Zwischen politischem Katastrophentourismus und Empathielosigkeit

in deutsch •  3 years ago 

Isabella Klais / Aufbruch - Wir für Deutschland!

Katastrophen entscheiden bisweilen über Karrieren. Die prominentesten Beispiele sind Helmut Schmidt und Gerhard Schröder.
Im Februar 1962 bewährte sich der damalige Hamburger Polizeisenator Helmut Schmidt als Krisenbewältiger bei der Hamburger Sturmflut und erwarb sich dabei den legendären Ruf, der ihn 1974 in das Kanzleramt trug. Auch dort führte er sein Land souverän durch eine krisengeschüttelte Zeit - der beste Kanzler, den Deutschland je hatte.
2002 spülte die Elbe erneut einen Kandidaten ins Kanzleramt und sicherte Gerhard Schröders die Wiederwahl, die schon fast als verloren gegolten hatte. Gerhard Schröder zeigte Präsenz und tatkräftige Entschlossenheit im Katastrophengebiet.

Ein einfach zu kopierendes Erfolgsmodell bietet sich damit jedoch nicht.
Wer mit seinem Troß an Personenschützern und Medienschaffenden in einem Krisengebiet einfällt, behindert erheblich die Rettungsaktionen und nimmt die Zeit derer in Anspruch, die anderenorts dringend gebraucht würden. Er schadet so mehr als er hilft. Mit der heutigen Verfügbarkeit aktueller Teleinformation kann die Lage oft sogar besser aus der Distanz beurteilt werden als durch punktuelle Eindrücke vor Ort. Aus dieser Perspektive können dann Hilfszusagen erfolgen.
In Wahlkampfzeiten werden Auftritte bei solchen Gelegenheiten leicht als Instrumentalisierung der Not für eigene Zwecke wahr~ und übelgenommen.
Das Geschehen nur aus der Ferne zu beobachten, empfehlt sich jedoch auch nicht, denn es gilt, die irrationale Erwartung von Zuspruch und psychologischem Beistand zu bedienen, die die Bevölkerung einfordert.
Diese Gratwanderung erweist sich als schwierig, zumal im direkten Kontakt mit der Öffentlichkeit schon mal spontane Äußerungen fallen, die dem Betreffenden später negativ nachhängen oder zu Fehlinterpretationen führen.

Geradezu schockierend muten die Bilder an, die Angela Kasner derzeit aus den USA liefert. In Anbetracht von bereits 140 Todesopfern, zerstörten Existenzen und unermeßlichem materiellem Schaden durch die Flutkatastrophe wäre es ein Gebot des Anstandes und der Pflicht gewesen, den Aufenthalt dort sofort abzubrechen und unverzüglich zurückzukehren. Während in Deutschland Menschen um ihr Leben und ihre Existenz kämpfen, und Helfer unermüdlich die Grenzen ihrer Kräfte ausschöpfen, delektiert sich dieses abgrundtief verachtenswerte Charakterschwein beim Festbankett und kostümiertem Mummenschanz. Schon ihre hölzernen Auftritte bei früheren Katastrophen fügten diesen noch eine weitere hinzu und ließen erkennen, daß sie nur ein ihr von Beratern anempfohlenes Pflichtprogramm abspulte. Nun aber tritt sie für keine weitere Amtszeit mehr an und leistet es sich, ihre wahre Gesinnung zur Schau zu stellen. Auch in den USA dürfte es auf Befremden stoßen, wie gleichgültig ihr das Schicksal ihrer Landsleute ist.

https://www.dw.com/de/trotz-hochwasser-politik-gespalten-beim-klimaschutz/a-58287532
https://www.focus.de/politik/deutschland/bundestagswahl/land-unter-in-nrw-laschet-sagt-kloster-treff-mit-soeder-ab-und-vermeidet-damit-einen-schweren-fehler_id_13499048.html
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Sturmflut-1962-Die-grosse-Rettungsaktion,schmidtsturmflut100.html
https://www.stern.de/panorama/gerhard-schroeder-der-kanzler-und-die-flut-3520660.html

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....delektiert sich dieses abgrundtief verachtenswerte Charakterschwein beim Festbankett und kostümiertem Mummenschanz.

Mal eine dumme Frage: Seit wann haben Schweine Charakter?

Gute Frage! Bei vierbeinigen könnte es der Fall sein.


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Many cordial thanks and best wishes!

Es ist eine furchtbare Katastrophe, aus der wir noch lange nicht draußen sind.
Wir wohnen 20 km vom Unglück entfernt und doch sind wir mitten drin.
Mein Schwager, hat alles verloren, meine Freundin in Münstereifel ebenfalls und wir sitzen wegen der Steinbachtalspeere alle auf ein pulverfass.
Schrecklich, möchte gar nicht drüber nachdenken, wenn das passieren sollte.

Das tut mir ja so leid! Einfach schrecklich! Da fehlen Worte, und die Vorstellung ist grauenvoll.
Allerbeste Wünsche!