Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Nur wenige Wirtschaftszweige verzeichnen derzeit einen Aufschwung. Einer davon ist der Tierhandel.
Die Corona-Lage läßt die Nachfrage nach tierischen Hausgenossen drastisch ansteigen.
Was eigentlich eine erfreuliche Entwicklung wäre, stimmt dennoch nachdenklich. Es steht zu vermuten, daß sich viele Tierinteressenten von falschen Motiven leiten lassen. Zu offensichtlich erscheint der Zusammenhang zwischen dem plötzlichen Wunsch nach tierischer Gesellschaft und häuslicher Langeweile sowie dem Bestreben, die nächtlichen Ausgangssperren zu überwinden.
Corona hat den Alltag vieler dramatisch verändert. Es wird überwiegend zu Hause gearbeitet anstatt in Büros und Geschäften. Diverse Zerstreuungen außer Haus fallen weg. Soziale Kontakte sind eingeschränkt.
Unter diesen Umständen kommen auch im Umgang mit Tieren bisher unerfahrene Menschen auf die Idee, die Lösung in der Anschaffung eines Tieres zu suchen.
Natürlich hat jeder begeisterte und passionierte Tierhalter einmal mit seinem ersten Tier begonnen. Für die verantwortungsbewußten unter ihnen stand jedoch von Anfang an das Tier und die Frage im Mittelpunkt, was und wie man ihm Gutes angedeihen lassen könnte. Dazu informierte man sich ausgiebig über die Eigenheiten und Bedürfnisse des künftigen Mitbewohners.
Bezüglich der neuen Tierfans besteht die begründete Befürchtung, daß sie es umgekehrt halten. Sie erwarten von den Tieren Unterhaltung, Zerstreuung und Ablenkung vom eintöniger gewordenen Alltag, zumal die Situation des Zurückgeworfenseins auf die Gesellschaft nur mit sich selbst viele überfordert. Auch die Gabe zu sinnvoller Beschäftigung findet immer seltener Verbreitung. Erfüllt das Tier dann die an es gerichteten Erwartungen nicht sofort oder wagt es gar, Ansprüche zu stellen, dürfte bei vielen die Begeisterung schnell verfliegen. Das Tier aber bleibt. Was dann? Die Tierheime wissen ein Lied davon zu singen. Wenn die derzeitigen Beschränkungen erst einmal wieder entfallen, wird sich bei vielen der verstärkte Wunsch einstellen, bisher Versäumtes nachzugholen - außer Haus, versteht sich. Nicht jede Haustierart aber eignet sich zur Begleitung oder empfindet Spaß dabei, in Kneipenunter dem Tisch zu liegen. Der erforderliche Zeitaufwand für das Tier bleibt bestehen, auch wenn der Alltag sich wieder normalisiert.
Von spontanen Entscheidungen ist unbedingt abzuraten. Sicher hat schon so manches im Leben mit Schlüsselerlebnissen begonnen. Auch die Corona-Lage kann solch eines sein. Besteht nach reiflicher Überlegung, der Einholung eingehender Informationen und der Entwicklung einer gemeinsamen Lebensplanung für die Nach-Corona-Zeit noch immer der Wunsch, einen Hausgenossen auf Pfoten, mit Flügeln oder mit Schuppen bei sich aufzunehmen, steht dem nichts mehr im Wege. Dann sollte eine glückliche gemeinsame Zeit garantiert sein.
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