Schuld, Verbot und Angst

"Schuld geht immer einher mit einem inneren Verbot, mit Tabus (‚das darf ich, das darf ich nicht‘), und mit Urteil und Bewertung – mit Verurteilung und der Angst vor den Konsequenzen, der Angst vor der Strafe, wenn man etwas Falsches tut oder ein Tabu bricht.

Und das ist sehr, sehr tief in unserem Zellgedächtnis eingespeichert. Als wir noch in Stammesgemeinschaften lebten, war ein Tabubruch der sichere Tod. Und auch in späteren Zeiten, also durch das ganze Mittelalter hindurch bis in die Gegenwart hinein, gibt es in der Welt die Urteile über Richtig und Falsch.

Was verurteilt wird verändert sich im Laufe der Zeit. Da ist durchaus eine positive Entwicklung sichtbar, wenn man es mit dem Mittelalter vergleicht. In einigen Teilen unserer Erde herrscht immer noch Mittelalter. Aber das ist unsere Vergangenheit, und das ist tief auch als Angstinformation in unseren Zellen eingespeichert.

Schuld und Angst gehen immer Hand in Hand. Den meisten Menschen ist die Angst leichter zugänglich als die Schuld. Aber in und unter jeder Schuld, wenn du schon so tief gegangen bist, finden wir auch wieder die Angst vor den Konsequenzen, vor der Strafe – am Ende vor der Vernichtung. Und da sehen wir diese vernichtende Frequenz, die Schuld in sich trägt. Und es ist ein großer Schritt, diesen tiefen, meist unbewussten Schichten in uns bewusst zu begegnen."

Gerd Bodhi Ziegler im Frühjahr 2021
aus der Sammlung "Sommer-Erwachen"
(geteilt von Timo, Foto: Pixabay / Mabel Amber)