen, dennoch ist anzunehmen, dass viele Argumente an den  Haaren herbeigezogen wurden. Nichtsdestotrotz hat Afri Schoedon seinen  Rücktritt verkündet und lässt eine geschockte und gespaltene  Ethereum-Gemeinde zurück. Was denkt ihr über Parity und Ethereum bzw. Polkadot? Teilt uns eure Meinung in unserer Telegram Gruppe mit. 

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