Ist Freiheit im Rollenspiel möglich? | RPG-Meisterei

Wir treffen jeden Tag Entscheidungen! Manche treffen wir ganz leicht im vorbeigehen und andere wiederum, stellen uns vor schwerwiegende Dilemmata. Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum eure Entscheidungen so getroffen wurden, wie ihr sie getroffen habt? In diesem ersten Artikel möchte ich der Frage nachgehen, was Freiheit oder auch Autonomie bedeutet und welche Auswirkungen diese Konzepte im Rollenspiel für uns als Leiter_innen mit sich bringen.

Bestimmt oder Selbstbestimmt – das ist hier die Frage!

Und diese möchten wir hier ganz kurz betrachten. Da das Thema “Willensfreiheit” ein ganz schönes Brett sein kann, möchte ich hier auf eine kleine, aber feine Definition aus der Wikipedia zurückgreifen:

“In einem fachübergreifenden Sinne gehört zur Willensfreiheit die subjektiv empfundene menschliche Fähigkeit, bei verschiedenen Wahlmöglichkeiten eine bewusste Entscheidung treffen zu können.”
Wikipedia

Dazu gehört natürlich auch, sich selbst als frei wahrzunehmen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln.

Und nun?

Ok, jetzt haben wir eine schöne Definition, aber wie hilft uns das jetzt bei unserem Thema mit der Selbstbestimmtheit weiter? Nun, ganz einfach: es lassen sich aus der oben genannten Definition drei Prinzipien ableiten, die uns schon etwas weiter bringen.

Autonomieprinzip, d.h. es darf keinerlei Zwang vorhanden sein

• Urheberschaftsbedingung, d.h. eine freie Handlung kann einer Person zugeschrieben werden
• eine alternative Wahl ist möglich, d.h. es muss Alternativen geben

Und jetzt wird es dann auch schon kniffelig, denn einerseits sollen diese Prinzipien für den Ingame-Charakter, aber auch für die Person dahinter gelten. Das führt dazu, dass wir als Spielleiter*inn beiden Entitäten gleichberechtigt gegenübertreten müssen.

Ein Beispiel gefällig?

Stellen wir uns einmal folgende Szene vor: Unser Held der junge Albert bekommt eine malerische Straße beschrieben, an der wunderschöne Apfelbäume wachsen. Diese stehen auch gerade voll in der Blüte, was der Szenerie etwas traumhaftes mitgibt. Wir, als Spielleiter*innen, haben natürlich einen wunderbaren Plot ersonnen und möchten Albert in das nächste Dorf lotsen, um dort den Apfelbauern beim alljährlichen Baumblütenfest beizuwohnen.

Soweit so gut – nur wie schaffen wir diesen simplen Einstieg, wenn Albert der Straße partout nicht folgen will und umdreht; oder gar ganz andere Ideen hat? Jetzt stehen wir vor einem Dilemma, aus dem wir nur schwer wieder heraus kommen, ohne die oben genannten Prinzipien nicht zu brechen.

Einerseits wollen wir unseren jungen Held*inn nicht dazu zwingen, etwas zu tun, was gegen die eigene Motivation verstoßen könnte. Andererseits wäre hier der Spieleabend ansonsten aber auch schon vorbei und alle könnten nach Hause gehen.

Fazit

Rein psychologisch gesehen, kann man also feststellen, dass es immer ein gewisses Spannungsverhältnis zwischen Fremdbestimmung und Selbstbestimmung gibt. Für die Lösung solcher Probleme gibt es eine Vielzahl subtiler Manipulationsmöglichkeiten, welche ich in den kommenden Artikeln für euch aufbereiten und mit euch besprechen möchte.

Falls euch dieser Text gefallen hat, freue ich mich über einen Kommentar oder anderweitiges Feedback über Twitter @elronat! Vielen Dank!