Bis ins letzte Jahrhundert sah sich die Menschheit immer drei großen Bedrohungen ausgesetzt, doch sie scheinen heute eingehegt bis überwunden. Was fangen wir nun also stattdessen mit der neuen Freiheit an? Diese Betrachtung folgt Yuval Noah HararisBuch "Homo Deus".
Die drei alten Gegner des Menschen:
Hungersnot: Der heutige Mensch in der westlichen Welt wird höchstwahrscheinlich eher an den Folgen von zu viel Essen wie Diabetis denn an zu wenig Essen sterben. Sicher halten gerade viele Venezolaner die "Maduro-Diät", aber das ist eine Folge des Sozialismus und kein unvermeidliches Schicksal der Menschheit, wie es Thomas Malthus vorschwebte.
Krieg: Sicher gibt es noch Krieg in der Gegenwart, aber ein Bewohner der zivilisierten Welt wird sich eher selbst umbringen, als durch die Gewalt eines anderen zu sterben. "Frieden" bedeutet für viele nicht mehr, dass vorübergehend mal kein Krieg herrscht, sondern dass sie sich gar nicht mehr vorstellen können, es könnte Krieg geben.
Seuchen: Im Vergleich zur Schwarzen Pest sind die "Epedemien" unserer Zeit ein Witz, seien es die Vogelgrippe oder Ebola. Die Pocken wurden bereits ausgelöscht und nicht mal mehr AIDS ist ein sicheres Todesurteil.
Die drei neuen Projekte des Menschen:
Ewiges Leben: Allen voran das Silicon Valley hält den Tod inzwischen für ein lösbares Problem und z.B. Peter Thiel hat vor, überhaupt nicht zu sterben. Anhänger der Unsterblichkeit verweisen gerne auf die stetig steigende Lebenserwartung, wobei beachtet werden muss, dass diese früher vor allem wegen der Kindersterblichkeit gering war und nicht weil alle mit 60 gestorben wären (siehe z.B. Galileo).
Glücklichkeit: Mehr und mehr Menschen wollen positive Emotionen verspüren und greifen dafür auf alle möglichen legalen und illegalen Drogen zurück. Es scheint mehr und mehr Anerkennung zu finden, statt der äußeren Welt einfach die innere Biochemie des Menschen zu ändern, statt besserer Bildung einfach mehr Ritalin. Letztendlich ist der Mensch von Natur aus nicht dazu gemacht, ständig glücklich zu sein, sondern sein Überleben zu sichern und Nachkommen zu zeugen. Ein stets zufriedener Höhlenmensch wäre in Kürze verhungert oder gefressen worden.
"Homo Deus": Dieser Punkt schließt die beiden vorherigen mit ein, geht aber über sie hinaus. Schon die heutigen Menschen würden unseren Vorfahren in vielerlei Hinsicht wie Götter erscheinen, aber in Zukunft werden wir mehr und mehr Möglichen bekommen uns selbst zu verbessern, sei es genetisch, indem wir zu Cyborgs werden oder uns völlig von unserer biologischen Grundlage lösen. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten, denn warum sollte, z.B. eine Protese, die ursprünglich einem kranken Menschen helfen sollte, nicht auch von einem gesunden verwendet werden um größere Kräfte zu erlangen. Auch plastische Chirurgie sollte ursprünglich entstellten Kriegsveteranen zu Gute kommen und wird heute hauptsächlich an völlig Gesunden angewandt.
Harari tritt nicht als Fan dieser Entwicklungen auf, er stellt lediglich fest, dass sie stattfinden. Wir sollten uns ihrer bewusst werden, denn nur so könnten wir Einfluss darauf ausüben.
Guter und knackiger Buch-Review. Wobei Homo Deus und Unsterblichkeit über weite Strecken Hand in Hand gehen...
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Danke, das Buch hat noch viel mehr interessante (bis beängstigende) Aspekte, vielleicht schreibe ich da nochmal etwas dazu.
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