Das Thema ist zu ernst, um es für Payouts zu verwenden. Daher habe ich diesen Artikel auf "payout declined" gesetzt. Ich fasse mich so kurz wie möglich.
Mord an Siegfried Buback 1977: "Klammheimliche Freude"
Die Älteren von uns werden sich noch an die Ereignisse erinnern. Nachdem der Generalbundesanwalt Siegfried Buback von RAF-Terroisten erschossen wurde, erschien am 25. April 1977 in der Zeitung des AStA der Universität Göttingen, den Göttinger Nachrichten, unter dem Pseudonym "Göttinger Mescalero" ein Pamphlet mit dem Titel "Buback – ein Nachruf". Der Autor beschreibt darin seine spontane Freude über den Mord an Buback wie folgt:
Meine unmittelbare Reaktion, meine ‚Betroffenheit‘ nach dem Abschuß von Buback ist schnell geschildert: Ich konnte und wollte (und will) eine klammheimliche Freude nicht verhehlen. Ich habe diesen Typ oft hetzen hören. Ich weiß, daß er bei der Verfolgung, Kriminalisierung, Folterung von Linken eine herausragende Rolle spielte.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen versucht der Autor dann mühsam, sich von der Gewaltausübung zur Durchsetzung politischer Ziele zu distanzieren. Erst 2001 gab sich der Literaturwissenschaftler und Deutschlehrer Klaus Hülbrock (* 1947) gegenüber der taz als der Göttinger Mescalero zu erkennen und wies darauf hin, dass er 1999 einen Brief an Michael Buback, den Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts, geschrieben habe.[7] Darin habe er zum Ausdruck gebracht, schrieb Hülbrock in einem offenen Brief 2001, dass ihm seine Worte von 1977 „heute weh tun“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6ttinger_Mescalero
Das Attentat von Christchurch und andere Ereignisse
Unabhängig davon, unter welchen ideologischen Vorzeichen Morde oder Gewalttaten gegenüber Personen und Sachen geschehen, muss sich jedes Mitglied der Zivilgesellschaft aktiv gegen jede Form von Gewaltausübung stellen. Das Attentat von Christchurch ermahnt uns eindringlich an diese Pflicht. Das gleiche gilt aber auch für andere Gewalttaten: Charlie Hebdo, Bataclan, Enthauptungen in Marocco etc. Klammheimliche Freude ist stets unangebracht.
Sellner
Der Attentäter von Christchurch hat auch mit seiner vergifteten Spende an Martin Sellner ein schändliches Werk verrichtet. Es ist noch zu früh, um diesen Vorgang richtig bewerten zu können. Dafür ist zunächst eine saubere Aufklärungsarbeit nötig. In jedem Rechtsstaat gilt zunächst die Unschuldsvermutung. Die Vorverurteilung von Martin Sellner durch die Österreichische Regierung ist inakzeptabel. Die Ausweitung des a priori Vorwurfs gegen Sellner auf die gesamte Identitäte Bewegung ist noch weniger mit rechtsstaatlichen Prinzipien zu vereinbaren.
Niemand ist gezwungen, die IB zu befürworten. Man darf ihre Ziele verdammen und bekämpfen. Das ist im Rahmen der demokratischen, politischen Willensbildung legitim und sogar (im Sinne eines fruchtbaren Diskurses) wünschenswert.
So lange es echte Meinungsfreiheit gibt, wird man die Existenz der IB und ihre Aktionen hinnehmen müssen.
Die Art und Weise (und die Methoden), wie der Staat und die Medien (mit klammheimlicher Freude?) gegen Sellner vorgehen, erinnert mich stark an die in der DDR (und anderen totalitären Systemen) mit ihrer "Zersetzungsstrategie" gegenüber missliebigen Personen, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Zersetzung_(Ministerium_f%C3%BCr_Staatssicherheit). Ich sehe hierin bereits eine illegitime Gewaltanwendung, wenngleich sie nicht physisch, sondern psychisch angelegt ist.
Weitere, sehr bedenkenswerte Überlegungen zum Spendenvorfall von Marttin Sellner hat m.E. @charleskrueger hier veröffentlicht:
Wohin führt dies alles?
Ohne Deeskalationsbestreben auf allen Seiten wird sich die Spaltung der Gesellschaft weiter vertiefen. Am Horizont erscheint bereits die nächste, vielleicht ausgeprägte Wirtschaftsrezession. Sie wird zusätzlich wie ein Brandbeschleuniger wirken. Mehr Gewalt und Hass können die Folge sein. Lasst uns alle zusammen wirken, dass es nicht dazu kommt!
Als wichtigen Schritt zu einem friedfertigen, gedeihlichen Miteinander lasst uns fair und sachlich hier auf Steemit diskutieren. Achten wir die Person und die Argumente des Gesprächspartners, auch wenn wir sie nicht teilen. Lassen wir auch die Argumente der Gegenseite in uns wirken.
Ich schließe mit einem bekannten Zitat, das Voltaire zugeschrieben wird:
„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“
Ein Satz, den ich nur unterstreichen kann.
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Werter stoischer Freund, Dein Artikel ist absolut zentral und wichtig aus meiner Sicht, das "decline payouts" ehrt Dich sehr, aber ich hätte es nicht für nötig gehalten.
Wir sollten immer für die "Deeskaltion" reden, und für alles, was Du hier erwähnst!
Ich unterschreibe jeden Satz von Dir hier gerne und ausdrücklich, insbesondere zur Unschuldsvermutung!
In manchen Entwicklungen entfernen wir uns ja schon lange von diesem in "dubio pro reo"-Rechtsprinzip, das ist mit meiner Auffassung von Recht/Justitia nicht vereinbar, ohne das ich zu Herrn Sellner oder der IB eine besondere oder engere Beziehung habe, außer dem Diskurs.
BGvB!
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Vielen Dank für deinen freundschaftlichen Kommentar! Du weißt vielleicht, dass ich an anderer Stelle eine Diskussion über die Ausübung der Meinungsfreiheit gelesen habe. Auch diese Gegebenheit hat mir den Impuls gegeben, das schwierige Thema anzufassen und öffentlich Stellung zu beziehen.
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Wie eine öffentlich verkündete Freude gleichzeitig klammheimlich sein kann, erschliesst sich mir nicht wirklich. Vielleicht fehlt mir da ein gewisser zynischer Humor.
Was mich extrem aufbringt ist, dass dauernd versucht wird, Verbindungen zwischen Kriminellen, Gewalttätern und anderen pathologischen Charakteren zu anständigen Menschen zu ziehen, wenn diese in der Weltanschauung möglicherweise eine kleine Überschneidung haben, die wiederum mit der Gewalttat nichts zu tun haben muss.
Wenn Hitler einst gesagt hat: "2 + 2 = 4", und man der Aussage aus Gründen der Selbstverständlichkeit zustimmt, ist man nach derselben Logik wohl schon fast ein pathologischer Nationalsozialist und gefährlicher Hitler-Sympathisant. Das ist absurd, aber zeigt, wie sehr aus dem Wunschdenken entsprechender Aktivisten bereits ein Wahn entstanden sein dürfte.
Was gerade nütztlich scheint wird zur Pathologie stilisiert und zur Ursache von Verbrechen herbeigeschrieben. Nicht weil man nachgewiesene Kausalketten hat, sondern weil es einem kurzfristig nützlich erscheint. Und genau dieselben Leute gerieren sich an anderen Punkten noch als Kapitalismuskritiker und behaupten, dass der Kapitalismus zu kurzfristiges Denken fördere und Wachstumszwang enthalte.
Was ich beispielsweise tue, ist zu sagen, dass aus meiner Sicht der Sozialismus im Kern totalitär ist. Als System trägt der Sozialismus einen späteren Offenbarungseid in sich, weil er nicht halten kann, was er verspricht. Das ist aus meiner Sicht eine vernünftige Aussage. Ich habe keine Lust, jeden Sozialisten als einen Stalin-Bewunderer abzustempeln oder jeden nationalen Sozialisten einen Hitler-Verherrlicher zu nennen, aber ich weise auf die problematischen Stellen hin und will Antworten darauf hören. Diese kann ich auch zur Kenntnis nehmen ohne Unterstellungen nachschieben zu müssen.
Die einen naiv, die anderen durchtrieben, dieser Konflikt kann eigentlich nicht gut ausgehen für die, die es eigentlich gut meinen, aber noch nicht gemerkt haben, wie sie benutzt werden.
Mit der Identitären Bewegung habe ich mich bisher nie solidarisch gezeigt, weil sie mir offensichtlich als ein potentieller Prügelknabe erscheint und eine Organisation, die mit ziemlicher Sicherheit Subversionsversuchen ausgesetzt ist. Das ist nichts für mich.
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Mich ärgert das überstürzte, nicht rechtsstaatliche Vorgehen gegen Sellner und die IB sehr! So wie ich ihn einschätze, wird er sehr überlegt auch diesen Angriff abwehren. Ich glaube nicht, dass man ihm etwas anhängen kann.
Bleibt's friedlich, Leute!
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Großartig! Gerade für uns Jüngere ist der Rückblick auf die RAF-Zeit sehr lehrreich. Man stelle sich vor, die IB würde wirklich verboten und ihre Mitglieder damit in den Untergrund und in die Radikalisierung getrieben. Der Konflikt schaukelt sich auf, wird gewalttätig und es gibt Tote und Verletzte.
Deine mahnenden Worte sollten große Beachtung finden!
Hugs
Diana
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Ich bin nicht so tief in der Materie drin und verstehe nur einen Teil davon.
Was ich verstehe ist deine Sorge, das die Leute, gleich welchem Lager, nicht mehr miteinander reden, sondern sich gegenseitig niedermachen und bekriegen. Das unterschreibe ich ausdrücklich. Auch ich bin besorgt, wenn man beobachtet, wie der eine nur noch gegen den anderen schimpft. Man steht zwischen den Stühlen und möchte nichts weiter als schlichten. Dabei gerät man dann gerne ins Feuer beider Parteien, weil man ja nicht der einen oder anderen zugehörig ist. Das was wir gerade erleben, ist wohl ein altes Spiel und ich glaube schon lange nicht mehr an einen guten Ausgang. Schade darum. Man hätte denken können, wir wären heutzutage etwas vernünftiger unterwegs.
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Vielen Dank für Deinen besonnenen und ausgewogenen Artikel. Eine Stimme der Vernunft im Ozean von geifernden Fanatikern.
Es ist erschreckend, dass die Spende dazu benutzt wird, Sellner, der sich nichts zuschulde hat kommen lassen, mit einem Massenmörder quasi auf die gleiche Stufe zu stellen. Diese rhetorische Radikalisierung marginalisiert eigentlich die obszöne Bestialität des Christchurch-Mörders.
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Ein Elitesoldat überweist lange vor seiner Mission dem Sellner (wird wohl nicht der einzige bleiben) Geld. Mich würden mehr die Kontoeingänge des Typen interessieren. Total verworrene Geschichte.
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Sellner spielt allerdings auch momentan sehr gerne das Opfer. Er ist Opfer der Medien, aber nicht der Justiz. Wenn ein Djihadist vor einem Terrorangriff einer Moschee spenden würde, dann würde auch jeder erwarten, dass die Moschee durchleuchtet wird.
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Um in deinem Bild zu bleiben: Würde die Bundesregierung sofort verkünden, dass die Moschee geschlossen wird (nb. auf welcher Rechtsgrundlage?)?
Wie Charles Krüger m.E. richtig dargelegt hat, bringen die Medien und die Regierung Sellner durch ihre Vorverurteilung in Lebensgefahr.
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Wenn noch mehr Verdachtsmomente als die Spende bestehen, dann denke ich durchaus, dass die Moschee zumindest temporär geschlossen werden würde. Ich bin da aber jetzt auch nicht rechtlich genügend bewandert. Es werden ja auch durchaus Moscheevereine verboten.
Ich stimme auch zu, dass Sellner ein Opfer der Medien ist und vermutlich hat Charles Krüger da auch recht. Aber Charles Krüger meint auch es sei lächerlich wegen der Spende nun so einen Aufstand zu machen. Letzteres sehe ich aber anders. Es ist völlig legitim deswegen Ermittlungen anzustellen.
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Ermittlungen anstellen ja klar, aber nicht VORHER schon in die Presse damit. Ermittlungen kann man viel besser diskret anstellen, schon alleine, um Verdächtige nicht aufzuschrecken, die eventuell Beweise vernichten könnten! In diesem Fall ist es aber nicht Stümperhaftigkeit, sondern bewusstes Niedermachen eines politischen Gegners. Erste Konsequenzen haben sich schon gezeigt:
Das Kaffeehaus, in dem Sellner seine PR abhalten wollte, hat kurzerhand geschlossen Quelle!
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Ich bin froh, dass scheinbar immer mehr Menschen dieses "Spaltungsprinzip" sehen und innerlich gegenangehen. Das ist meiner Meinung nach sehr wichtig, denn in uns drinnen fängt es an, dass wir hinterfragen und welche Stellung wir einnehmen, bzw dass wir uns nicht darauf einlassen, in solch eine Spaltungsposition zu geraten. Super Artikel und regt mich wieder mal zum nachdenken an. Ich finde es toll, dass Du Stellung beziehst!
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