Ute - die Gute

in deutsch •  3 years ago  (edited)

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Letzten Dienstag herrschte mit Sonnenschein und einer Temperatur von 8°C tagsüber herrliches Novemberwetter.
Meine Schulfreundin Ute, doppelt geimpft, hatte ein Treffen vorgeschlagen. Ich hatte daran erinnert, daß ich als Ungeimpfte nicht mit dem Zug zu ihr kommen können und auch in der Innengastronomie nicht willkommen sein würde. Sie hatte jedoch insistiert und erklärt, zu mir kommen und mit der Außengastronomie Vorlieb nehmen zu wollen.
Und so kam Ute in Begleitung eines ihrer Lebensgefährten namens Bruno, und wir verbrachten sehr schöne anderthalb Stunden auf der Terrasse eines Cafés.
Während meine Wurzeln sicher im Permafrost liegen, denn ich genieße die Kälte ausgesprochen, liebt Ute es eher mollig warm. So wurde es dann allmählich für sie ungemütlich. Neben dem Tisch begann auch Bruno alsbald erbarmungswürdig zu zittern. Daher beendeten wir dann unser Treffen, denn es sollte ja niemand Schaden nehmen.

Warum erzähle ich das?
Es ist dieser Tage viel die Rede von der Ausgrenzung der Ungeimpften. Ute hätte die Innenräume des Cafés aufsuchen können und dies sicher als angenehmer empfunden, verzichtete aber aus Solidarität mit mir darauf. Das kann man ihr nicht hoch genug anrechnen. Eine Geste echter Freundschaft!
Eine knappe Woche zuvor hatte ein Treffen unserer Abiturklasse in einer anderen Gaststätte stattgefunden, an dem ich als Ungeimpfte nicht hatte teilnehmen können. Für mich ging das in Ordnung. Mit nachteiligen Konsequenzen meiner eigenen Entscheidungen kam ich schon immer vorzüglich zurecht. Etwas heuchlerisch empfand ich jedoch Worte des Bedauerns über mein „Schicksal“ und die Feststellung, ich grenzte mich selbst aus. Man hätte schließlich mit dem Treffen nicht bis zur zweiten Novemberhälfte warten müssen, hätte man mich und eine weitere ungeimpfte Klassenkameradin inkludieren wollen. Von September bis Oktober hätten sich so einige schöne Tage für ein Treffen Im Freien angeboten. Ich verbuche das unter Gedankenlosigkeit und nehme es nicht übel. Eine Rolle spielt vielleicht auch der nicht wirklich enge Zusammenhalt unserer Klasse. Die wenig homogenen Lebenswelten, denn wir angehörten, setzten sich später fort.
Utes Geste erfolgte sicher auch in Reaktion darauf, um mir zu vermitteln, daß auch ich noch immer dazugehörte. Sie gibt damit ein Beispiel dafür, wie man es auch und weitaus besser machen kann.

Die Impfung ist eine persönliche Entscheidung, deren Vor~ oder Nachteile jede/n individuell treffen. Da alle weiterhin nachweislich gleichermaßen andere infizieren können, ist die Frage pro oder contra Impfung kein Grund für Intoleranz oder gar Feindseligkeit.
Ute hatte mich mit ihrer Impfentscheidung überrascht. Ich hatte vernutet, sie würde das ebenso sehen wie ich. Ich bedauere, daß wir zuvor nicht noch ein ausführliches Gespräch darüber führen konnten. Das hätte mich zumindest beruhigt. Aber sie ist eine sehr intelligente Person, die sich sicher anderweitig informiert und dann die Ergebnisse anders gewichtet hatte. Nun verbleibt mir nur, ihr zu wünschen, daß sie alles bestens überstehen möge. Dasselbe wünscht sie sicher auch mir.

Ist es wirklich so schwierig, unter zivilisierten Menschen eine solche gemeinsame Basis zu finden?

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