Google, Facebook und die Demokratie

in deutsch •  8 years ago 

Mein Facebook-Feed hat mir folgenden SZ-Artikel ins Bewusstsein gespült:

Die neue Macht der Manipulation

Es geht hierum:

Gegenwärtig wird ein Effekt als neue große Bedrohung diskutiert: der SEME (Search Engine Manipulation Effect). Er wird seit 2012 von Robert Epstein vom American Institute for Behavioral Research and Technology erforscht. Epstein konnte nachweisen, dass die gezielte Manipulation der Ergebnisse von Websuchen zu politischen Themen in Suchmaschinen eine Meinungsänderung zugunsten des Manipulators bewirkt. Eine sehr effektive Art der Beeinflussung, wie es scheint: Mehr als ein Viertel der Suchenden änderten ihre Haltung.  

An sich ein interessantes Thema, leider mit vorhersehbar schlechtem Ende, denn die Antwort ist wie immer nur mehr Staat, Staat und noch mehr Staat:

Die Demokratie und ihre Institutionen müssen dagegen angehen. Die Algorithmen und Geschäfte der Datenkonzerne müssen transparent sein und überprüfbar werden. Unabhängiges, geprüftes Wissen muss verstärkt angeboten werden. Für solche Maßnahmen muss sich die Netzpolitik allerdings erst zu einer Netz-Realpolitik entwickeln. Sie ist immer noch zögerlich bei der Regulierung der Datenmächte. Ja, die Themen sind komplex; die IT-Firmen haben Zweifel und Kritik zerstreut; die Wahlumfragen treiben andere Themen. Und demagogische Netzaktivisten beschreien den Untergang, sobald die Politik das Internet auch nur anspricht. Trotzdem muss der Gesetzgeber jetzt hart durchgreifen. Sonst verlieren wir die Kernelemente der Demokratie an das unsichtbar Böse dieser Maschine. 

Ich will jetzt nicht auch noch vor diesen Such-Algorithmen beschützt zu werden, nachdem genau die Politik, die das wieder regeln soll, doch die ganzen Probleme erst verursacht. Kein Algo der Welt könnte mir außerdem einreden ein Kreuzchen bei Hillary oder Donald oder Angela oder was weiss ich wem zu machen. Ich interpretiere das weniger als schlimme "Perfidie" seitens Google, sondern als erfreulich offene Demonstration, dass der ganze hirnrissige Prozess genau dem entspricht, was Hayek gesagt hat: 

"Die heute praktizierte Form der Demokratie ist zunehmend ein Synonym für den Prozess des Stimmenkaufs und für das Schmieren und Belohnen von unlauteren Sonderinteressen, ein Auktionssystem, in dem alle paar Jahre die Macht der Gesetzgebung denen anvertraut wird, die ihren Gefolgsleuten die größten Sondervorteile versprechen, ein durch das Erpressungs- und Korruptionssystem der Politik hervorgebrachtes System mit einer einzigen allmächtigen Versammlung, mit dem Wortfetisch Demokratie belegt."

https://de.wikiquote.org/wiki/Friedrich_August_von_Hayek

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vielen dank für den schönen artikel. Unserer Leben wird von google, Amazon und Facebook... ferngesteuert

Jein, ganz so plakativ würd ich es nicht ausdrücken. Die mehr oder weniger "subtile" aktive Beeinflussung via solcher Mechanismen funktioniert v.a. deshalb, weil die allermeisten einfach "NOCH nicht" bzw "nicht MEHR" die Kapazitäten haben dahinter zu steigen.
Ich seh da echt ne zwiegespaltene Entwicklung. Einerseits nen ganzen Haufen Menschen die mehr und mehr anfangen kritisch zu hinterfragen und alternative Lebenswege suchen, während die zweite Hälfte sich mehr und mehr eingräbt und den Kopf in den Sand steckt und am liebsten wieder im 19. Jahrhundert leben würde.

Interessante Zeiten. Und liegt mit an uns, wohin die Reise geht.

Gern geschehen, aber mich steuern viel eher die Steuern.

Du gehörst allerdings auch zu der Menge an Menschen, die bewußt genug durchs Leben gehen und zumindest versuchen selber zu denken.

  ·  8 years ago (edited)

Naja, aber was bringt es denn der vermeintlich zahlreichen Anzahl von Menschen, die da anders vorgehen, private Medien wie die SZ zu haben, die ihnen nahelegen sich von Politikern davor beschützen zu lassen, dass Facebook oder Google benutzt werden, um sie dazu zu bringen bestimmte Politiker zu wählen? Zumindest SZ Leser könnten da doch mal etwas selbstbewusster herangehen oder befürchten die, dass Facebook ihnen was anderes einreden könnte als die SZ es tut?

Bzgl des Goethe-Zitats:

Er hatte nicht ganz Unrecht. Aber eben nur "nicht ganz".

"Wenn Du etwas ändern willst, mußt Du zuerst den Status Quo akzeptieren."

  • so, oder so ähnlich, vermutlich irgend ein weiser Chinese ;)

Mein Kommentar bezog sich grdsl. eher auf die "Steuern". ;)

Was Du in dem ganzen Paradoxon aber ev. etwas vergißt ist, daß gerade Medienkonzerne inkl. der darin arbeitenden Redakteure, tendentiell genau die "brave Mittelschicht" darstellen die sich exakt diese Art von Protektionismus wünscht und um das Ziel zu erreichen zu ähnlichen Methoden greift.

"Wenn wir, sagtest du, die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter. Wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind."

(zitieren blöderweise die Interventionsapologeten und Gesellschafts-Nudger auch, aber dann haben sie wenigstens kein Monopol. Quelle: http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_johann_wolfgang_von_goethe_thema_menschenbehandlung_zitat_14878.html)

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