Die Kunst der Faulheit oder die Blumen des Bösen

in deutsch •  4 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Den Kalauer „Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müßte es ja „Wunst“ heißen.“ kennen wohl alle.
Schon im vergangenen Jahrhundert traten immer mehr „Künstler“ an, um das genaue Gegenteil zu beweisen mit monochromen Farbflächen, die wirklich jedes Kleinkind schon herstellen kann, und anspruchslos gestalteten Objekten.

In Deutschland wirbt die Porzellanmanufaktur Meissen neuerdings für weiße Vasen von klobiger Form und ohne Dekor mit dem Hinweis, bunte Blumen kämen darin am besten zur Geltung. Im Klartext bedeutet dies: Die Natur hat ja bereits gemalt. Warum sollten wir es noch tun. Besser können wir es auch nicht.
In den Preisen spiegelt sich die Leistungsverdrossenheit übrigens nicht wider.
Das beinhaltet den endgültigen Offenbarungseid und den besiegelten Niedergang einer großen Tradition deutschen Kunsthandwerkes. Hochbegabte Maler wurden aus falsch verstandener Kosteneinsparung durch eine inkompetente Unternehmensführung entlassen. Neue Talente reifen unter diesen Umständen nicht heran, da sie von vorneherein abgeschreckt werden. Nur für die Schwerter am Boden zahlt niemand horrende Preise. Weiße Vasen gibt es zuhauf allerorten billiger, wenn die Blumen schon selbst malen müssen.

In Wien wurde wegen sanitär-baulicher Unzulänglichkeiten ein altes Kunsthandwerk, das goldene Elemente auf Silber zu applizieren wußte, vom Amtsschimmel gefressen. Vor Jahren konnte man noch beim Letzten dieser Zunft die alten Musterbücher mit Handskizzen bestaunen. Nun ist auch er verschwunden.

Im Auktionshaus Christie’s in London erfolgte ein Zuschlag in Höhe von 69 Millionen US-Dollar - nein, nicht für einen Rembrandt - für nichts. Verkauft wurde auf diese Weise eine Datei mit einem kunterbunten Mosaik. Virtuelle „Kunst“ für experimentelle Anleger. Man kann die Darstellung zwar ausdrucken und an die Wand hängen. Ein Unikat wird so aus dem beliebig reproduzierbaren Ding aber nicht. Beamt man es an die Hauswand, ruft dies wahrscheinlich wahlweise das Bauamt oder das Ordnungsamt auf den Plan.
Der Wert einer Sache bemißt sich nach der maximalen Bereitschaft von jemandem, einen Preis dafür zu zahlen. Erforderlich ist dabei nicht, daß dieser Preis sich irgendwie an Substanz, Seltenheit oder Qualität orientiert. Früher stellte sich dies zwar automatisch so ein, inzwischen aber wohl nicht mehr. Der Markt wird von Banausen und Verrückten bestimmt. Es bleibt zu hoffen, daß er durch die Dummheit seiner Akteure von selbst austrocknet.

Die Zerstörung der Innenstädte und des Einzelhandels trägt natürlich dazu bei, auch diesen früher bereichernden Bereich des Lebens ins Virtuelle und Banale zu verbannen. So geht ein weiteres Stück Lebensqualität verloren. Vom Vermächtnis an folgende Generationen soll erst überhaupt nicht die Rede sein.
Von der Illusion, daß sich das noch einmal revidieren ließe, sollte man sich verabschieden. Wenn die Mentalität des leichten Geldes ohne Leistung sich erst einmal eingenistet hat, wirkt sie toxisch. Schon jetzt stellt man fest, daß nicht mehr alle Händler in den Startlöchern mit den Hufen scharren. So mancher hat sich im Corona-Modus bequem und lethargisch eingerichtet. Bei Anruf hört man erst einmal ausgiebige Hinweise zu Corona; ein Rückruf erfolgt, wenn überhaupt, nur mit großer zeitlicher Verzögerung. Manch andere, die noch mit Begeisterung ihre Tätigkeit ausgeübt hätten, gibt es schon nicht mehr, denn sie wurden zur Aufgabe gezwungen.

Die Verflachung und Verarmung des Lebens greift immer weiter um sich. Noch nie war es grauer und öder, obwohl das Narrativ der Buntheit noch nie so penetrant zirkulierte. Vor Jahren noch war die Wirklichkeit bunt und vielfältig - nicht nur virtuell und fiktiv.

https://www.dw.com/de/christies-69-millionen-us-dollar-f%C3%BCr-digitale-beeple-collage/a-56834456

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