Haltungsbericht 1
Wie bereits angekündigt werde ich des öfteren Haltungsberichte zu verschiedenen Tieren schreiben in denen ich auch auf den Pflegeaufwand und die Kosten eingehen werde.
Heute möchte ich euch meine Tausendfüßer vorstellen.
Korallen-Feuerschnurfüßer (Aphistogoniulus sakalava)
Tausendfüßer sind sehr pflegeleichte Haustiere, die man auch gut mal 1-2 Wochen alleine lassen kann.
Es gibt viele verschiedene Arten. Von Zwergen die nur wenige Zentimeter groß werden bis hin zu wahren Riesen mit bis zu 30cm länge.
Auch gibt es viele verschiedene Farben, darunter auch bunte Arten wie der oben gezeigte Feuerschnurfüßer.
*Riesentausendfüßer (Archispirostreptus gigas) *
Das Terrarium
Je nach Größe und Anzahl der gehaltenen Tiere muss das Terrarium ausgewählt werden. Für die meisten Arten ist ein Terrarium mit den Maßen 60x30x30cm völlig ausreichend. Auch Aquarien können verwendet werden. Diese beschlagen auf Grund der schlechteren Lüftung aber häufig. Auf eBay Kleinanzeigen findet man aber auch gebrauchte Terrarien für 30€ oder weniger.
Terrarium des Feuertausendfüßers 40x20x20
Einrichtung
Die Einrichtung stammt vollständig aus dem Wald.
Da die Tiere gerne graben sollte der Bodengrund hoch genug sein damit sich die Tiere vollständig eingraben können. Eine Schichtdicke von 10cm ist hier für die meisten Arten passend.
Den Bodengrund Mische ich aus Laubwalderde und weißfaulem Holz. Darüber kommt eine Schicht Laub und Größe Stücken weißfaulem Holz, Flechten und Moose. Das Weißfaule Holz findet man an vermoderten Bäumen, es ist hell, lässt sich mit den Händen zerkleinern und riecht angenehm nach Pilzen.
Von diesem Angebot an pflanzlichen Stoffen ernähren sich die Tausendfüßer hauptsächlich.
Wichtig ist das das Terrarium immer leicht feucht ist, da die Tiere sonst vertrocknen könnten.
Hierbei hilft auch das Weißfaule Holz, da es wie Moos hervorragend Feuchtigkeit speichert.
Das Laub muss alle paar Wochen nachgefüllt werden, da es gerne gefressen wird.
weißfaules Holz
Was Tausendfüßern schmeckt
Zum Aufbau Ihres Exoskeletts benötigen Tausendfüßer Kalk welcher in Form von fertigen Pulver, Eierschalen oder Sepiaschale angeboten werden kann.
Fischfutter kann als Proteinquelle auch öfters gereicht werden und ist sehr beliebt.
Ergänzend kann man den Tieren eine Vielzahl an Futter anbieten. Im Prinzip kann man fast alles verfüttern was in der Küche übrig bleibt. Es darf bloß keine Säure enthalten oder mit Pestiziden belastet sein.
Als günstig haben sich bei mir Champignons, Kartoffelschalen, Möhre, Banane, Erdbeere, Melone und viele andere süße Obstsorten erwiesen. Selbst kleine Mengen rohes Fleisch und Fisch werden gerne genommen. Man kann auch draußen Löwenzahn, Gras, Gänseblümchen und viele andere Wildkräuter verfüttern. Aus meinen Aquarien gebe ich öfters Wasserlinsen, besser bekannt als Entengrütze, in meine Terrarien, welche dankend angenommen werden. Viele Pflanzen kann man auch trocknen und auf Vorrat sammeln.
Nicht nur bei Fischen der Renner
Licht und Stromkosten
Ein Nachteil an diesen Tieren ist das sie fast alle mehr oder weniger Nachtaktiv sind. Eine schwache Beleuchtung am Tage oder ein so genanntes Mondlicht in den Abendstunden kann helfen die Tiere besser zu beobachten.
Prinzipiell benötigen die Tiere keine Beleuchtung so fern das Terrarium genug Licht abbekommt.
Die Temperatur von ca. 23°C reguliere ich bei mir über die Raumtemperatur.
Steht das Terrarium Kühler kann eine Glühlampe verwendet werden um die nötige Wärme zu produzieren.
Nachts sollte die Temperatur nicht unter 20°C fallen.
Gehen wir davon aus du brauchst eine 30W Lampe und diese läuft 12h täglich. Bei einem Strompreis von 0,26€ die kWh sind das ca. 2,30€ im Monat an Stromkosten.
Wo bekomme ich meine Tiere her?
Mittlerweile bekommt man auch schon in einigen Zoogeschäften tropische Tausendfüßer. Diese sind dort aber meist überteuert und werden falsch gehalten. Die Auswahl in Zoogeschäften ist zudem recht bescheiden.
Im Internet kann man sich viele verschiedene Arten bestellen und diese direkt von großen Züchtern bestellen.
Mein Favorit sind jedoch lokale Terraristikbörsen. Dort kann man sich direkt mit den Züchtern austauschen und gute Preise aushandeln. Zu dem bekommt man auf solchen Börsen alles was man für den Einstieg braucht.
Einen Tausendfüßer bekommt man schon ab 5-10€.
Je nach Art sind aber auch deutlich höhere Preise möglich.
Wandelndes Blatt / Guter Mitbewohner im Tausendfüßer Terrarium
Vergesellschaftung
Die friedlichen Tausendfüßer haben sich als nützlich in der Phasmiden Haltung gezeigt. Sie fressen herrabfallende Blätter, tote Tiere, Schimmel und sogar Kot.
So fern das Terrarium groß genug ist, für beide Arten passend eingerichtet ist und die klimatischen Anforderungen übereinstimmen, steht der Vergesellschaftung mit Stabschrecken und Co. nichts im Wege.
Warnung
Eine kleine Warnung muss ich trotzdem aussprechen, da Tausendfüßer bei Bedrohung ein Wehrsekret abgeben können, welches übel riecht, färben und schleimhautreizend sein kann. Daher sind Tausendfüßer nur bedingt für Kinder geeignet und sollten nur unter Aufsicht auf die Hand genommen werden.
Das Sekret ist aber weitestgehend harmlos und hinterlässt bei den meisten Arten nur einen farbigen Fleck auf der Hand.
Schlusswort
Wer all die Pflegehinweise beachtet wird an seinen Tausendfüßern mehrere Jahre Freude haben und vlt stellt sich unter den richtigen Bedingungen auch Nachwuchs ein, der bei den Eltern mit aufwachsen kann.
Kosten- und Pflegeübersicht
Anschaffungskosten:
Terrarium >30€
Lampe ca. 7€
Tiere ca. 20€ für ein Paar
Laufende Kosten:
Strom 2,30 im Monat
Pflegeaufwand:
Gelegentlich Sprühen um die Feuchtigkeit zu halten.
Gelegentlich frisches Futter geben und Waldmaterialien nachfüllen.
Braucht keine Urlaubsbetreuung.
Die Tiere kommen locker 2 Wochen ohne Pflege aus, so lang genug Laub vorhanden ist und das Terrarium nicht austrocknet.
Buchempfehlung
Dieser Haltungsbericht sollte nicht als einzige Informationsquelle dienen. Informiert euch umfangreich bevor ihr euch ein Tier anschafft.
Ich kann euch das Buch Tausendfüßer von Nicole Fallaschinski empfehlen.
Darin sind auch einige Haltungsprofile von beliebten Arten enthalten.
Ein sehr interessanter und informativer Post in den auch einiges an Zeit und Aufwand geflossen ist.
Vielen dank dafür 😊👍
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Wow ich find es richtig toll, wie detailliert und strukturiert du uns hier in die "Kunst" der Tausendfüßlerhaltung einführst!
Werde mir aus Platzgründen zwar vorerst keine derartigen Tiere zulegen, ich hab deinen Post aber sehr interessiert gelesen und ich erinnerte mich dabei, wie ich früher als Kind Käfer und auch Tausendfüßler immer in Gurkengläsern gehalten hab :)
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Schöner Post. Ich bin zum ersten Mal in Thailand auf diese großen Tausendfüßler gestoßen. Die eine Art sah ziemlich genauso aus wie auf deinen Bildern aus, die andere Art hatte spitze und längere Beine, sah allgemein eher kantiger aus, und der Farbton so gelb/braun mit einem rötlichen Kopf. Kennst du diese Art? Da war mich doch schon unwohl als der unter das Bett gekrabbelt ist XD
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Wow ich will auch mal gerne nach Thailand und in andere exotische Länder und meine Tiere in freier Wildbahn sehen.
Alle meine Tausendfüßer stammen aber aus Afrika.
Was du gesehen hast war eventuell ein Hundertfüßer auch Scolopender genannt. Diese Tiere sind im Gegensatz zu Tausendfüßern schnelle Jäger mit Giftklauen. Der Biss soll recht schmerzhaft sein.
Kannst ja mal auf google Bilder schauen und mir sagen ob ich recht hatte ^^
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Ja genau so einer war das. Der kam bei uns ins Schlafzimmer, erst unters Bett... Ich schon leicht beunruhigt, wusste ja nicht ob der giftig ist, sieht zumindest giftig aus XD Dann ist er noch in meine offene Reisetasche rein... Nach langen hin und her ist es mir aber gelungen ihn gesund und munter wieder in die Freiheit zu entlassen.
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