Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Vor einem Jahr hielt die Welt, gebannt vor Entsetzen, den Atem an. Die Kathedrale Notre Dame in Paris stand lichterloh in Flammen. Erstarrte Blicke konnten nicht fassen, was sich ihnen darbot. Ein Monument mit Ewigkeitscharakter, das in den Erinnerungen immer vorhanden und dessen Verschwinden fern jeglicher Vorstellungskraft war, drohte ein Raub des Feuers zu werden. Bangen, Verzweiflung und Trauer führten viele zusammen und vereinten sie über Nationen und Konfessionen hinweg.
Ein Jahr danach brach wieder ein Heimsuchung über die Menschheit herein: der Corona-Virus.
Beide Desaster verbindet die Unklarheit über ihre Urheberschaft. Dabei handelt es sich um keine zu vernachlässigende Größe. Sühne und Rache gehören natürlich zur Verarbeitung von Verlusten. Bleibt die Ursache im Dunkeln, kann das Kapitel keinen Abschluß finden.
Ein Jahr nach dem Brand ist der Anblick der Ruine von Notre Dame noch immer nur schwierig zu ertragen. Verletzt und geschunden steht der einst von einem Mysterium umgebene monumentale Prachtbau da und klagt stumm an. Noch immer ist die Einsturzgefahr nicht gebannt. Die Umsetzung ambitiöser Pläne für den raschen Wiederaufbau, die Mut und Zuversicht zurückbringen sollten, hat noch nicht einmal begonnen. Corona hat auch dieses Vorhaben auf Eis gelegt.
In diesem Frühjahr wissen wir nicht, was aus Notre Dame und was aus uns selbst werden wird. Findet Notre Dame noch einmal zu seiner alten eindrucksvollen, geheimnisvollen und leicht düsteren Schönheit zurück? Finden wir wieder in unser „altes“ Leben zurück?
Das nächste Frühjahr wird vielleicht mehr Klarheit verschaffen und hoffentlich mit keinem neuen Unglück aufwarten.
