Romanze
Es schwelgt der Sohn im Ahnensaal
Bei lautem Becherklang:
»Zum alten Harfner schickt ich aus;
Was bleibt er mir so lang!«
Der Ritter leert den Goldpokal,
Der Sänger tritt herein. -
»Auf, Harfner, stimme uns ein Lied
Zu Becherklang und Wein!«
Der Harfner rührt das Saitenspiel;
Die Gäste allzumal
Verstummen bei des Alten Lied
Im hochgewölbten Saal.
Der Sänger singt, des Nordens Kraft
Braust durch die Saiten hin;
Die Harfe rauscht; dem Ritter dringt
Des Alten Lied zu Sinn.
Der Sänger singt aus grauer Zeit
Der Väter Sieg und Tod
Und klagt bei leisem Harfenlaut
Des Vaterlandes Not.
Und durch die hohe Halle tönt's
Wie ferner Schwerter Klang.
Der Alte schweigt; dem Ritter wird's
Um Herz und Sinnen bang.
Er flieht vom lauten Lustgelag,
Umgürtet sich das Schwert
Und zieht hinaus zu Kampf und Sieg,
Ein Sohn, der Väter wert.
Theodor Storm
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