Eine Frage der Perspektive: Siggi an den Fleischtöpfen

in deutsch •  4 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Es ist nicht der ungeschickteste Schachzug, seinen vehementesten Kritiker zu kooptieren und ihn damit zum Teil des eigenen Systems zu machen. Entscheidend ist, was daraus folgt.

War die Kritik der einen Seite fundiert, sachlich sowie berechtigt und trifft auf eine nicht gerade vollkommen beratungsresistente Gegenseite, kann sich daraus eine echte Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten ergeben.
Der frühere Kritiker erhält Einblicke hinter die Kulissen in die Lage des zuvor nur „vom grünen Tisch“ aus Kritisierten und wird gezwungen, seinen Standpunkt an den Zwängen der Realität zu messen und festzustellen, daß ob er dennoch Bestand hat oder relativiert werden muß.
Der vormals Angeklagte gewinnt einen konstruktiven Berater, der ggf. neue Perspektiven eröffnet und verkannte Möglichkeiten aufzeigt.
Der Erfolg dieses Modelles strahlt über die unmittelbar daran Beteiligten hinaus aus und führt zu Verbesserungen in der Sache.

Die Integration des Kritikers kann jedoch auch ein Schweigegeld bedeuten, mit dem der frühere Gegner mundtot gemacht wird. Der frühere Kritiker läßt sich seinen Standpunkt abkaufen und eröffnet sich dadurch eine neue Einnahmequelle. Der früher Kritisierte hat endlich seine Ruhe. Alle anderen haben das Nachsehen.

Sigmar Gabriel (SPD) hatte sich während seiner aktiven Zeit als Politiker als dezidierter Kritiker der in der Fleischindustrie herrschenden Zustände profiliert. In seinem durch die Wahrnehmung zahlreicher entgeltlicher Mandate ausgefüllten Unruhestand heuerte er just in der Fleischindustrie an - und dort auch noch bei einem von deren schwärzesten Schafen: Clemens Tönnies.
Daß Sigmar Gabriel dort maßgeblichen Einfluß im Hinblick auf positive Veränderungen genommen hätte, kann man in Anbetracht der aktuellen Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Covid-19-Ausbruch in den Tönnies Werken ausschließen.
Als mögliche Gründe dafür kommen in Betracht:

  • Sigmar Gabriels persönliche Unfähigkeit.
    Die Wahrscheinlichkeit dafür erscheint als nicht gering einzustufen zu sein.
    Es stellt sich hier ganz generell die Frage, warum hochbezahlte Politkerlinge sich nach ihrer aktiven Zeit in der Wirtschaft verdingen müssen. Pure Not kann man dafür ausschließen, daß sie dort wirklich kompetenten Kräften Arbeitsplätze wegnehmen und sie mit zumindest sehr erheblich geringerer Kompetenz besetzen.
    Aus Sicht der Wirtschaft, die doch stets auf Profitmaximierung ausgerichtet ist, erscheint es unerklärlich, daß sie sich hier bei der Stellenbesetzung mit weniger als den Besten der Besten zufrieden gibt bei Honorarzahlungen, die ihr den Zugriff auf die fachliche Leistungselite ganz mühelos eröffneten.
    Diese Konstellation legt nahe, daß kein echtes Beratungsverhältnis angestrebt ist, sondern eine pekuniäre Sedierung, ggf. in Kombination mit Lobbyismus und Bestechung. Gegen derartige Auswüchse hilft nur ein wirtschaftliches Betätigungsverbot nach dem Ende eines politischen Mandates außerhalb der Tätigkeit, die vor seiner Wahrnehmung ausgeübt worden war.
    Zur Erinnerung: Herr Gabriel ist Lehrer!
  • Clemens Tönnies Beratungsresistenz.
    Diese aber hätte Sigmar Gabriels Rückzug zur Folge haben müssen. Dieser erfolgte zwar, aber aus gesundheitlichen Gründen, wie Gabriel selbst erklärt.
  • Sachzwänge.
    Wenn Dinge unabänderlich sind, darf daraus kein Vorwurf an die Beteiligten ergehen. Davon darf man aber nicht leichtfertig ausgehen.
    Tatsache ist, daß eine absurde EU-Politik Mißstände geradezu begünstigen. Zur Ausbeutung gehören immer zwei Beteiligte: der, der ausbeutet und der, der sich ausbeuten läßt. Von der viel beschworenen Freizügigkeit für Arbeitnehmer in der EU zeigt sich hier die Kehrseite, die alle kennen, die aber niemand sehen will. Die „Ausgebeuteten“ kommen höchst freiwillig nach Deutschland und akzeptieren die Arbeitsbedingungen, da für sie hier auch im Niedriglohnsektor die Tätigkeit noch weitaus lukrativer ist als zu Hause.
    Kennt Sigmar Gabriel diese Zusammenhänge nicht, wären wir wieder bei seiner Inkompetenz angelangt. Kennt er sie, ist er ein Heuchler und Mittäter.

https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/vom-kritiker-der-fleischindustrie-zum-berater-ex-wirtschaftsminister-sigmar-gabriel-arbeitete-f%C3%BCr-fleisch-unternehmer-t%C3%B6nnies/ar-BB16fa9l?ocid=msedgdhp#image=1
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/10-000-euro-im-monat-t%C3%B6nnies-bezahlte-sigmar-gabriel-als-berater/ar-BB16feOo?ocid=msedgdhphttps://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/der-aufstieg-und-fall-des-clemens-t%C3%B6nnies/ar-BB16azy9?ocid=msedgdhp

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