Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!
Werte, als ein von Gerechtigkeit, Ethik und Anstand gebotener Maßstab für das Verhalten, werden oft bemüht in der gegenwärtigen globalen Krise.
Der Westen reklamiert sie universell und exklusiv für sich, verrät sie aber mit seinem Verhalten schon seit ewigen Zeiten ununterbrochen durch Kolonialismus, Versklavung, unprovozierte Angriffskriege, Kriegsverbrechen, Überfälle, Erpressung, Ausbeutung, Morde, Subversion und Staatsterrorismus. Werte sollen nur für andere stringent verbindlich sein, während sie für die eigene Seite selektiv bei Bedarf zur fakultativen Disposition gestellt werden. Werte werden schnell über Bord geworfen, wenn sie inopportun erscheinen. Angeprangert werden nur die anderen auf der Gegenseite. Die eigenen Verbrechen bleiben straflos. Der Doppelstandard beherrscht die Haltung.
Der Osten (vor allem China und Rußland) hält nun dagegen und propagiert ein pragmatisches Verhalten, das sich nur am gemeinsamen Vorteil orientiert. Werte sollen dabei ausgeklammert werden.
Auch Toleranz stellt einen Wert dar, pervertiert aber in den Unwert der Permissivität, die Werte zur Disposition stellt und entwertet, wenn Toleranz schrankenlos gewährt wird.
Beide Seiten handeln unethisch. Der Westen propagiert Werte nur, praktiziert sie aber nicht. Das nennt man Heuchelei. Der Osten will alle nach ihrer Art leben lassen und wendet dabei den Blick ab von zum Teil unerträglichem Unrecht. Dieses kann nicht einfach wegdefiniert werden, indem man gegen naturrechtlich vorgegebene Regeln verstößt unter dem Vorwand von Tradition und (Un)kultur.
Das Grundproblem ist die Festlegung der für alle verbindlichen Inhalte der Maxime von gerechtem und ethischem Verhalten, auf die sich in dieser allgemeinen Formulierung noch alle einigen können. Niemand wird für sich ungerechtes und unethisches Gebaren reklamieren.
Das Naturrecht als allen Rechtsordnungen vorgegebenes Prinzip liefert den Mindeststandard für alle Rechtssysteme. Dies umfaßt das Recht auf Leben, Freiheit und Rechtsgleichheit für alle Kreaturen. Diese grundlegenden Mindeststandards dürfen nicht angegriffen und erst recht nicht negiert werden, soll diese Welt nicht zu einem unwirtlichen Ort der Anarchie und Kriminalität als das Recht des Stärkeren verkommen.
Exemplarisch sei in diesem Zusammenhang an die Barbarei des Falles Jamal Khashuggi erinnert. Der Westen sanktionierte den Täter nicht aus interessengerichteten Motiven (die Saudis als Mitwisser und Mittäter US-amerikanischer Verbrechen sowie als Hüter des Rohstoff-Dollars). Der Osten reagierte aus Desinteresse auch nicht darauf. Das Verbrechen blieb ungesühnt. Soll das die Norm sein? Hier pervertiert die Nichteinmischung zur Gleichgültigkeit gegenüber Werten insgesamt und letztlich zu deren Abschaffung durch mangelnde Durchsetzung.
Nach einer Neuordnung der globalen Kräfteverhältnisse bleibt hier viel zu tun, um ein inakzeptables Vakuum zu füllen. Der Zustand der faktischen Rechtlosigkeit muß beendet werden, in welchem alle individuell als Recht definieren, was ihnen gerade genehm erscheint. So wird Unrecht im Nu zu Recht deklariert. Recht und Gerechtigkeit leben von ihrer Anwendung. Wer dies einfach bei Seite schiebt, macht sich genauso schuldig wie die Täter. Da nehmen sich Westen und Osten nicht viel.