Ich schlug die Augen auf und mein Blick heftete sich an das grüne, von vereinzelten Sonnenstrahlen durchflutete Zeltdach. In meinem blauen Schlafsack, den ich günstig bei Target erstanden und der mich umhüllend vor der kühlen Nacht geschützt hatte, wurde es jetzt allmählich viel zu warm. Ich nahm einen tiefen Atemzug und spürte die dicke, stickige von Feuchtigkeit durchzogene Luft in meinen Lungen. Es wurde mir alles zu eng und ich hatte das Gefühl mich aufsetzen zu wollen, doch das war in meinem „Sargzelt“ wie ich es schmunzelnd zu nennen pflegte nicht möglich. Es war ein leichtgewichtiges, kleines Zelt, das für eine Person konstruiert war und sich perfekt zum Reisen mit Rucksack bewährte. Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und von draußen hörte ich die Stimmen meiner guten Freundin Bella und meines Urlaubsflirts Marc, die gerade das Frühstück zubereiteten. Ich pellte mich windend und kriechend aus meinem Mumienschlafsack und öffnete den Zelteingang. Eine angenehme, von schwüler Luft geschwängerte Brise, durchstreifte mein vom Schlaf völlig zerzaustes Haar. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und blinzelte in die Sonne, die meine roten Haare leuchten ließ. „Guten Morgen“, rief mir die braun gebrannte, immer fröhliche Bella zu und wedelte mit einer Tasse Kaffee in ihrer Hand. Ich stieg aus dem Zelt, nahm den Kaffee dankend entgegen und setzte mich auf einen großen Stein. Als ich den ersten Schluck meines Kaffees trank, nahm ich die Umgebung in mich auf und musste mir erst einmal wieder ins Gedächtnis rufen, wo ich eigentlich war, so surreal war das alles.
Unsere Zelte standen auf einer von Sand bedeckten, kleinen Lichtung im Wald, die von großen, schattigen Bäumen und Büschen umrundet war, durch die sich hier und da die Sonne ihren Weg zu uns bahnte und uns mit ihren warmen, wohligen Strahlen wärmte. Die kleine Lichtung, oder auch Bucht mündete in einen schmalen, sandigen, von kleinen Stöckchen und Blättern bedeckten Pfad, der nach etwa 15 Metern einen weißen Sandstrand erreichte. Mit dem Kaffee in der Hand folgte ich dem kleinen Pfad und fand mich an diesem unendlich lange wirkenden Sandstrand, dessen Sand so weiß war, dass er aussah wie Schnee, wieder. Das Meer war nur ein paar Meter von mir entfernt, also schlenderte ich darauf zu und folgte dem Geräusch der kleinen Wellen, die den Sand mit klarem Meereswasser bedeckten. Als meine Zehenspitzen das Wasser berührten fühlte ich mich so lebendig, so frei und so glücklich, wie ich es in Deutschland lange nicht gewesen war. Hier stand ich also, mit dem Wind in den Haaren, der Sonne im Gesicht und einem Lächeln auf den Lippen, am schönsten Strand den ich in meinem Leben gesehen hatte – Whitehaven Beach.
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