Pendlerleben - Aus(dem)zug

in deutsch •  7 years ago  (edited)

Quelle: pexels.com

Pendlerleben - Aus(dem)zug
Vor vier Jahren habe ich mich aufgemacht. Aufgemacht in das Abenteuer eines Pendlers. Unerschrocken wie ich bin habe ich auch direkt die Königsklasse der Verkehrsmittel zur Arbeit gewählt: Den Zug.
Nirgends sonst bekommt man für so viel Geld so wenig Platz und so viel Verspätung. Die Deutsche Bahn ist ein Thema über das sich schon so mancher in Rage geredet hat, doch darum soll es heute gar nicht gehen.
Dies ist mein erster Steemit-Post, da möchte ich nicht gleich so negativ sein und euch stattdessen von einem positiven Erlebnis von vor wenigen Tagen erzählen.
Der Zug war gerade losgefahren, ich saß am Fenster - froh über den pünktlichen Feierabend nach einer vergleichsweise entspannten Spätschicht und froh darüber, den letzten Regionalzug erwischt zu haben - da kam auch schon direkt die erste Überraschung: Die übliche Ansage durch den Schaffner ertönte, er wünschte allen Fahrgäste einen guten Abend, begrüßte sie auf der Fahrt von A nach B und zählte dann, für jeden, der es hören wollte, die kommenden Haltestellen auf. Soweit nichts ungewöhnliches, doch dann folgte die gleiche Ansage ein weiteres Mal in einer anderen Sprachen und obwohl das von der Maus bekannte "Das war Französisch.", fehlte, ließ es sich direkt erkennen in welcher Sprache uns nun unter Anderem der Flughafen angekündigt wurde. Direkt danach wiederholte die freundliche Stimme aus den Lautsprechern auch noch ihre Worte auf Englisch und das gänzlich ohne "sänk ju for trevelling wis Deutsche Bahn.", oder ähnlich grausamem Denglisch.

"So weit so gut", versuchte ich in Gedanken meine Verblüffung zu reduzieren "vermutlich bloß ein frisch gebackener, junger Schaffner, der seine Motiviation noch nicht an ungelduldige Fahrgäste verloren hat."
Doch weit gefehlt: Einige Minuten später trat ein kahlköpfiger Herr, schätzungsweise in seinen Mittvierzigern, aus der Kabine am Ende des Waggons und begann mit der Fahrkartenkontrolle. Hier überraschte er ein weiteres Mal, als ihn zwei Damen auf eine scheinbar nicht funktionierende Steckdose ansprachen. Während die meisten seiner Kollegen hier nur mit einem "Dann müssen se es da drüben probieren" reagieren, zückte dieser Herr hier sein Handy und rief beim Lokführer an: "Du, kannst du mal nachschauen, ob bei dir irgendwo eine Steckdose als Defekt aufleuchtet?" Als dies verneint wurde, machte sich unser Schaffner daran, die wahre Ursache für das Problem zu suchen und schnell wurde dann klar: Der Fehler rührte von einem kaputten Handyladekabel her. Niemand wäre wohl böse gewesen, wenn er an dieser Stelle die Sache für beendet erklärt hätte, doch dieser Held in Uniform hatte eine Mission! Der Akku eines Smartphones drohte vollends zur Neige zu gehen, solch ein Elend darf nicht unbeachtet bleiben.
Er verschwand in seiner Kabine und kam kurze Zeit später mit einem eigenen Ladekabel zurück.
"Hier, nehme Sie das. Ich hol es dann wieder ab, kurz bevor Sie aussteigen."

Wow. Von solch einem Service hatte ich bisher nichteinmal in der ersten Klasse eines ICE gehört.
Liebe Deutsche Bahn, wenn ihr künftig euer Image verbessern wollt: Solche Leute braucht ihr!

(Wenig später wurde dann übrigens auch meine Fahrkarte kontrolliert und noch später folgte eine Ansage der nächsten Station. Selbstverständlich wieder in drei Sprachen)

Bildquelle: pexels.com

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