Wie die Zeit vergeht! Herzlichen Glückwunsch, Ulf Merbold!

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

1994 war Ulf Merbold in Moskau für mich die Begegnung mit einer bis dahin unbekannten Welt. Der Leiter der Wissenschaftsabteilung an der deutschen Botschaft Moskau, Herr Ulrich Schöning, hatte zum Abendessen geladen. Der Star des Abends war Ulf Merbold - ein Höhenflieger zum Anfassen. Sehr freundlich, zugänglich und selbst für Ignoranten der Materie wie mich verständlich klärte er über seine Mission im „Sternenstädtchen“ bei Moskau auf, wo er sich auf seinen Sojus-Flug als erster europäischer Astronaut zur russischen Raumstation Mir vorbereitete. Ich war beeindruckt und begeistert.

Ulf Merbold war - nach Sigmund Jähn - unser zweiter Mann im All. Beide verband der Geburtsort im Vogtland und eine spätere Freundschaft, weit entfernt von Rivalität. Während Sigmund Jähn seine Karriere in Ostdeutschland verfolgte, tat Ulf Merbold dies im Westen. Nachdem ihm in der DDR das Physikstudium versagt worden war, floh er und realisierte in Westdeutschland mit kometenhaftem Aufstieg seinen Traum vom Griff nach den Sternen. Als erster Nichtamerikaner nahm Ulf Merbold an einem Weltraumflug der NASA teil. In späteren Jahren gab er seine reiche Erfahrung als Chef-Dozent und Berater bei Raumfahrtprojekten weiter.

Der Fall von Ulf Merbolf zeigt, daß die oft als überlegen gepriesene Talentförderung der DDR nur dort erfolgreich war, wo nicht ideologische Scheuklappen die Sicht auf solch ein Riesentalent wie Ulf Merbold verstellten. Über eine „Physikerin“ Angela Kasner ist damit alles gesagt.

Heute feiert Ulf Merbold seinen achtzigsten Geburtstag. Wir gratulieren sehr herzlich und danken ihm dafür, daß er Deutschlands Ruf bis ins All getragen hat. Dem noch immer begeisterten Sportflieger sei allzeit guter Flug gewünscht.

https://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/unser-zweiter-mann-im-all-17396694.html
https://plus.tagesspiegel.de/wissen/astro-ulf-mit-den-amerikanern-und-den-russen-in-den-orbit-165423.html