Wir haben einen Freund verloren - Michail Sergejewitsch Gorbatschow.

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Im Alter von 91 Jahren verstarb in Moskau nach langer schwerer Krankheit der ehemalige Staatspräsident Rußlands und Friedensnobelpreisträger Michail Sergejewitsch Gorbatschow.

Wir verneigen uns vor einem großen Staatsmann, dessen Mut eine Wende der Geschichte einleitete. Der aus tiefster Überzeugung dem Frieden verpflichtete Politiker war einer der wenigen würdigen Träger des Nobelpreises in dieser Kategorie. Er schenkte Deutschland sein Vertrauen und die Teilwiedervereinigung. Wie bitter müssen die nachfolgenden Entwicklungen für ihn gewesen sein mit der Erfahrung von Enttäuschung, Undank und Betrug seitens des Westens und maßgeblich auch der ehrlosen deutschen Machthaber.

Michail Gorbatschows Absichten waren die besten, seine Wege zu ihrer Verfolgung nicht immer optimal. Mit Glasnost und Perestroika leitete er eine neue Ära in seinem Lande ein. Sein Prinzip „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ wurde auch außerhalb Rußlands zum geflügelten Wort. Es mag ihn jedoch zu bisweilen übereilten Entschlüssen verleitet haben. So baute er viele veraltete Strukturen ab, noch ehe er sie durch neue substituiert hatte. Dies führte zu Friktionen, die die russische Bevölkerung ihm anlastete und bei ihr den Eindruck hinterließen, früher sei alles besser gewesen. So erwarb er sich den Ruf als Totengräber der UdSSR.
Daher konnten viele Russen die damals in Deutschland herrschende Begeisterung für Michail Gorbatschow nicht nachvollziehen. Die seinerzeit hierzulande ausgebrochene Gorbimania stellt heute den überzeugendsten Beweis dafür dar, daß Russophobie kein den Deutschen inhärentes Charaktermerkmal darstellt, sondern ihnen von bösartiger Hand übergestülpt wurde.

Ich erinnere mich gerne und dankbar an meine Begegnung mit Michail Gorbatschow.
Es war der deutsche Nationalfeiertag am 03. Oktober 1993. Der Empfang an der deutschen Botschaft in Moskau neigte sich seinem Ende entgegen. Mir hatte es oblegen, zusammen mit einem Kollegen die Ehrengäste aus der Warteschlange der Gratulanten herauszufischen und sie zum Botschafter zu eskortieren. Nun schien alles überstanden und perfekt abgelaufen zu sein, sodaß auch der Kollege und ich uns endlich ein Gläschen und ein Häppchen beim Plausch im Foyer gönnen konnten.
Plötzlich hatte ich den Eindruck, als stehe jemand hinter mir. Ich drehte mich um und blickte auf das charakteristische Feuermal. Ganz geduldig und bescheiden hatte Michail Gorbatschow gewartet, ohne sich bemerkbar zu machen. Ich brachte natürlich sofort meine freudige Überraschung zum Ausdruck und begleitete den hohen Gast zum Botschafter. Auf dem Weg dorthin erwies er sich als völlig unkomplizierter, freundlicher Mensch. Später geleitete ich ihn wieder zum Ausgang, und auch bei dieser Gelegenheit ergab sich ein netter Austausch, während dessen er sich nach meinen Aufgaben und meinem Leben in Moskau erkundigte. Danach hatte ich Jungdiplomat den Eindruck, eine Begegnung mit der Geschichte gehabt zu haben.

Michail Gorbatschow hat Geschichte geschrieben und wird damit in die Annalen eingehen als einer der bedeutendsten Protagonisten seiner Zeit.

In tiefer Dankbarkeit und Trauer verabschieden wir uns von dieser großen Persönlichkeit. Wir erachten es als sein Vermächtnis und seinen Auftrag, uns mit aller Entschiedenheit dafür einzusetzen, daß Deutschland und Rußland wieder zusammenfinden und eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Das ist unser Versprechen an Sie, Michail Sergejewitsch.

Anmerkung für alle nicht der russischen Sprache Kundigen: Mein Abschiedsgruß bedeutet keine unangemessene Übergriffigkeit. Die Anrede mit Vorname und Vatersname ist sehr respektvoll und gebührend distanziert.

https://rtde.site/russland/147561-michail-gorbatschow-im-alter-von/
https://www.welt.de/politik/ausland/article240774713/Michail-Gorbatschow-Die-Deutschen-liebten-ihn-in-Russland-galt-er-als-Totengraeber.html
https://steemit.com/deutsch/@isabellaklais/ostdeutsche-und-russland-westdeutsche-und-die-usa-ein-facettenreiches-thema
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