Schuldenzyklus steht vor dem Ende, kommt dann der zusammenbruch?/Debt cycle is coming to an end, will it collapse?

in deutsch •  3 years ago 

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Wir stecken in der vorletzten Phase eines großen Schuldenzyklus, sagt der US-Starinvestor Ray Dalio in seinem neuen Buch. Um den Zusammenbruch des gegenwärtigen Geldsystems zu verhindern, wären unpopuläre Maßnahmen erforderlich.

Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, senken Zentralbanken die Zinsen, um so Kredite günstiger zu machen und Menschen dazu zu animieren, mehr Geld auszugeben. Wenn das geschieht, erhöhen sie langsam wieder die Zinsen, damit Preise und Löhne nicht zu stark nach oben steigen.

Der US-Investor Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, dem größten Hedgefonds der Welt, stellt in seinem neuen Buch „Principles for dealing with a changing world order“ aber noch einen zweiten, viel längeren Zyklus vor.

Kurzfristige Schuldenzyklen dauern laut Dalio meistens rund acht bis zehn Jahre an. Sie beginnen meistens mit einer finanziellen Krise. Seit der Jahrtausendwende haben wir demnach schon zwei solcher kompletter Zyklen erlebt: Der erste startete mit der Dotcom-Blase, der zweite rund acht Jahre später mit der Finanzkrise. Die aktuelle Corona-Krise könnte der Auslöser für einen dritten Zyklus in diesem Jahrtausend sein.

Kurzfristige Schuldenzyklen können von Zentralbanken einfach kontrolliert werden. „Stellen Sie sich einfach vor, die Zentralbank hätte eine Flasche voller ‚Stimulanz‘, von der sie bei Bedarf etwas in die Wirtschaft geben kann“, erklärt Dalio.

Doch diese „Flasche voller Stimulanz“ ist nicht unendlich, betont Dalio. Etwa alle 50 bis 70 Jahre – wobei das nur eine grobe Schätzung ist – ist die Flasche alle. Passiert das, endet laut dem 72-Jährigen ein „langfristiger Schuldenzyklus“. Die meisten werden davon maximal einen in ihrem Leben erleben.

Langfristige Zyklen sind bei ihm durch sechs Phasen gekennzeichnet.

1. Die Phase des „harten Geldes“

Jeder langfristige Zyklus beginnt für Dalio damit, dass die Schulden des vorherigen entweder komplett gelöscht oder restrukturiert werden. Anschließend wird das Geld einer Nation oder eines Wirtschaftsraumes an „harte Fakten“ gekoppelt. In Deutschland und den USA war das nach dem zweiten Weltkrieg etwa der Goldstandard, in Entwicklungsländern ist es oft eine Weltwährung wie der US-Dollar.

2. Die Forderungen auf das „harte Geld“

Der Handel in Gold oder mit einer ausländischen Währung ist auf Dauer aber wenig praktikabel. Gold hat ein Gewicht, die Lagerung ist gerade in großen Mengen schwierig. Bei ausländischen Währungen macht sich ein Land zudem von eben einem anderen abhängig – schließlich kann Simbabwe keine US-Dollar selbst drucken.

Um diesem Dilemma zu entgehen, wird in der zweiten Phase das Papiergeld neu erfunden, welches für Dalio nur als Schuldschein auf die „harte Währung“ gilt.

3. Die Schulden beginnen

„Verbundene Währungssysteme“ aus der zweiten Phase haben einen großen Nachteil. Es kann immer nur so viel Geld geben, wie durch die harten Reserven im Hintergrund gedeckt ist. Das ist für das Wachstum einer Volkswirtschaft aber meist hinderlich. Doch Papiergeld lässt sich vermehren, wenn man es geschickt anstellt. So wie das Papiergeld nur ein Schuldschein auf die harte Reserve ist, so entstehen in der dritten Phase Schuldscheine auf das Papiergeld.

4. Die Verbindung wird aufgegeben

Mit der Zeit steigen die gegenseitigen Schuldverschreibungen in einer Gesellschaft immer schneller und deutlich rasanter als der dazugehörige Wert- und Produktivitätsgewinn der damit gekauften Waren und Dienstleistungen. Irgendwann kommt eine Gesellschaft dann an den Punkt, an dem alle die Schuldscheine nicht mehr gegen ihren eigentlichen Wert umgetauscht werden können.

Die USA erreichten diesen Punkt 1971. Damals hatte die Supermacht unter Präsident Nixon hohe Ausgaben für das Militär (Vietnamkrieg) und Sozialprogramme. Dafür nahm die Regierung immer neue Schulden über Staatsanleihen auf, bis klar war, dass die Goldreserven der USA bei weitem nicht dafür ausreichen würden, diese Schuldscheine auf ihre „harte Reserve“ zu bedienen.

5. Das Fiatgeld

Mit dem Bruch der in den ersten Phasen geschaffenen Verbindung geht erst einmal viel Freiheit einher. Zentralbanken können jetzt beliebig viel Fiatgeld drucken. Der Begriff bezeichnet ein Wirtschaftsobjekt ohne eigenen Wert, das lediglich als Tauschmittel gilt. Unsere heutigen Euro-Münzen und -Scheine sind genau das. Ohne Bindung an eine harte Reserve und ohne jeglichen Materialwert haben sie keinen inhärenten Wert mehr.

Das erlaubt es, noch viel mehr Schuldscheine in einer Gesellschaft auszugeben.

6. Der Zusammenbruch

Die Akkumulation von immer mehr Schulden kann irgendwann auch von Zentralbanken nicht mehr gesteuert werden. „Die Flasche ist dann leer“, sagt Dalio in Anlehnung an seine Eingangs-Metapher. Tritt dieser Fall ein, versuchen immer mehr Menschen ihr Geld wieder in harte Währungen umzutauschen. Das kann wie gesagt ein Edelmetall wie Gold oder Silber sein, aber auch Immobilien oder ausländische Währungen. In kriselnden Entwicklungsländern ist heutzutage etwa der US-Dollar eine beliebte Fluchtwährung. Solche Bewegungen lassen sich politisch eine Weile unterdrücken – etwa, in dem der Tausch untersagt wird – aber nicht dauerhaft komplett aufhalten. An einem bestimmten Punkt muss die Politik eingreifen, in dem Schulden gestrichen oder komplett neu strukturiert werden – der Zyklus beginnt dann wieder von vorne.

Ich zitierte aus diesem hochinteressanten Artikel, lies hier die ausführliche Version!...

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