Der Patient - Teil 3
Zu allem Überfluss tat der Regenwald inzwischen auch genau das, was sein Name versprach. Er regnete. Und wie es im Regenwald so üblich ist, gab es keinen europäischen Nieselregen, sondern einen ausgewachsenen Platzregen. Binnen kürzester Zeit waren sie alle nass bis auf die Haut. Der Wald hatte sie verschluckt, es regnete und Abby fühlte sich wie ein leichtsinniges Kind, welches einer streunenden Katze so lange nachgelaufen war, bis die Katze über einen Zaun verschwunden war und das Kind alleine im unbekannten stand. Ahmed hatte ihr zwar geraten die Stadt schnellstmöglich zu verlassen aber sicherlich nicht so. Allein die Tatsache, dass auch er mitsamt Denosh im Arm ihnen noch folgte hielten sie von dem Glauben ab, den Verstand verloren zu haben. Er war doch immerhin einheimisch. Dass auch er keine Ahnung vom Wald hatte und sein Leben lang in der Stadt gewohnt hatte schob ihr Unterbewusstes bewusst beiseite.
Es hatte zu Dämmern begonnen. Der Regen hatte nachgelassen und Abby taten die Beine weh. Ihr tierischer Führer hatte ihnen nicht all zu viele Pausen gegönnt, gleichzeitig aber dafür gesorgt, dass sie immer Schritt halten konnten und sich nicht verliefen. Eine Zeit lang hatte sie noch entfernte Schüsse durch das Blätterwerk gehört, seit einigen Stunden aber war davon kein Ton mehr zu hören. Jetzt schien der Gorilla sich seinem Ziel langsam zu nähern. Immer wieder hielt er inne um einen Ast zu begutachten, an einem Baumstamm zu schnüffeln oder an einigen Blättern zu kauen. Irgendwann ließ er sich schlicht in einen größeren Busch fallen und begann die Zweige zu biegen und zu flechten. Rund herum erwachte der Regenwald zum Leben und Abby stellte fest, dass die Bäume rund herum besetzt von Gorillas waren. Sie waren überall, sie kamen quasi aus dem Nichts und es waren viele. Niemand schenkte den Menschen besondere Aufmerksamkeit. Sie wurden zur Kenntnis genommen und dann baute man weiter. Es dauerte einen Moment bis Abby sich erinnerte und begriff, dass sie sich Nester für die Nacht bauten. Wenigstens für heute war die Reise zu Ende.
Abby suchte sich nun auch ein möglichst weiches Büschel Blätter und versuchte es sich bequem zu machen. Ahmed sah sie irritiert an, wie sie da saß und Blätter zusammenfaltete. Er konnte es nicht fassen, wie stoisch sie ihr Schicksal annahm. Noch vor einigen Stunden hatte sie sich geweigert ihre Station zu verlassen und plötzlich standen sie beide mitten im Regenwald, fernab jeglicher Zivilisation, mit einem fieberkranken Kind. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Denosh überhaupt nicht mehr heiß war. Ihre Haut fühlte sich ganz normal an, genau genommen sah sie einfach wie ein schlafendes Kind aus. Er begab sich zu Abby zwischen die Gorillanester. Sie nahm ihm das kleine Mädchen aus den Armen und untersuchte sie flüchtig. Mit einem Lächeln auf den Lippen legte sie sie dann in das frische Nest.
„Sie ist auf dem besten Weg der Besserung. Der Regen hat das Fieber herunter gekühlt und es scheint nicht wieder zu kommen. Jetzt muss sie sich erst einmal gut ausschlafen, bis morgen wird nichts Großes mehr passieren.“
Ahmed war zwar skeptisch, akzeptierte ihr Urteil aber. Wenn selbst die Doktorin sich mit der Situation anfreunden konnte, dann musste es ihm doch leicht fallen. Es wäre ohnehin sinnlos gewesen sich Sorgen zu machen, vor morgen früh würden sie nichts unternehmen können. Zwischen den großen Affen kamen sie sich vor, wie ein gut geschützter Teil der Familie. Abby fühlte sich an die Urlaube bei ihrem Großvater in Irland erinnert, wie sie mit ihm an der Küste gezeltet hatte. Hier fehlte das Zelt oder war einfach um ein vielfaches größer. Wenn sie es recht bedachte, dann war der Wald selbst eigentlich wie ein großes Zelt. Sie musste schmunzeln und beobachtete die Gorillas, wie sie ihre Kinder in die Nester riefen und einer nach dem Anderen zur Ruhe kam. Die Nacht brach herein, und obwohl um sie herum der Dschungel zum Leben erwachte und regelrecht explodierte, fielen sie alle drei in einen tiefen, erholsamen Schlaf. Auch wenn Abby gerne die Ruhe genossen hätte wusste sie, wo Tiere lärmten, da war der Krieg weit weg. Selbst Ahmed, der seit Monaten in Angst vor dem Krieg lebte, fühlte sich wirklich sicher und geborgen.
Nichts würde ich mir mehr wünschen, als ständig in der Obhut lärmender Gorillas zu leben.
3 Teile und mein Interesse ging keinen Moment verloren.
Danke dir dafür, Wolfram
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Freut mich, dass es dir gefallen hat :) Dafür hat es sich gelohnt.
Ich muss aber gestehen, ich bin ein verwöhnter Zivilisationsmensch. Gorillas hin oder her, das wäre eine Welt, in der ich hoffnungslos verloren wäre und mich auch nicht wohl fühlen könnte.
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Hi! I am a robot. I just upvoted you! I found similar content that readers might be interested in:
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Ha! Jetzt ist es auch zu spät zum spoilern :P
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