„Shit happens!“

in deutsch •  3 years ago  (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Von dem nun verstorbenen ehemaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist die nonchalante Aussage „Shit happens!“ als Kommentar zu Kollateralschäden während des illegalen Irak-Einsatzes der US-Streitkräfte überliefert. Paraphrasiert als „Wo gehobelt wird, fallen Späne.“, steht dies für die generelle Haltung eines Politikers, der von Skrupeln nicht geplagt ist, sondern für den der Zweck die Mittel heiligt.

Interessant ist die völlig konträre Einschätzung von Donald Rumsfeld durch Vater und Sohn Bush, was auch ein Licht auf die beiden Präsidenten und den in kürzester Zeit vorangeschrittenen Werteverfall wirft.

Es steht zu befürchten, daß - entgegen dem von unserem Freund Notan Dickerle gewählten Titel seines Nachrufes - schon wieder eine ganze Reihe Bellizisten nachgewachsen sind und dafür sorgen, daß diese Spezies mit Donald Rumsfeld nicht ausstirbt.

Einer der letzten Bellizisten - zum Tod des ehemaligen amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld

von Notan Dickerle, Anwärter auf den Leuchtturmpreis für mutigen Journalismus gegen “Bunt”

Es gibt in der Politik die seltenen Fälle, in denen ausgesprochene Kotzbrocken einen gewissen Unterhaltungswert besitzen, der sie fest in unserem Gedächtnis verankert und im Rückblick als weniger üble Finger erscheinen lässt als zunächst angenommen. Der am Dienstag im Alter von 88 Jahren verstorbene Donald Rumsfeld gehört zu dieser Kategorie. Unter Gerald Ford war er der jüngste, unter George Dabbljuh Bush der bisher älteste amtierende Verteidigungsminister, den die USA jemals hatten. Er war bekannt für seinen rauhen Ton und seinen galligen Humor, schrieb die Süddeutsche Alpenprawda anlässlich seines 80. Geburtstages unter dem Titel „Ich habe keine Ahnung worum es geht“. Natürlich ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat, das weniger für die Ahnungslosigkeit denn für den Zynismus des Zitierten steht. „Rummy“ war nämlich ein „Falke“, ein Kriegstreiber, sein Name steht wie kaum ein anderer für den (Zweiten) Irakkrieg, Guantanamo, Abu Ghuraib sowie die damit verbundenen Schweinereien, welche die Amerikaner trotz (oder wegen?) ihrer stets wie eine Monstranz präsentierten „westlichen Werte“ dort abgeliefert haben. In dem nur kurz in europäischen Kinos gelaufenen Film „Vice – Der zweite Mann“ (2018), der eigentlich Bushs charakterlosen Vize Dick Cheney im Visier hat, wird Rumsfeld als gerissener Strippenzieher präsentiert, der nicht nur Cheney in den politischen Orbit geschossen sondern auch den Krieg gegen Saddam Hussein maßgeblich lanciert hat: „Das Fehlen von Beweisen ist kein Beweis für das Fehlen von Massenvernichtungswaffen“ wird der Minister gerne zitiert oder – noch schlimmer und in O-Sprache: „We know where they are. They are in the area around Tikrit and Bagdad and east, west, south and north somewhat...“ In der irakischen Bevölkerung will Rumsfeld Hochachtung für die Präzision amerikanischer Bombardements erkannt haben, die europäischen Länder teilte er je nach ihrer Haltung zum Irakkrieg ein: Deutschland und Frankreich, die sich unter Gerhard Schröder und Jacques Chirac gegen das militärische Abenteuer ausgesprochen hatten, stempelte er als „das alte Europa“ ab – eine Charakterisierung, die bald zum geflügelten Wort werden sollte. Sieht man sich die vorbehaltlos proatlantischen Positionen heutiger deutscher Politiker (und Politikerinnen) an, drängt sich der Eindruck auf, „Rummys“ Worte hätten ihre Wirkung nicht verfehlt, niemand will mehr zum „alten Europa“ gehören....

Rumsfeld selbst hatte übrigens deutsche Vorfahren, sein Urgroßvater war bald nach der Reichsgründung aus Niedersachsen nach Amerika ausgewandert. Bis in die 70-er Jahre des letzten Jahrhunderts besuchte er regelmäßig seine Verwandten in Norddeutschland. Bei einem späteren Nostalgiebesuch in Bremen soll ihm von Passanten auf der Straße deutlich gemacht worden sein, nicht als Objekt der neuen deutschen „Willkommenskultur“ zu taugen. „Kein Rums in kein Feld“ war einer der Slogans, mit denen die Friedensbewegung 2003 gegen den Irakkrieg demonstrierte.

Nach der Niederlage der Republikaner bei den Wahlen zum Kongreß beendete Rumsfeld im November 2006 seine politische Karriere – er schrieb anschließend eine Autobiographie mit dem Titel „Known and Unknown. A Memoir“, die 2011 erschien. Der Titel ist eine Anspielung auf eine von Rumsfelds rhetorischen Kabinettstückchen, wonach es bekanntes Bekanntes und unbekanntes Unbekanntes gibt („There are known knowns“). „Alles, was ich sage und nicht hätte sagen sollen, habe ich nie gesagt“ lautete ein anderer „Grundsatz“ dieses Politikers. Auf den Irakkrieg bezog sich diese Sentenz allerdings nicht, von dessen Richtigkeit Rumsfeld überzeugt blieb. „Der Tod neigt dazu, eine deprimierende Sicht des Krieges zu vermitteln“ bedauerte er – nein, zum Pazifisten hatte er wirklich nicht das Zeug! Der Tod ist ja in der einen oder anderen Variante ohnehin unvermeidlich. Mit seiner irdischen Existenz war der amerikanische Politiker durchaus zufrieden: „Mein ganzes Leben ist ein Film. Wie wird es enden? Es endet. Das ist es.“ schrieb er.
Ciao Rummy, Du warst nicht eben ein Sympath, aber ein origineller Typ, den man nicht so leicht vergisst! Möge Kriegsgott Mars Dir einen Weg weisen, der nicht in die Kochtöpfe von Teufels Großmutter führt....

Rummy.png

_SHIT HAPPENS SMALLER.jpg

Authors get paid when people like you upvote their post.
If you enjoyed what you read here, create your account today and start earning FREE STEEM!
Sort Order:  

!invest_vote

Danke schön!

@meins0815 denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!
@meins0815 thinks you have earned a vote of @investinthefutur !

Danke schön! Many thanks!