PowerJournal 127/730

„Im Land X gab es ein großes Erdbeben mit vielen Toten.
Viele Gebäude sind eingestürzt.“

Überlege einmal, was du alles hinzu „dichten“ musst, möchtest du dich mit Jemanden unterhalten, der die gleiche oder eine ähnliche Meldung mitbekommen hat. Denn schon einfachste Informationen, um die Lage etwas besser einschätzen zu können, fehlen: wie viele Tote (in einem schwach oder stark besiedelten Gebiet); gibt es dort immer wieder Erdbeben; warum sind die Gebäude eingestürzt; waren die Einstürze die Regel oder sind fast alle Häuser stehen geblieben; usw. 

Je nach Land sind wir schnell mit unseren Meinungen zur Stelle: „ja, die haben ja auch kein Geld“ oder ähnliches.

Als ich über das Thema nachgedacht habe, dachte ich zuerst nur an solche Nachrichten via Kurzmeldungen im Radio, Fernsehen Zeitungen usw., denn diese bekommen wir ja zuhauf. Dann kamen mir die sozialen Medien in den Sinn. Wie viel schreibst du dort? Nur ein zwei Sätze oder erklärst du Sachverhalte ausführlicher?

Ganz selten gibt es bei Facebook und Twitter Kommentare zu Meldungen die sagen, dass sie das überhaupt nicht so sehen und es dazu noch begründen. Sehr oft gibt es Zustimmung, „Gefällt mir“ und Weiterleitungen („weil man halt so darüber zu denken hat“). Zum Glück ist das hier auf Steemit etwas besser.

Diese Situation kann man dann wie folgt erklären: „Wir kreieren uns eine Realität, weil wir mehrere sind. Und weil wir mehrere sind, ist es ganz sicher, dass unsere Realität auch stimmt“. 

Ich empfehle dir: Stelle dir immer wieder die Frage, welche Informationen du hast und welche dir fehlen. Und dann traue dich, je nach Situation, zu deinem Nichtwissen zu stehen. Denn durch das bewusste Nicht-Wissen wird dir auch sehr schnell klar, was du eigentlich alles weißt und bis wohin dieses Wissen reicht – und dies verleiht dir ein Gefühl von Sicherheit.