Arachnophobie

in deutsch •  5 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Gestatten? Das ist jotus karllagerfeldi, der sich hier vorstellt. Er ist ein Springspinnenmännchen, das der deutsche Forscher Danilo Harms von der Universität Hamburg in Australien getroffen hat. Die großen schwarzen Augen, der weiße Kragen und die Fächer an den Beinen inspirierten seinen Entdecker dazu, den Spinner nach einem anderen Spinner und großen Sohn Hamburgs zu benennen.

In der Großaufnahme präsentiert sich der Spinnenherr von seiner sympathischsten Seite und hat keine Mühe gescheut, sich in prächtiger Aufmachung seinem Namenspatron würdig zu erweisen.

Bei diesem Anblick fällt es schwer, sich die Abneigung und Angst vieler Menschen vor Spinnen zu erklären. Die meisten Vertreter dieser Gattung sind objektiv harmlos. Sie suchen auch nicht aktiv den Kontakt zu Menschen. Wie man erkennt, sind es ausgesprochen schöne Tiere. Vielleicht liegt bei einigen die Abneigung darin begründet, daß man normalerweise ihre netten Gesichter wegen ihrer geringen Größe nicht erkennt und daher schlecht in Beziehung zu ihnen treten kann.

Die irrationale Komponente ist charakteristisch für Phobien, die mehr als eine übersteigerte Angst darstellen.
Angst ist zwar unangenehm, aber es kommt ihr eine wichtige Warnfunktion zu. Objektiv gefährliche Situationen lösen sie aus und ermöglichen es, sich der Gefahrenlage durch Flucht zu entziehen oder Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
Die Auslöser von Phobien dagegen bedeuten objektiv keine Gefahr, erzeugen bei einigen Menschen aber dennoch Panik, für die es keinen vernünftigen Grund gibt - anders als bei der Angst. Die Betroffenen geraten bei der Konfrontation mit den harmlosen Auslösern ihrer Phobie oft in größere Panik als unter tatsächlich gefährlichen Umständen.
Als Auslöser von Phobien kommt vieles in Frage.
Für Phobiker hängen die Beeinträchtigungen im Alltag sehr wesentlich davon ab, ob und ggf. wie einfach sie eine Vermeidungsstrategie entwickeln können. Leidet man unter einer Phobie gegen die vorgestellte Springspinne, dürfte man kein großes Problem haben. Sie kommt nur in Australien vor - und das ist weit. Hat man jedoch eine Phobie vor Katzen aufgebaut, ist die Vermeidungsstrategie kaum durchzuhalten. Früher oder später trifft man auf eine dieser Spezies.

Zu der Beeinträchtigung kommt für Phobiker nicht selten das Unverständnis der Umwelt. Diese vermag oft noch eine Abneigung vor Hunden nachzuvollziehen, von denen, zumindest bei einigen, eine Gefahr ausgehen kann. Schreckhafte Reaktionen Katzen gegenüber, die unprovoziert Menschen kaum aktiv aggressiv angehen, sind weitaus schwieriger vermittelbar. Je verbreiteter eine Phobie ist, umso eher trifft sie auf Verständnis. Die noch weitaus ungefährlicheren und netten Mäuse scheinen als Grund für Panik akzeptiert zu sein.

Es besteht absolut keine Veranlassung und erst recht keine Berechtigung, sich über die Betroffenen lustig zu machen. Sie haben sich ihr Schicksal nicht ausgesucht und leiden selbst am meisten darunter. Da sollte es sich verbieten, dazu dümmliche Kommentare abzugeben. Allein die Vielzahl der möglichen Auslöser von Phobien und ihre Verbreitung sollten zu Toleranz gemahnen. Der Phobiker in Bezug auf Katzen reagiert möglicherweise absolut gelassen auf Mäuse und Kampfhunde.

Wenn die Großaufnahme von jotus karllagerfeldi geeignet wäre, ein wenig Sympathie und Interesse für diese phantastischen Spinner einzuwerben, profitierten alle Beteiligten davon. Und Spinner sind wir doch irgendwie alle auf die eine oder andere Weise. Das sollten wir bedenken, ehe wir andere vorschnell als solche abqualifizieren.

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https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/karl-lagerfeld-spinne-nach-modeschoepfer-benannt-a-1275418.html

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