Gedenktage

in deutsch •  5 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Fast jeder Tag des Jahres ist dem Andenken an ein Ereignis, ein Lebewesen oder eine Sache gewidmet. Manche Gedenktage werden international, manche national und einige auch nur regional begangen. Manche Kalendertage sind gleich mit mehreren Gedenkanlässen belegt.

Dem Gegenstand des Gedenkens bringen diese Gedenktage in der Regel nichts. Der Tag der Berge beispielsweise hat noch keinen solchen versetzt oder ihm einen Vorteil verschafft.
Sinnlos sind Gedenktage dennoch nicht. Erinnern sie an ein erfreuliches Ereignis, lebt die seinerzeitige Freude wieder auf und schafft ein Gemeinschaftserlebnis für die Feiernden, das ihren Zusammenhalt bekräftigt. Erinnern sie an ein unerfreuliches Ereignis, gemahnen sie zu Bemühungen, Lehren daraus zu ziehen, um eine Wiederholung zu verhindern. Erinnern sie an ein Lebewesen oder eine Sache, liefern sie einen Anstoß zu Problembewußtsein oder zu einer Geste der Anerkennung.

Problematisch erscheint die Häufung von Gedenktagen, die die Wirkung des einzelnen relativiert. Man kann sich nicht täglich intensiv mit einer neuen Thematik auseinandersetzen. Wichtig ist daher die mediale Begleitung, die einen Gedenktag zum Anlaß nimmt, ihn thematisch aufzubereiten und damit Interessierten einen Einstieg ermöglicht mit der Option, sich selektiv der eigenen Neigung entsprechend intensiver damit zu beschäftigen. Ein Katzenfreund wird den Tag der Katze mit gänzlich anderem Interesse begehen als ein Hundehalter. Nur wenn das Engagement über den Gedenktag hinausreicht, verspricht es Erfolge von einiger Nachhaltigkeit. Ansonsten verpufft das Ganze wirkungslos.

Der Historiker Frank Bösch beklagt die Verengung des Fokus auf vorgegebene Gedenkanlässe und befürwortet die Einführung neuer Gedenktage in Anlehnung an aktuelle Themen unter Erweiterung der Perspektive und Aufgabe einer festgeschriebenen zeitlichen Wiederkehr.
Dabei mäandert er ziemlich unschlüssig zwischen der Empfehlung von Gedenktagen als solchen und ihrer faktischen Abschaffung durch Dauerthematisierung eines bestimmten Gegenstandes.
Sinn und Zweck von Gedenktagen ist gerade die Fokussierung auf ein Thema, um ihm gezielt Aufmerksamkeit zu verschaffen. Erweitert man das Thema zu stark, überfrachtet man es. Erhebt man es zum Dauerbrenner, bedarf es keines Gedenktages mehr, weil die Aufmerksamkeit auf diese Weise perpetuiert wird. Die weitere Proliferation von Gedenkanlässen schließlich endet in Beliebigkeit, weil auch die Medien nicht zahllose Themen simultan begleiten können, und Desinteresse die Folge wäre.

Gedenktage können und sollen Denk~ und Handlungsanstöße über den Tag hinaus geben, indem sie ein Thema für einen Tag in den Mittelpunkt stellen und es danach den Interessierten zur weiteren Verfolgung überantworten. Themen von dauernder Aktualität genießen bereits die Aufmerksamkeit und bedürfen keines Gedenktages mehr.
Wenn das Besondere alltäglich wird, verliert es seine Wirkung. Gebraucht werden weniger neue Jahrestage, als das Bewußtsein, daß das jeweilige Thema nicht mit dem Gedenktag endet.

Heute, am 06.November, wird weltweit der internationale Tag für die Verhütung der Ausbeutung der Umwelt in Kriegen und bewaffneten Konflikten begangen. Dieses eminent wichtige Thema hat wahrlich einen Tag verdient und das dauerhafte Bewußtsein der damit verbundenen Problematik.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/erinnerungskultur-wir-brauchen-neue-jahrestage/ar-AAJOeS2?ocid=spartandhp
http://www.kleiner-kalender.de/event/die-verhuetung-der-ausbeutung-der-umwelt-in-kriegen-und-bewaffneten-konflikten/93840.html
https://busy.org/@isabellaklais/artenschutz-als-geisel-von-gier
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