#289 Hinter der Fassade des Ruhms: Tim Bergling & Ein Kurs in Wundern

„Geistesfrieden ist eindeutig eine innere Angelegenheit.“
- EIN KURS IN WUNDERN, Ü-I.34.1:2

Anfang des Jahres habe ich eine Dokumentation über Avicii auf Netflix gesehen, und sie beschäftigt mich bis heute. Avicii, mit bürgerlichem Namen Tim Bergling, war ein schwedischer DJ, der mit seiner elektronische Tanzmusik weltweit Erfolge feierte. Doch im Jahr 2018, im Alter von 28 Jahren, nahm sich Tim das Leben.

Von außen betrachtet, schien es, als hätte er alles: Er war jung, hatte Ruhm und großen Erfolg. Er lebte seinen Traum, indem er Musik machte, die er liebte. Er hatte eine liebevolle Familie und ein unterstützendes Umfeld. Doch trotz all des Erfolgs und der positiven äußeren Umstände konnte er sich in seinem eigenen Geist und damit seiner Haut nie wirklich wohlfühlen.

Diese Diskrepanz – zwischen dem, was wir sehen und dem, was wirklich im Inneren eines Menschen vorgeht – beschäftigt und berührt mich. Die Fassade täuscht uns so oft. Was für eine innere Hölle manche leben, ist uns oft nicht klar.

Das Ego & (Un-)Glück

Es gibt so viele Dinge, die mir in den Sinn kommen, wenn ich auf Tims Leben blicke, doch eine Erkenntnis sticht besonders hervor: Wir können nie wirklich wissen, was hinter der Fassade eines Menschen passiert. Wir sehen oft nur den äußeren Schein – die Erfolge, den Ruhm, das Lächeln, das scheinbare Glück. Doch was wir nicht sehen, sind die inneren Kämpfe, Kriege, Ängste und Unsicherheiten, die wir fast alle als Menschen in uns tragen.

Daraus folgt für mich ein wichtiger Appell an uns alle, dass wir im Zweifel mehr Güte walten zu lassen. Denn wir wissen nie, was die Menschen, denen wir begegnen, gerade durchmachen. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, und oft sind es die unsichtbaren Kämpfe, die am schwersten wiegen.

Das Ego fordert sehr viel Energie von uns, um sein liebloses Denksystem aufrecht zu erhalten. Es ist also nicht ganz ohne, dem Ego und seiner Wahrheit zu folgen. Auch das lässt sich sehr gut in der Doku über Avicii beobachten. Im Kurs lesen wir: „Du merkst nicht, welche ungeheure Energieverschwendung du betreibst, um die Wahrheit zu verleugnen. Was würdest du über jemanden sagen, der darauf besteht, das Unmögliche zu versuchen, weil er glaubt, es zu erlangen sei Erfolg? Der Glaube, dass du das Unmögliche haben musst, um glücklich zu sein, ist völlig unvereinbar mit dem Prinzip der Schöpfung. GOTT könnte nicht wollen, dass das Glück von dem abhinge, was du niemals haben könntest.“

Wir können Glück nicht dort finden, wo es nicht ist.

Es ist nicht in äußeren Erfolgen und im weltlichen Ruhm zu finden. Es lässt sich nicht im Geld, in Reisen, Alkohol, Drogen oder in Parties finden. Das ist nicht, dass ich diese Dinge moralisch anfechte. Ich kann auch nichts tun, als die Wahrheit anzunehmen darüber, wo Glück wirklich ist. Glück ist, dass du dich wieder daran erinnerst, wer du wirklich bist. Auch dort ist die Dankbarkeit wahrlich zu Hause. GOTT kann dein Glück nicht irgendwo hintun, wo es einfach nicht ist. Und wir werden jedes Mal weinen, wenn ein weiterer Götze fällt. Wir alle kennen diese Erfahrung, dass nichts im Außen wahrlich erfüllen kann.

Das Ego ist Selbsthass

Wenn wir uns in uns selbst nicht wohlfühlen, sagt das Ego nicht: „Kein Problem, das liegt daran, weil du dich die ganze Zeit mit mir verwechselt hast. Ich lass dich jetzt frei.“ Nein, es bietet dir eine „Lösung“ an, die jedoch nur oberflächlich ist. Es ändert die Ursache nicht. Du bleibst im Selbsthass des Ego gefangen, nur mit neuen äußeren Errungenschaften, die den Selbsthass und die -kritik überwinden sollen, was nicht geht: „Wenn du beschließt, dich selbst als lieblos anzusehen, wirst du nicht glücklich sein. Du verurteilst dich dann selbst und musst dich daher als unzulänglich betrachten. Möchtest du dich an das Ego wenden, damit es dir aus einem Gefühl der Unzulänglichkeit entrinnen helfe, das es selbst erzeugt hat und um seiner eigenen Existenz willen aufrechterhalten muss? Kannst du seiner Bewertung von dir dadurch entrinnen, dass du seine Methoden anwendest, um dieses Bild unversehrt beizubehalten?“- EKIW

Ich weiß nicht genau, warum mich die Geschichte von Tim Bergling, alias Avicii, so beschäftigt. Vielleicht, weil mir als Außenstehende mit dem Wissen um sein tragisches Ende klar wird, dass sein „Feind“ nicht im Außen lag, sondern in der inneren Selbstkritik, die ihn komplett eingeengt und fertig gemacht hat. Schon von klein auf – laut der Doku – litt er unter Selbstzweifeln und Unsicherheiten. Auch die liebevollen Eltern und seine behütete Kindheit konnten das nicht verhindern.

Die Problematik wird besonders offensichtlich, als er berühmt wird. Jetzt fühlt er sich gefangen in einer Welt, die unzählige Erwartungen an ihn stellt, denen er gerecht werden möchte. Gleichzeitig muss er der immer lauter werdenden zermürbenden Stimme in sich selbst begegnen. Sein Leben spiegelt die fehlende Freiheit wider, die ihm seine Ego-Gedanken ständig einreden. Zudem lebt er die Form von Glück, die das Ego als Glück definiert.

Diese kritischen Gedanken und Angstzustände führen schließlich dazu, dass er irgendwann zu Schmerzmitteln greift. Was muss ein so junger Mensch, der scheinbar alles hat, verdrängen? Was muss er betäuben? Von außen wirkt sein Leben makellos, doch innerlich tobt ein unbarmherziger Krieg.

Die Genschlüssel für Tim

Wenn ich eine biografische Doku ansehe, dann schau ich mir gleichzeitig auch oft das Gene Keys (GK) Profil der Person an. Man sieht dabei sehr gut, welche konkreten Ego-Illusionen die Person beinträchtigen und welche Gaben sie hat. Bei Tim Bergling ist es nun so, dass die Geburtszeit nicht öffentlich zugänglich ist. Also können wir das genaue Profil nicht ganz wissen. Dennoch verändern sich auch manche Faktoren nicht in einem Profil, auch wenn wir den genauen Zeitpunkt der Geburt nicht kennen. Ich hab für seinen Geburtstag sieben verschiedene Uhrzeiten ausprobiert – von morgens bis abends, und die Genschlüssel in seiner Aktivierungssequenz (das sind die grünen Kreise in einem Profil) verändern sich dabei nicht – jedoch verschieben sich die Linien zum Ende des Tages. Doch denke ich – von dem, was ich über Tim weiß – dass er eher ein 5/1-Profil haben könnte, als eine 5/2 oder 6/2.

Eine Linie 5 hat die Energie eines Leaders, also Führers. Menschen schauen zu der Linie 5 auf und projizieren viele Dinge auf diese Menschen. Sie sollen Lösungen finden, sie führen, denn die Linie 5 ist der natürliche Führer und kann Massen beeinflussen und bewegen. Das hat Tim mit seiner Musik wundervoll geschafft. Er hat Menschen bewegt und berührt. Die Linie 1 ist so ein bisschen wie ein Nerd. Sie kann sich in ein Thema, welches sie interessiert, sehr hinein fuchsen und bis ins kleinste Detail gehen, um alles darüber zu erfahren und beherrschen. Nicht für andere, sondern vor allem für sich selbst und um der Sache willen. Die Linie 1 braucht sehr viel Ruhe und Rückzug, um sich dem Innen zu widmen. Ich glaube, das hat ihm oft gefehlt.

Die Genschlüssel 64 & 26: Inspiration und Kunstfertigkeit

Worauf ich zum Schluss eingehen will ist, wie schön auch in seinem Genschlüsselprofil sichtbar ist, was seine Bestimmung war hier als Tim – wie er diese auch gelebt hat sowie, wo seine größten Stolpersteine als Tim waren. Er trägt einerseits die Genschlüssel 64 un 63 in den Sphären Lebenswerk und Evolution. In der Egofrequenz (Schatten) heißt es, dass er sein Leben lang immer und immer wieder mit Verwirrung (GK 64) und (Selbst-)zweifel (GK 63) dealen musst, um zu wachsen (Evolution). Das ist seine Aufgabe in dieser Inkarnation gewesen. Gleichzeitig sieht man aber auch, wie sehr er auch seine Gaben gelebt hat, damit z.B., dass er die Gabe der Inspiration (64) und der Kunstfertigkeit (Artfulness, 26), vor allem auch die Synergie (46) in seiner Sphäre der Ausstrahlung mit seiner Musik verkörperte. Er hatte die Aufgabe, Menschen zu inspirieren, mit dem was er tat und sie zu überraschen mit seinem Sein. Das ist ihm mit den außergewöhnlichen musikalischen Kollaborationen wirklich genial gelungen.

Es gäbe noch so viel zu seinem Profil zu sagen. Jedoch höre ich hier auf und verneige mich voller Respekt vor dieser Seele, die durch sein Sein hier, viele Menschen berührt und inspiriert hat – und auch ein machtvoller Reminder für uns alle ist, dass die Fassade – egal, wie sie zu leuchten scheint – erst einmal nichts zu bedeuten hat. Du kannst innerlich dennoch eine Hölle leben, wenn deine wahre Natur dich nicht führt. Also hoffe ich, wir schaffen es im Zweifel, mehr Mitgefühl füreinander walten zu lassen. Mit oder ohne weltlichen Ruhm: Unser Ego-Geist kann so unbarmherzig sein. Tim wollte Musik erschaffen, die zeitlos ist. Ich denke, das ist ihm gelungen. Denn Dinge, die dein Herz berühren, wie seine Musik, hallen in der Ewigkeit nach.

Danke, Tim
Peri