Ein "Economic Hitman" (EHM) ist ein Begriff, der durch John Perkins populär wurde, der in seinem Buch "Confessions of an Economic Hit Man" seine eigenen Erfahrungen in dieser Rolle schildert. Ein EHM ist ein Berater oder Wirtschaftsexperte, der im Auftrag großer multinationaler Unternehmen und Regierungsbehörden arbeitet, um die wirtschaftlichen Interessen dieser Akteure in Entwicklungs- und Schwellenländern zu fördern. Dies geschieht häufig durch die Manipulation von Wirtschaftsdaten, die Verschuldung von Ländern und die Durchsetzung von Verträgen, die letztlich den Interessen der Auftraggeber dienen.
Perkins beschreibt, wie EHMs dazu beitragen, dass Länder enorme Schulden bei internationalen Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank aufnehmen. Diese Schulden werden oft für große Infrastrukturprojekte verwendet, die von multinationalen Konzernen durchgeführt werden. Die Projekte sind oft von zweifelhaftem Nutzen für die lokale Bevölkerung, dienen aber dazu, die wirtschaftliche und politische Kontrolle der Geberländer und ihrer Unternehmen zu stärken. Wenn die Schuldnerländer ihre Schulden nicht zurückzahlen können, werden sie gezwungen, ihren natürlichen Reichtum zu extrem niedrigen Preisen zu verkaufen, soziale Ausgaben zu kürzen und die wirtschaftliche Kontrolle an die Gläubiger abzutreten.
Ein Beispiel für die Arbeit eines EHMs könnte so aussehen: Ein EHM wird in ein Entwicklungsland entsandt, um dort ein großes Infrastrukturprojekt zu promoten, zum Beispiel den Bau eines Wasserkraftwerks. Der EHM erstellt übertriebene Prognosen über die wirtschaftlichen Vorteile des Projekts, um die Regierung des Landes zu überzeugen, einen großen Kredit aufzunehmen. Das Geld für das Projekt wird von einer internationalen Bank bereitgestellt, und der Bauauftrag geht an ein multinationales Unternehmen, oft aus dem Heimatland des EHMs. Sobald das Projekt abgeschlossen ist, zeigt sich, dass die wirtschaftlichen Vorteile weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Das Land hat nun enorme Schulden, die es nicht zurückzahlen kann, was zu wirtschaftlicher Instabilität und der Notwendigkeit weiterer Kredite führt. In dieser prekären Lage wird das Land gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen, die den Interessen der Gläubiger entsprechen, wie z.B. die Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen, die Reduzierung von Sozialausgaben oder den Verkauf von Rohstoffen zu günstigen Konditionen.
Ein konkretes historisches Beispiel ist Ecuador in den 1970er Jahren. John Perkins selbst beschreibt, wie er als EHM in Ecuador arbeitete und das Land dazu brachte, große Kredite für Infrastrukturprojekte aufzunehmen, die von amerikanischen Unternehmen durchgeführt wurden. Die Schuldenlast stieg stark an, und als Ecuador nicht in der Lage war, die Schulden zu bedienen, wurde es gezwungen, große Teile seines Ölreichtums zu sehr niedrigen Preisen an ausländische Unternehmen zu verkaufen und weitreichende wirtschaftliche Zugeständnisse zu machen.
Die Arbeit der EHMs hat tiefgreifende Auswirkungen auf die betroffenen Länder. Sie führt oft zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, einer Zunahme der Armut und Ungleichheit und einer verstärkten Abhängigkeit von ausländischen Akteuren. Kritiker argumentieren, dass diese Praktiken moderne Formen des Imperialismus darstellen und die wirtschaftliche Souveränität und Entwicklung der betroffenen Länder stark beeinträchtigen.
Insgesamt zeigt das Konzept des Economic Hitman, wie wirtschaftliche Macht und Manipulation eingesetzt werden können, um geopolitische und wirtschaftliche Ziele zu erreichen. Es verdeutlicht die oft versteckten Mechanismen, durch die wirtschaftliche Ungleichheiten und Abhängigkeiten in der globalen Wirtschaft aufrechterhalten werden.
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