Gleich vorweg, ich mag Wokeness überhaupt nicht. Für mich ist da viel zu viel Heuchelei im Spiel.
Wokeness ist ein Begriff, der in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat und oft kontroverse Diskussionen auslöst. Ursprünglich aus afroamerikanischen Kontexten stammend, beschreibt Wokeness das Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten, insbesondere in Bezug auf Rassismus und Diskriminierung. Was jedoch als Bewegung zur Förderung von Gerechtigkeit und Gleichheit begann, hat sich in manchen Kreisen zu einem Schlagwort entwickelt, das zunehmend polarisiert.
Einer der zentralen Kritikpunkte an der heutigen Wokeness ist ihre Tendenz, sich in moralische Absolutismen zu versteigen. Anstatt konstruktive Debatten zu fördern, scheint es oft um die moralische Verurteilung anderer zu gehen. Wer sich nicht den als „progressiv“ geltenden Ansichten anschließt, läuft Gefahr, öffentlich bloßgestellt oder „gecancelt“ zu werden. Diese sogenannte Cancel Culture führt dazu, dass Menschen aus Angst vor sozialer Ächtung oder beruflichen Konsequenzen schweigen oder nur noch dem Mainstream folgen, was letztlich eine offene und vielfältige Diskussion erstickt. Meinungsfreiheit wird dadurch indirekt unterdrückt, was ironischerweise genau das Gegenteil dessen ist, was viele Befürworter von Wokeness ursprünglich anstreben.
Ein weiteres Problem ist die zunehmende Oberflächlichkeit der Debatten. Oftmals wird Wokeness auf rein symbolische Akte reduziert: Unternehmen ändern ihre Logos in Regenbogenfarben oder Prominente äußern sich öffentlichkeitswirksam gegen Ungerechtigkeit. Doch hinter diesen Gesten verbirgt sich selten eine tiefere Auseinandersetzung mit den eigentlichen Strukturen der Macht und Ungerechtigkeit. Es wird eher Wert auf Signale und Markierungen gelegt, die suggerieren, man sei auf der „richtigen“ Seite, während die systemischen Probleme unverändert bestehen bleiben. Dieser „symbolische Aktivismus“ kann dazu führen, dass echte soziale Veränderungen auf der Strecke bleiben.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Wokeness zunehmend zur Spaltung der Gesellschaft beiträgt. Anstatt Brücken zwischen unterschiedlichen Gruppen zu bauen und echte Dialoge zu fördern, entstehen oft starre Fronten. Die Forderung nach politischer Korrektheit und Sensibilität in jeder Situation kann zu einem Gefühl der Überforderung oder gar Feindseligkeit führen, insbesondere bei Menschen, die das Gefühl haben, dass ihre Meinungen oder Lebensweisen nicht mehr toleriert werden. Dies kann die gesellschaftliche Kluft vertiefen und zu einer verstärkten Polarisierung führen, was letztlich dem sozialen Frieden abträglich ist.
Es gibt auch einen ökonomischen Aspekt der Wokeness, den viele Kritiker anführen. Unternehmen und Marken haben die Bewegung für ihre eigenen Zwecke entdeckt und nutzen sie, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu vermarkten. Das Phänomen der „Woke-Washing“, bei dem Unternehmen progressive Ideale zur Schau stellen, ohne tatsächlich tiefere Veränderungen in ihren Strukturen oder Praktiken vorzunehmen, führt zu einer Kommerzialisierung des Aktivismus. Dies kann das Vertrauen in authentische soziale Bewegungen untergraben und die Wokeness-Bewegung entwerten.
Zusammengefasst steht Wokeness in ihrer heutigen Form vor dem Problem, dass sie zwar auf berechtigte Missstände aufmerksam macht, gleichzeitig aber auch mit problematischen Tendenzen wie Intoleranz, Symbolpolitik und gesellschaftlicher Spaltung zu kämpfen hat. Die Herausforderung besteht darin, den ursprünglichen Kern, das Streben nach Gerechtigkeit und Gleichheit, zu bewahren, ohne dabei in moralische Dogmatismen und oberflächliche Gesten zu verfallen. Denn nur durch echten Dialog, Offenheit und strukturelle Veränderungen kann Wokeness ihrem ursprünglichen Anspruch gerecht werden.
Leider sind die Leute, die diese Wokeness fördern und leben, nicht für einen Dialog bereit.