Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Nach der Identifikation der Todesopfer des Absturzes der Embraer Legacy von Jewgeni Prigoschin in der Nähe von Twer am Abend des 23. August 2023 konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Ursache und die Verursacher der Katastrophe.
Daß der Unfall auf einen Piloten~ oder Materialfehler zurückzuführen ist, kann zwar noch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, erscheint aber doch mehr als unwahrscheinlich. Die Embraer Legacy aus brasilianischer Produktion verfügt über ein sehr überzeugendes, einwandfreies Sicherheitsprofil. Zum anderen hatten zu viele Häscher Interesse an einer Ausschaltung des charismatischen Chefs der Wagner-Gruppe.
Zu letzteren zählen Frankreich, die USA, Kiew und die Polacken. Frankreich kämpft verzweifelt um den Erhalt seiner kolonialen Position in Afrika. Den US-Staatsterroristen, die lange Zeit ein Monopol auf Söldnerarmeen zu haben glaubten (Blackwater!), hinter denen sie sich verschanzen konnten, war Wagner ein Dorn im Auge. Das Kiewer Terrorregime besteht aus militärisch verkleideten Versagern auf dem Schlachtfeld und ergeht sich daher in hinterhältigen Terroranschlägen. Die so feigen wie kriminellen Warschauer Maulhelden schlottern erbärmlich vor den Wagner-Kämpfern.
Nicht völlig auszuschließen sind auch auf eigene Faust tätig gewordene Rächer aus der russischen Militärführung. Ob in Kriegszeiten bei dieser Version die Fakten offengelegt und damit innere Differenzen offenbart werden, ist fraglich. Hier werden sich dann in nächster Zeit zu beobachtende personelle Veränderungen als aufschlußreiche Indizien erweisen.
Rätselhaft bleibt das Verhalten der zweiten auf Jewgeni Prigoschin zugelassenen Embraer Legacy an dem verhängnisvollen Abend. Beide Maschinen befanden sich auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg, als das zweite Flugzeug nach der Havarie des ersten seine Flugroute verließ und nach Moskau zurückkehrte, wo es zunächst über der Stadt etwas orientierungslos kreiste und dann landete. Warum brach die zweite Maschine ihren Flug ab und änderte ihre Destination? Flogen beide auf Sicht zueinander, oder wie erfuhr die Besatzung des zweiten Flugzeuges vom Absturz des ersten? Die Unglücksmaschine befand sich noch eine Weile in der Luft, nachdem sie - wovon auch immer - getroffen worden war. Konnte aus ihr noch mit dem nachfolgenden Flug Kontakt aufgenommen werden und ggf. mit welchem Inhalt? Mit dem Boden soll die havarierte Maschine keinen Kontakt mehr gehabt haben. Wer befand sich auf dem zweiten Flug?
Unerklärlich bleibt auch, warum Jewgeni Prigoschin und sein Partner in der Wagner-Führung, Dimitri Utkin, sich nicht auf die beiden Maschinen aufgeteilt hatten, was aus Sicherheitserwägungen doch unbedingt auf der Hand gelegen hätte. Beide dürften sich völlig im Klaren befunden haben, was ihre Gefährdung betraf. Dies allein schließt eigentlich schon aus, daß die Unglücksmaschine keiner eingehenden Kontrolle vor Abflug durch das Wagner-Personal unterzogen worden war.
Es bleibt weiterhin spannend.
Anlage 1
RT-DE
vom 25. August 2023
"Schwerer Schlag für Russland" – Wer hatte Interesse an der Ermordung Prigoschins?
Der Geschäftsmann und Chef der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin und seine Vertraute kamen bei dem Absturz seines privaten Flugzeugs ums Leben. Der Westen sieht klar Wladimir Putin hinter dem Anschlag. Doch die einfache Frage "Wem nutzt Prigoschins Liquidierung auf diese Art und Weise?" lenkt den Verdacht in eine ganz andere Richtung.
von Wladislaw Sankin
Die Nachricht über den Tod des russischen Geschäftsmanns und Chefs des Militärunternehmens "Wagner" Jewgeni Prigoschin und seines wichtigsten Kommandeurs Dmitri "Wagner" Utkin bei einem Flugzeugabsturz auf einer innerrussischen Flugroute traf die globale Medienlandschaft am Donnerstagabend schockartig. Ganz unerwartet kam sie jedoch nicht, denn Prigoschin lebte gefährlich, war ständig in den gefährlichsten Gegenden der Welt unterwegs und schaute oft dem Tod ins Auge.
Vor allem die Tatsache, dass Prigoschin sich während der Artjomowsk-Kampagne mit der russischen Militärführung medienwirksam anlegte und im Juni sogar einen bewaffneten Marsch seiner Kämpfer nach Moskau befehligte, machte ihn für den Westen und die Ukraine zu einem interessanten Akteur. So wurde die Erzählung über "die Rache Putins" für den angeblichen Verrat Prigoschins geboren, die nun vor unseren Augen in die Köpfe der Medienkonsumenten im Westen eingehämmert wird.
Aber auch in Russland gibt es genug Menschen, selbst im Pro-Putin-Lager, die die Rache- oder Abschreckungsoption bei einem mutmaßlichen Mordmotiv plausibel finden. Die Berichterstatter und Analysten müssen deshalb, wenn sie sachlich bleiben wollen, Ruhe bewahren und auf neue Informationen warten, die es erlauben, die Ursache des Absturzes genauer zu erklären. Bis dahin sind die Spekulationen nur ein sinnloser Hype und schizophrene Hysterie.
Als mögliche Ursachen für den Absturz kommen aktuell ein Abschuss, die Zerstörung des Flugzeugs durch einen an Bord versteckten Sprengsatz oder technisches Versagen infrage.
Der russische Militärexperte Wladislaw Schurygin erinnert in der auf seinem Telegram-Kanal geäußerten Analyse an den Absturz des Hubschraubers mit dem damals in Russlands sehr populären General Alexander Lebed an Bord im Jahre 2002. Lebed und sieben Menschen starben, zwölf überlebten. Da Lebed eine politische Karriere als erfolgreicher General und Regierungskritiker gemacht hatte, wurden jahrelang in den Medien die Gerüchte über einen Auftragsmord an dem "Rivalen Putins" geschürt. In Wirklichkeit gab es aber keine Verschwörung, der Hubschrauber stürzte wegen des Zusammenstoßes mit einer Stromleitung bei nebeligem Wetter ab. Die Tragödie war also ein Unfalltod. "Natürlich können wir auch die Version des technischen Versagens nicht ausschließen", sagte Schurygin in diesem Zusammenhang über den Absturz von Prigoschins Maschine.
Dann geht er allen anderen Versionen nach. Da bislang auf keinem der zahlreichen Augenzeugenvideos Spuren einer Boden-Luft-Rakete zu sehen waren, hält er einen Abschuss des Flugzeugs für wenig wahrscheinlich. Eine Bombe an Bord sei dagegen viel wahrscheinlicher. Mehrere Zeugen berichteten von zwei Explosionen, die zu hören gewesen sein sollen. Nach bislang nicht offiziell bestätigten Informationen "aus dem Umkreis der Ermittler" könnte ein Sprengsatz im Radkasten die Maschine zum Absturz gebracht haben. Aufgrund einer Detonation in der Luft stürzte das Heckteil des Flugzeugs mehrere Kilometer vom Rumpf ab. Einige Luftfahrtexperten halten jedoch eine Detonation im Inneren des Flugzeugs für wahrscheinlicher.
Der Militärexperte, der den Gründer des Militärunternehmens seit 2014 persönlich kannte, betonte, dass Prigoschin jede Menge Feinde und im Laufe der Zeit viel Blut vergossen hatte. Dass er mit neun Unbeteiligten jedoch von den russischen Geheimdiensten derart beseitigt werden konnte, hält er für äußerst unwahrscheinlich: "Verdammt, am helllichten Tag, am russischen Himmel, in der Nähe von Moskau, und dann auch noch so, dass der Informationsraum in die Luft fliegt? Ich kann es nicht glauben! Prigoschin war gerade aus Afrika zurückgekehrt – niemand wurde daran gehindert, ihn dort 'auszuschalten'."
Der pensionierte Generalleutnant des Auslandsnachrichtendienstes Leonid Reschetnikow stellte im Gespräch mit Tsargrad fest, dass "kein Spezialdienst unseres Landes jemals eine Aktion durchführen würde, die irgendeine Beteiligung seiner Führung erkennen ließe".
Und was ist mit der Staatsführung? Hatte sie vielleicht doch Interesse an einer Beseitigung Prigoschins? Der Präsident habe Prigoschin sein Wort gegeben, dass ihm und seinen Kämpfern trotz menschlicher Opfer bei der regulären Armee während der kurzzeitigen Meuterei am 24. Juni keine Repressalien drohen, schreibt Schurygin dazu. Prigoschin habe ohnehin schon einen beträchtlichen Teil seines Besitzes und seines Ansehens verloren gehabt, und ihm nachzutreten würde weder für Putin noch für die russische Militärführung noch Sinn mehr. Außerdem berge so ein spektakulärer Anschlag in der Mitte Russlands viele unkalkulierbare Risiken, die die russische Führung auf keinen Fall eingehen würde.
Kalkulierbar ist dagegen der Nutzen, den ausländische Geheimdienste gerade aus einer derartig spektakulär ausgeführten Beseitigung Prigoschins schöpfen könnten. "Die CIA, der MI6, die französische DGSE und der ukrainische GUR könnten so etwas tun", sagt Schurygin. Er führt weiter aus: "Die öffentliche Ermordung einer der medienwirksamsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist ein schwerer Schlag für das russische kollektive Unterbewusstsein. Auch hier geht es um die Beseitigung eines gefährlichen Feindes, der auf die Umverteilung Afrikas aus ist. Die Ermordung Prigoschins ist eine Provokation der 'Zwietracht' in der russischen militärischen und politischen Führung und eine emotionale Explosion im militärischen Umfeld, wo Prigoschin und Wagner viele Anhänger und Bewunderer haben. Ein perfekter Treffer an der Schmerzgrenze der Gesellschaft!"
Ähnlich bewertet auch der Politikwissenschaftler und Medienexperte Semjon Uralow den Schaden für Russland. Er weist darauf hin, dass Prigoschin ein starker und unabhängiger medialer Akteur war, der die Probleme an der Front und in der Gesellschaft offen und frech anzusprechen wagte. Er stellte nicht nur eine äußerst kampffähige Privatarmee zusammen. Er leistete effektive Medienarbeit und war gewiefter Propagandist. "Solche Naturtalente können nicht gezielt gezüchtet werden, sie brauchen Jahre, um zu keimen. Dies ist ein großer Verlust für die Fronten im kognitiven Krieg. Russland hat nun keine Medienfigur mehr, die bedrohlich (nach außen) wirken könnte", schrieb Uralow auf seinem Telegram-Kanal.
Zudem wäre ein solcher Anschlag auch ein Zeichen der Schwäche der Staatsmacht. "Ein Terroranschlag solchen Ausmaßes, egal, wie er realisiert wird, wird von den Menschen als Schwächung der Kontrolle über die Eliten und der Kontrollierbarkeit der Eliten interpretiert", schreibt Tsargrad.
Für den geopolitischen Analytiker und Zukunftsforscher Sergej Pereslegin ist die Tragödie im Luftraum von Twer eine strategische Niederlage Russlands – ein Ereignis, das mit dem Scheitern der Mondlandung wenige Tage zuvor wie "bestellt" zusammenfällt. In einem Interview kam er in seinen Überlegungen zu dem Schluss, dass nur Frankreich einen eindeutigen geschäftlichen Nutzen an der Beseitigung Prigoschins hatte. Sie könnte Paris helfen, die antifranzösische Putschregierung in Niger gefügiger zu machen oder, die Schwäche Wagners nach dem Tod von dessen Führung nutzend, gar eine Intervention in das afrikanische Land zu wagen. In den letzten Wochen war Prigoschin wieder verstärkt im Afrika-Geschäft aktiv, was Putin in seinem Statement zu dem Absturz auch betonte.
In der russischen Expertenschaft gibt es kaum eine Stimme, die im mutmaßlichen Anschlag auf Wagners Führungsriege irgendeinen Nutzen für den Präsidenten und das Land erkennen könnte (moralisch Degenerierte aus der russischen Exil-Opposition, die auf YouTube in Champagner-Stimmung angesichts der Tragödie jubeln, einmal beiseitegelassen). In der breiten Bevölkerung löste die traurige Nachricht eine Welle der Anteilnahme aus. An vielen Orten im ganzen Land, die mit dem Militärunternehmen zu tun haben, etwa vor der Wagner-Zentrale in Sankt-Petersburg, werden derzeit zahlreiche Blumen und Kränze niedergelegt. Der Politiker, Geschäftsmann und gefragte Experte Oleg Tsarjow schrieb am Morgen nach der Tragödie auf seinem Telegram-Kanal: "Das ist ein schwerer Schlag für das Land. Vielleicht ist es ihm noch gar nicht bewusst. Prigoschin war Russlands Joker, der es dem Land ermöglichte, auf der Weltbühne außerhalb der Regeln zu spielen. Unsere Feinde jubeln heute. Wir sind in Trauer."
https://pressefreiheit.rtde.tech/russland/178808-schwerer-schlag-fuer-russland-wer/
Anlage 2
RT-DE
vom 25. August 2023
Lukaschenko: Putin kann nicht hinter Attentat auf Prigoschin stecken.
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Tod von Jewgeni Prigoschin hat der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko am Freitag seine Sicht auf das Ereignis dargestellt.
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat am Freitag während eines öffentlichen Auftritts an der Staatlichen Universität in Minsk Fragen zum Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin beantwortet. Dabei ging er auch auf die Versuche ein, Wladimir Putin die Verantwortung für den Absturz des Flugzeugs von Prigoschin in die Schuhe zu schieben.
Nach Ansicht Lukaschenkos hat das Staatsoberhaupt Russlands jedoch nichts damit zu tun:
"Ich kann nicht sagen, wer es getan hat. Ich werde selbst für meinen älteren Bruder nicht als Anwalt auftreten. Aber ich kenne Putin. Er ist ein berechnender, sehr ruhiger und sogar langsamer Mann, selbst wenn er Entscheidungen in anderen, weniger komplizierten Fragen trifft. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass Putin es getan hat, dass Putin die Schuld trägt. Das ist zu grob, zu unprofessionell, wenn man das schon anspricht."
Sicherheitsgarantien habe er Prigoschin nicht gegeben, auch umgekehrt habe der "Wagner"-Chef keine Garantien von ihm erbeten, stellte Lukaschenko klar:
"Um diese Frage direkt zu beantworten: Ich war nicht für die Sicherheit von Prigoschin verantwortlich. Das ist der erste Punkt. Zweitens war das Gespräch nie in diese Richtung gerichtet. Und drittens, denken Sie daran: Was die Sicherheit betrifft, so haben wir uns zweimal an ihn gewandt. Das erste Mal, als ich ihn anrief und die Verhandlungen im Gange waren, als sie auf Moskau marschierten. Ich sagte zu ihm: 'Schenja, ist dir klar, dass du Menschen töten wirst und selbst getötet wirst?' In der Hitze des Gefechts sagte dieser Mann (frisch von der Front): 'Zum Teufel damit, ich werde sterben!' Ich sagte zu ihm: 'Schenja, ich schicke dir einen Strick und ein Stück Seife.' – 'Nein, nein, nein. So will ich nicht sterben. Ich werde als Held sterben.' Das war das erste Gespräch. Beim zweiten Mal kam er mit Dima Utkin zu mir. Ich habe die beiden kategorisch gewarnt: 'Leute, seht selbst.'"
Lukaschenko ging damit auf einen bislang unbekannten Vorfall von Anfang des Jahres ein, als er Informationen über die Vorbereitung eines Attentats auf Prigoschin erhielt und Wladimir Putin die Warnung weitergab. Der weißrussische Präsident habe daraufhin den Wagner-Gründer gefragt, ob ihn die Informationen erreicht hätten. Prigoschin bestätigte, dass Putin diese Nachrichten an ihn weitergegeben habe.
Der Präsident Weißrusslands ging auch auf das weitere Schicksal der in seinem Land untergebrachten "Wagner"-Kämpfer ein. Sie verlassen Weißrussland nicht und werden weiterhin im Land "leben und arbeiten", sagte Lukaschenko. Spekulationen, wonach die Wagner-Gruppe dabei ist, Weißrussland zu verlassen, wies er zurück:
"Wagner lebte, Wagner lebt, und Wagner wird weiterhin in Weißrussland leben, egal wie sehr manche Leute das nicht wollen. Wir haben mit Prigoschin ein System ausgearbeitet, wie Wagner hier verortet werden soll. Und diese Bilder aus dem Weltraum, dass wir etwas abbauen … – warum bauen wir überzählige Zelte ab? So viele werden nicht gebraucht. Ein Kern bleibt hier, jemand ist in den Urlaub gefahren, jemand hat beschlossen, allgemein am Rande zu leben, aber die Telefone, Adressen, Passwörter, Erscheinungen in diesem Kern sind bekannt. In ein paar Tagen können (bei Bedarf) alle hier sein, bis zu 10.000 Menschen."
Derzeit bestehe daran jedoch kein Bedarf, ergänzte Lukaschenko, aber Wagner werde in Weißrussland bleiben, solange es nötig ist:
"Solange wir es brauchen und solange diese Einheit es braucht, werden sie mit uns leben und arbeiten."
https://pressefreiheit.rtde.tech/international/178891-lukaschenko-putin-kann-nicht-hinter/
Anlage 3
RT-DE
vom 26. August 2023
Der Flugzeugabsturz von Prigoschin: Über Verschwörungen und Konsequenzen
Die Community der alternativen Medien hat ein Video in den sozialen Netzwerken verbreitet, in dem Putin sagt, er könne alles verzeihen – außer Verrat. Die Mainstream-Medien erinnerten an Warnungen, dass das Leben von Prigoschin in Gefahr sein könnte. Beide Lager gehen davon aus, dass Putin für den Tod des Wagner-Chefs verantwortlich ist. Beides hält einer Überprüfung nicht stand.
Der Flugzeugabsturz von Prigoschin: Über Verschwörungen und Konsequenzen
© Collage Andrew Korybko
von Andrew Korybko
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und Elite-Kader seiner Gruppe, kamen am Mittwochabend bei einem Flugzeugabsturz vor Moskau unter Umständen ums Leben, die bisher nicht vollständig geklärt sind. Bevor die weitverbreitete Verschwörungstheorie beleuchtet wird, dass Präsident Putin dafür verantwortlich ist, und die möglichen Folgen dieses Vorfalls erörtert werden, ist es wichtig, die Beziehung des Verstorbenen zum russischen Staat zu klären.
Die langjährige Rivalität der Wagner-Gruppe mit dem russischen Verteidigungsministerium geriet Ende Juni endgültig außer Kontrolle und mündete in einen Putschversuch der Wagner-Gruppe. Präsident Putin gelang es jedoch, die Krise friedlich zu beenden und begnadigte de facto die Beteiligten. Einige der Kämpfer und Kader gingen anschließend nach Weißrussland, andere reisten nach Afrika. Dieses Ergebnis stand im Einklang mit den nationalen Interessen Russlands, wurde jedoch von einigen Mitgliedern aus der Community der alternativen Medien, als Beweis für einen "inszenierten Putsch unter falscher Flagge" gewertet. Unbestreitbar ist jedoch, dass die Wagner-Gruppe weiterhin als Instrument des russischen Staates fungiert.
Prigoschin hatte in den Tagen vor seinem Tod ein Video veröffentlicht, das ihn in der Sahelzone zeigte, in dem er erklärte, er mache "Russland auf allen Kontinenten noch größer und Afrika noch freier." Der Kontext zu Afrika besteht darin, dass es in den vergangenen Jahren in dieser Region zu antifranzösischen Aufständen kam, in Form von patriotischen Militärputschen, zuletzt in Niger, das nun durch eine von Frankreich unterstützte Invasion durch die Staaten der ECOWAS unter nigerianischer Führung bedroht ist.
Die wachsende Rolle der Wagner-Gruppe, bei der Unterstützung der Staaten in der Sahelzone, bei der Wahrung ihrer nationalen Souveränität, wird von einigen Beobachtern als Grund für die angebliche Ermordung des Wagner-Chefs durch Akteure aus dem Westen gewertet. Zwar liegen noch keine Beweise vor, die diese Theorie stützen würden, doch das Treffen zwischen Präsident Putin mit Kadern der Wagner-Gruppe Ende Juni, erklärt, warum die Afrika-Operationen dieser Gruppe auch ohne Prigoschin an der Spitze weitergehen werden.
Nachdem die wichtigsten Ereignisse im Vorfeld des Flugzeugabsturzes zusammengefasst wurden, ist es nun an der Zeit, die Aufmerksamkeit auf die Verschwörungstheorie aus der Community der alternativen Medien und auf jene ihrer Gegenspieler in den Mainstream-Medien zu lenken. Im ersten Fall wurde ein Video in den sozialen Medien verbreitet, in dem der russische Präsident sagt, er könne alles verzeihen – außer Verrat. Im Fall der Mainstream-Medien wurde an frühere Warnungen von US-Offiziellen erinnert, dass das Leben von Prigoschin in Gefahr sei.
Beide Lager kommen zum Schluss, dass der russische Präsident für den Vorfall vom vergangenen Mittwoch verantwortlich ist. Wobei die alternativen Medien andeuteten, dass dies aus persönlichen Gründe geschah, während die Mainstream-Medien ihre Zielgruppe glauben machen möchte, dass es sich hierbei um einen weiteren "politischen Mord", in einer langen Reihe von vielen "politischen Morden" gehandelt hat. In beiden Fällen muss akzeptiert werden, dass Präsident Putin gelogen haben soll, als er im nationalen Fernsehen verlautbarte, er werde sein Versprechen halten. Die Beteiligten an den Ereignissen von Ende Juni, können über ihre eigene Zukunft entscheiden, ohne dass sie Angst vor staatlicher Repression haben müssen.
Darüber hinaus glauben die Anhänger beider Verschwörungstheorien, dass Putin anschließend den Tod von Prigoschin auf eine der dramatischsten Arten angeordnet hat, die man sich ausdenken kann, wobei Putin gleichzeitig unverantwortlich das Risiko einging, unschuldige Zivilisten am Boden zu gefährden, zusätzlich zu den zivilen Piloten und der zivilen Stewardess in der Unglücksmaschine.
Es gibt zwingende Gründe, an dieser Interpretation der Ereignisse stark zu zweifeln. Zunächst einmal sind sowohl der Ausgang des Geschehens als auch die damit verbundene Optik nachteilig für die nationalen Interessen Russlands. Es ist absurd sich vorzustellen, dass Präsident Putin geplant hat, die Interessen seines eigenes Land auf diese Weise zu untergraben.
Die Eliminierung von Prigoschin und Mitgliedern des Kaders dieser Gruppe, wäre ein eklatanter Verstoß gegen das Versprechen, das er ihnen öffentlich im nationalen Fernsehen gegeben hat. Und dies könnte die Basis von Wagner, zusammen mit ihren Unterstützern in den Streitkräften und in der Zivilgesellschaft, dazu veranlassen, als Reaktion darauf über antistaatliche Aktionen nachzudenken. Diejenigen, die sich von dieser Verschwörungstheorie beeinflussen lassen, könnten sich selbst einreden, dass sie die Nächsten sein könnten, weshalb sie dann unter Umständen aus Notwehr zuerst handeln und so eine sich selbst erfüllende Prophezeiung in Gang setzen.
Es liegt hingegen im Interesse des Westens, diese falsche Wahrnehmung zu einer Waffe zu machen, um hochqualifizierte Mitglieder der Streitkräfte und ihre Sympathisanten dahin gehend zu manipulieren, dass sie als "nützliche Idioten" agieren und Russland entweder durch einen weiteren Versuch eines Putschs oder einer Meuterei, durch Terrorismus und/oder einer Farbrevolution zu destabilisieren. Auch wenn diese Szenarien nicht eintreten werden, ist die Optik immer noch sehr schädlich für den Ruf Russlands auf der Führungs- und Staatsebene.
Die Mainstream-Medien im Westen können die Spekulation, dass Präsident Putin das Todesurteil gegen Prigoschin unterzeichnet hat, maximal verstärken, um Zweifel an seiner Aufrichtigkeit zu säen, nachdem er Anfang des Sommers signalisiert hatte, dass er immer noch an einer politischen Lösung des Ukrainekonflikts interessiert sei. Dies kann auch geschehen, um die internationale Gemeinschaft über die politische Stabilität Russlands in die Irre zu führen, indem man sie fälschlicherweise glauben lässt, dass hinter den Kulissen ein blutiger Machtkampf zwischen konkurrierenden Militär- und Geheimdienstfraktionen stattfindet.
In diesem Sinne ist jetzt der Moment gekommen, um auf die Folgen des Flugzeugabsturzes und den Tod von Prigoschin einzugehen. Beginnen wir zunächst mit dem, was wahrscheinlich nicht passieren wird, bevor wir ein paar Worte darüber verlieren, was wahrscheinlich bald folgen könnte.
Wie bereits erwähnt, werden Wagners Operationen in Afrika mit großer Wahrscheinlichkeit nicht beeinträchtigt, weil es immer schon unrealistisch war, sich vorzustellen, dass Prigoschin und einige seiner Kader, Dutzende taktischer Teams in verschiedenen Ländern und in Echtzeit auf Mikroebene managten. Die Moral der Truppe könnte vorübergehend einen Dämpfer erleiden, aber sie wird sich irgendwann wieder erholen.
Es ist nicht zu erwarten, dass der in den vorangegangenen Absätzen beschriebene hybride Kriegsplan des Westens in die Tat umgesetzt wird. Aber selbst wenn es zu einer gewissen Bewegung in diese Richtung kommt, wäre die Bedrohung für die Sicherheit und Stabilität Russlands beherrschbar, sodass sich niemand auf eine "Balkanisierung Russlands", einen Bürgerkrieg oder ein Regimewechsel vorbereiten sollte. Allerdings wird die laufende Untersuchung sicherlich auch klären, ob der Vorfall vom vergangenen Mittwoch auf ein Verbrechen zurückzuführen ist, einschließlich des Szenarios einer Beteiligung Kiews, möglicherweise aber auch einer Schurkengruppe innerhalb des russischen Militär- und Geheimdienstapparats.
Es ist verfrüht, voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen – auch um zu vermeiden, damit als "nützliche Idioten" des Westens zu agieren, indem man entweder die Tötungen Kiew zuschreibt, für die es dann am Ende gar nicht verantwortlich ist, oder indem man Misstrauen gegenüber der Stabilität Russlands sät. Wenn, wie manche spekulieren, eine Bombe an Bord gewesen wäre, würde das hingegen eine eklatante Sicherheitslücke offenbaren. Aber selbst wenn eine abtrünnige Fraktion aus dem Militär oder Geheimdienst an den Ereignissen beteiligt gewesen wäre, besteht immer noch keine Chance, dass sie damit Russland destabilisieren.
Alles in allem ist bis jetzt unklar, was die Ursache für den Flugzeugabsturz war, aber Präsident Putin war mit Sicherheit nicht daran beteiligt. Sollte eine kriminelle Fremdeinwirkung die Ursache sein, werden die russischen Sicherheitsdienste der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen, auch wenn der Staat entscheiden könnte, dass seinen Interessen am besten gedient ist, wenn er dies nicht öffentlich anerkennt. Auf jeden Fall wird dieser Vorfall Russland weder destabilisieren noch seine Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent oder in der Sonderoperation in der Ukraine behindern.
https://rtde.site/russland/178867-flugzeugabsturz-von-prigoschin-ueber-verschwoerungen/
Anlage 4
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/noble-worte-zur-richtigen-zeit
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/fest-steht-es-ist-eine-katastrophe-eine-tragoedie
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/versoehnung-der-patrioten
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/prigoschin-russland-putin-wagner-100.html