"Und wenn etwas nicht als schlimm empfunden wird, gibt es kein Theater. Dann darf das einfach so sein.
Am vergangenen Wochenende – wir hatten ein Intensiv-Wochenende in Innsbruck – kam mir das Bild eines Baumes, eines kräftigen Baumes mit kräftigem Stamm. Und dieser Stamm wurde früher, als der Baum noch jung war, einige Male geritzt. Diese Ritze, diese Narben, sind immer noch im Stamm sichtbar – und doch ist kein Schmerz mehr da. Sie zeugen einfach von dem, was er erlebt hat. Es ist kein Schmerz da und es hat ihn nicht daran gehindert, groß, stark und kräftig zu werden.
So ähnlich ist das, wenn Altes gesehen wird: Die Narben sind noch da. Die alten Verletzungen sind durchaus noch sichtbar und auch fühlbar, erlebbar für uns. Aber es tut nicht mehr wirklich weh – in dem Moment, wo es sein darf. Wo es einfach als Aspekt unserer Lebensgeschichte sein darf."
Gerd Bodhi Ziegler, Maria Waldrast 2021
aus der Herzsitzarbeit
(geteilt von Timo, Foto: Pixabay / nidan)